Full text: Kreis Worms ([B, 1])

  
  
jauteile 
Männerbau 
Inneres 
258 KREIS WORMS 
L 
hrifti pinfers lieben Herrn vnd fehligmachers geburtt 1568 Jar vff freytag 19 
monatts tag martij ftarb der Edell und Ehrenveit Engelhartt zu rodenftein deme 
der Almechtig gott genedig vnd barmhersig fein wolle. Amen. Links: Als (folgt 
eine Lücke, der Stein ist glatt) 10 Jar vfft (desgl.) den monatts tag (desel.) Starb 
die Edell vnd thugenthafft Sraw barbara weyland des Edeln vnd Ehrenveiten 
Engelharten zu Rodenftein nachgelafjene wittib geborne vom oberjtein deren der 
Almehtig ıc. Die Wappen am rechten Pilaster gehören laut Beischriften an: 
»Hanns zu Rodenstein seligen, Anna beyerin von boppartten selligen, Anna vonn 
Rodenstein seeligen, margaretta Bochin von Wingertal selig«, diejenigen am linken 
»Oberstein, wilch vo alzey, Erlenbach und Ermnberg 
Alte Grabsteine sind zur Bedeckung des Rokokoeinbaus im Westen verwendet. 
Litteratur. Friedrich Schneider, Die Pauluskirche zu Worms, ihr Bau und ihre Geschichte. 
1881. Wagner, Rheinh. Stifte. 5. 452. 
Abbildungen. Bei Moller, Kirche des h. Paulus zu Worms und die Kirche des h. Georg 
zu Limburg 1828; bei Redtenbacher und Fr. Schneider a. a. O., M. Thomas King, Etudes pratiques 
tirees de Parchitecture du moyen äge en Europe Tom. IV, 4. Pl. 35. 36. (Aufriss der Westfagade und 
des Chors, Querschnitt durch die Vorhalle, kleiner Grundriss, Westportal, Details, namentlich die 
Kapitelle im Chor.) Ölgemälde den Chor darstellend von Hofmann im Besitz des Geh. Kommer- 
zienrat Dörr. 
Die SYNAGOGE stellt sich in ihrem romanischen Hauptteil (dem Männer- 
bau) als ein zweischiffiger Raum dar, welcher durch zwei Rundsäulen geteilt und 
dadurch in sechs gleiche mit Kreuzgewölben überspannte Joche zerlegt wird. Im 
Westen legt sich ein halbrund geschlossener rechteckiger Anbau an die Mauer des 
Hauptbaus, die sog. Raschikapelle. Im Osten springt eine runde Nische aus der 
Mauer vor, die aussen mit einem Steindach bedeckt ist. Im rechten Winkel und 
nach Osten dieselbe Flucht bildend stösst an den romanischen Männerbau der 
eotische Frauenbau an. Von demselben wissen wir, dass er 1349 verbrannt wurde. 
Eine hebräische Inschrift über der Thüre der Gemeindestube, auf dem äusseren 
Vorhofe der Synagoge*) giebt eine Jehudith als Erbauerin der Frauensynagoge an. 
Sie war entweder Erbauerin des 1349 zerstörten oder des jetzigen Gebäudes. Die 
nördlichen Fenster desselben entstammen dem 17. Jahrhundert. 
Der 
Fenster ohne Masswerk und mit gradlinigen Laibungen, im Osten zwei spitzbogige 
in der Hauptsache romanische Männerbau hat im Süden drei spitzbogige 
Fenster und dazwischen eine halbrunde Nische. deren Rundbogen auf zwei mit 
einfachen Kämpfern geschlossenen Wandpfeilern ruht; zu beiden Seiten der Nische 
sind im Dreieck geschlossene gradlinige flache Nischen, die auf der einen Seite 
von denselben Wandpfeilern, auf den andern von je einem ähnlichen begrenzt sind. Auf 
der Nordseite entsprechen den Fenstern der Südseite zwei spitzbogige Fenster ohne 
jede Architektur und ein reiches romanisches Portal. Die Westseite hat in der 
Höhe zwei Fenster, in welche das Dach der Raschikapelle einschneidet. Die Kreuz- 
cewölbe des Männerbaus sind ohne alle Gurten; sie beginnen auf einfach profilierten 
*) Dr. Lewysohn, Sechzig Epitaphien von Grabsteinen des israelitischen Friedhofs zu Worms, S. 107. 
         
   
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
  
  
   
    
    
  
  
   
  
   
    
     
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