Stadthaus
Gemälde im
Stadthaus
KREIS WORMS
Das STADTHAUS wurde in den Jahren 1883 und 1884 restauriert und
mit einem Turm versehen. Die verständige Restauration suchte das Alte möglichst
zu erhalten und von späten Zubauten zu befreien. Die alte Anlage stellt sich als
ein aus zwei grossen Flügeln bestehendes Gebäude aus der gotischen Stilepoche
dar. An den an der Ludwigsstrasse gelegenen Flügel schliesst sich der an der
Bürgerhofgasse stehende in stumpfem Winkel an. Des letzteren Schmalseite berührt
eine dritte Strasse, die Schulgasse. Von ihm springt ein mit einem Treppengiebel
abgeschlossener Anbau in den Hof vor, in welchem einst der bei Hamann abgebildete
Donjon stand, dessen letzte Überbleibsel bei dem Umbau 1883 verschwanden. Den
Zwischenraum zwischen dem Hauptflügel und dem mittleren Teil des Nebenflügels,
aus dem der Anbau mit dem Treppengiebel vorspringt, nimmt eine aus drei Schiffen
mit je zwei Jochen bestehende Halle mit einem Stockwerk darüber ein. An sie
schliesst sich der untere Stock des Nebenflügels und, zugleich den unteren Stock
des Anbaus einnehmend, das städtische Archiv an, dessen Längenrichtung quer
auf die Längenaxe des Seitenflügels geht. Der viereckte Pfeiler, der das vordere
Gewölbe des Archivs trägt, gehört noch der gotischen Zeit an. Das Gewölbe selbst
gehört in das 17. Jahrhundert und mag mit dem sehr flachen Gewölbe der Halle
gleichaltrig sein. Das Steinmetzzeichen mit den Buchstaben C. 5 an dem linken
Wandpfeiler der Halle stammt wohl von dem Erbauer des Gewölbes im 17. Jahr-
hundert. Zwei Schlusssteine, zum Teil mit Spuren alter Bemalung, datieren das
Gewölbe: der eine mit der Jahrzahl 1600, der andere mit 1672 neben dem
Die Anlage
der Halle selbst ist gotisch. Das beweisen die Kapitelle und Basamente ihrer
Wormser Schlüssel. Ein dritter Schlussstein hat blos den letzteren.
Rundpfeiler, die gotische Formen haben. Es sind vier dickere Pfeiler an der Hof-
seite, von denen zwei halb im Mauerwerk stecken; diese haben keine Kapitelle,
und es sitzen auf ihnen die Spitzbögen der Halleöffnungen ohne Vermittlung auf;
die Basamente sind jedoch den zwei schlankeren Rundpfeilern in Mitten der Halle
analog. Gotisch sind auch noch die Spitzbögen, welche von den Mittelpfeilern nach den
Wänden und den Pfeilern an der Hofseite gesprengt sind, die an den Wänden teils
direkt ohne Vermittlung anstossen, teils auf neueren Pfeilern ruhen. Als Bau des
17. Jahrhunderts bleiben uns hiernach nur die mit den Schlusssteinen versehene ( sewölbe-
felder übrig. Gotisch sind ausserdem und ausser dem erwähnten Treppengiebel ein
vermauerter Spitzbogen rechts von dem letzteren und zwei Fensteröffnungen im
Hauptflügel nach dem Hof zu. An einer von ihnen steht die Jahrzahl 1537, über der
anderen ist der Wormser Schlüssel aufgemalt. Aussen auf der Seitenstrasse über
der Thüre zur Sparkasse der gut gearbeitete Wormser Schlüssel. Die Fagaden
nach den Strassen hin waren schon vor der jüngsten Restauration modernisiert.
Diese hat das Stadthaus jetzt auch mit neuen Seitenbauten versehen; durch sie ist
die seither zu Wohnungen umgewandelt gewesene schöne Halle wieder geöffnet
worden. so dass das Ganze von dem Hof aus einen euten Anblick gewährt.
Die alte eiserne Thüre, welche früher das Archiv abschloss, befindet sich
gegenwärtig als Verschluss der Lutherstube im Paulusmuseum.
Den grossen, der jüngsten Restauration seinen Ursprung verdankenden Saal
des Stadthauses zieren fünf Äazserporträts, von denen vier prachtvolle Rokoko-