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Neumanns Arbeiten am Weftbau 91
erneuert haben. Eine zweite Erneuerung erfuhr dann die Galerie bei der Wieder-
herftellung im Jahre 1845. Damals müffen hier überhaupt weitgehende Veränderungen
ftattgefunden haben. Auf den Hundeshagenfc&hen Aufriffen und Schnitten des Turmes
erkennt man deutlich, daß das Geländer der Galerie damals tiefer faß als heute,
d. h. bis nahe an die Spitzen der Neumannfchen Vormauerungen über den gotifchen
Fenftern herabging und bis etwa zu ?/, feiner Höhe vor die Turmwand geblendet
war, fodaß alfo damals für den eigentlichen inneren Umgang nur ein recht niedriges
Geländer übrigblieb. Im Jahre 1845 rückte man nun diefes gotifche Geländer mit
feinem Fußpunkte höher hinauf, fodaß diefer nunmehr in die gleiche Höhe mit dem
Fußboden des älteren Umgangs zu liegen kam; hierbei wurde es, wie gefagt, in neu-
gotifchen Formen weitgehend erneuert.
Die durch den inneren Aufbau bedingte Abfegung der beiden oberen Gefchoffe
vermittelt Neumann im Äußeren (ähnlich wie bei den Seitentürmen) durch treppenartig
jich abftufende Sockel, deren Flächen er durch gotifche Blendarkaden nach dem Mufter
der urfprünglichen Galerie auf dem gotifchen Stockwerk oder durch reich profilierte
viereckige Blendrahmen gliedert. Die Fenfterformen der neuen Gefchoffe fchließen
fich an die älteren gotifchen an, ihr Maßwerk ift aber im Sinne des Barocks geftaltet
und in feiner Profilierung derber. Die von Halbfäulen mit akanthusartigen Blattwerk-
Kapitälen getragene Bogenftellung, die fich rings um das untere der neuen Gefchoffe.
hinzieht, und ebenfo der Rundbogenfries des oberen nehmen ein Motiv auf, das fchon
in den romanifchen Gefchoffen vorgebildet war. Den Abfchluß des Ganzen bildet auch
hier eine Haube von der Geftalt eines umgeftülpten Blütenkelches, nur ift hier im
Gegenfage zu der gedrungenen Form, wie fie die Abfchlüffe der romanifchen Seiten-
türme zeigen, dem gotifchen Empfinden für Höhenwirkung Rechnung getragen; ftatt
der f&hlichten Vafe wächft hier aus der Einf&hnürung über der Haube der eigentliche
Knauf als ftengelartiges Gebilde fchlank in die Höhe und fchließt dann erft mit einer
runden Vafe, aus der endlich das Doppelkreuz mit dem Wetterhahne auffteigt.
Als Bauftoff ift für das eigentliche Mauerwerk Tuffftein verwendet. Alle ornamen-
tierten Werkftücke beftehen aus rotem Mainfandftein.
Und nun die eigentlichen ffhmückenden Zutaten (Abb. 45). Auch hier fpielt wie
beim Aufbaue felbft das Eifen eine große Rolle. Schon beim oberen romanifchen
Gefchoffe fest Neumann auf den Eifenring an den Stellen, wo er die Bogenftellung
überfChneidet, in die Mitte Rokokokartufchen, die, von unten gefehen, ähnlich wie
Schlußfteine gewirkt haben müffen (f. Tafel 26); Verpuß und farbiger Anftrich werden
einft das Ihrige dazu beigetragen haben, um diefe Täufchung zu vervollftändigen.
Dicht unter dem Gefimfe bringt er in der Mitte und an den Ecken der Achteckfeiten
reiche Rofetten an, die wahrfcheinlich die Köpfe von Eifenankern verkleiden follen;
fie und die eben erwähnten Rokokokartufchen find das einzige, das fich von Neumanns
Schmiedeeifenfchmuck noch am Turme erhalten hat. Vom oberen Teile des gotifchen
Gefchoffes an läßt dann Neumann feiner Phantafie die Zügel fc&hießen. Keine leere
Fläche, möglichft viel Unterbrechung der Wagrechten zu Gunften der Höhenwirkung.
Die leeren Zwickel zwifchen den alten gotifchen Fenftern füllen nun ovale Kränze,
von denen aus über das Maßwerk hinweg fich dicke Gewinde aus Eichenlaub ziehen.
Über den mächtigen, 1845 erneuerten Zifferblättern der Uhr prangt das 1,70 m hohe
Wappen ihres Stifters, des Dompropftes Hugo Franz von Elß. Uhrzeiger und Wappen
roften jegt im Domkreuzgange ihrem völligen Verfalle entgegen. Auf dem Geländer
der Galerie figen ringsum verteilt Vafen, von denen Eichenlaubgehänge auslaufen ;
diefe Schmuckform wiederholt fich dann auf den Seiten der Socke] der beiden oberen