Schloss
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Befestigungs-
türme
KREIS WORMS
Stellen die Spuren der ursprünglichen Bemalung nach dem Abkratzen der Kalk-
tünche zu Tage traten, so waren dieselben doch sehr beschädigt und konnten
keinen genügenden Anhaltspunkt für ihre Wiederherstellung bieten*). Die seit 1878
durchgeführten Arbeiten wurden unter Leitung des Dombaumeisters Cuypers von
Mainz begonnen und vom bischöflichen Baumeister Lucas daselbst fortgesetzt.
Das Schloss gehört jetzt dem Freiherrn Heyl zu Hermsheim. Von der alten
Burg ist nur noch der untere Teil des Mauerwerks des im Nordwesten stehenden
Rundturms vorhanden; er bildet das nordwestliche Eck des heutigen Hauptbaues,
der dem Anfang des 19. Jahrhunderts angehört. Die gegenüberstehenden Wirtschafts-
gebäude entstammen noch dem 18. Jahrhundert; und zwar weist das, von guten
Löwenfiguren gehaltene Allianzwappen von Dalberg und Eltz auf die Entstehung
unter dem 1776 gestorbenen Grafen Franz Heinrich. Dessen Sohn war der Intendant
der Mannheimer Hofbühne Wolfgang Heribert, der die französische Zerstörung
erlebte. Unter dessen Sohne Emmerich Josef erhob sich ı811 das neue Herren-
haus auf dem Schutte des alten. Und um dasselbe legte er den wunderbaren
Park an, der das Dorf vom Südthor über das West- und Nordthor bis zum Ostthor
umgab und dessen Grenze nach dem Dorfe zu die noch vorhandenen Reste der
Dorfmauer bildeten. Der Nordeingang und die Strasse nach Norden, welche den
Park gerade durchschnitten hätte, fielen weg; eine neue Strasse, ausserhalb des
Parks vom Westthor aus ziehend, wurde angelegt. Der Park ist ein hervorragendes
Meisterwerk der Schule des grossen Landschaftsgärtners Ludwig von Sckell, vielleicht
von dem Meister selbst herrührend. Er umfasst ı5 Hektaren, und damit ihn auch der
westliche Eingang zum Dorfnicht durchschneide, wurde dieser unter ihm durchgeführt **).
Zum Park gehören jetzt auch die zwei alten Mauertürme, der SZorchenturm
und der Schzllerturm genannt, letzterer in Reminiscenz an die Verbindung des
Mannheimer Intendanten von Dalberg mit dem grossen Dichter. Die Türme sind
jetzt modernisiert, was ohne Zweifel in Verbindung mit der Erbauung des Schlosses
und der Anlage des Parkes durch Emmerich Josef von Dalberg (f 1833) geschehen
ist. Doch ist die ursprüngliche Gestalt der Türme im wesentlichen noch erkennbar.
Der Storchenturm erscheint als ein stattlicher viereckter, mit Zinnen bekrönter und
mit einem spitzen Steindach bedeckter Bau. Die Zinnen kragen sich auf einem rund-
bogigen Mauerfries vor und haben ausser den Scharten zwischen den Wimpergen
auch noch schmale Scharten in letzteren selbst. Ein rundes Stiegentürmchen mit
steinerner Wendelstiege ist dem Turm angebaut, doch wird derselbe jetzt durch
eine angebaute Holztreppe betreten und ist erst vom zweiten Stockwerk an die
Wendelstiege benutzbar. Das Stiegentürmchen hat ein spitzes Dach und darunter
einen rundbogigen Mauerfries. Das spätgotische Portal im Erdgeschoss, sowie das
breite spätgotische Fenster im zweiten Stock, welche beide im Feld des Spitzbogens
Fischblasenmasswerk zeigen, sind ebenso wie die an zwei Seiten eingesetzten Relief-
medaillons, die teils Darstellungen von Evangelisten und Aposteln, teils solche von
Wappen aufweisen, offenbar anderen Bauten entnommen; wir möchten die Ver-
mutung aussprechen, dass diese Details meist von dem abgebrochenen Kreuzgang
*) Mitteilung von Herrn bischöflichen Baumeister Lucas.
*%*) v. Ompteda, Rhein, Gärten $. 89 ff., woselbst Plan von Park und Dorf, und Ansichten von S« hloss und Park,
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