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Neumanns Arbeiten am Weftbau 95
die alte Firftlinie des romanifchen Daches, fegt hier Neumann eine brückenartige
Bogenftellung von drei Jochen, die erft den fteinernen Dachfirft trägt. Da diefe oberften
Stellen heute nicht mehr zugänglich find, läßt fich im einzelnen hier keine genauere
Befchreibung geben. Wir find vielmehr hierfür aufdie zeichnerifche Darftellung Hundes-
hagens angewiefen, der hier offenbar den Zuftand noch genauer kennen lernen konnte.
Die Neumannfchen Gewölbe wurden über ein verf&hiebbares Leergerüft aufgeführt,
deffen einzelne Abfäte fich noch deutlich auf der inneren Wölbefläche abheben. Als
Bauftoff find hier unregelmäßige, mit wenig Sorgfalt gewählte Sandfteine, die mit
Backfteinlagen wechfeln, verwendet; da für das Gewölbe keine wefentliche Belaftung
in Betracht kam, begnügte man fich mit dem geringwertigeren Steinmaterial. In die
Wölbung find auf jeder der Tangfeiten zwei Gaupen eingefegt, deren äußere Um-
rahmung und Überdachung aus rotem Sandftein befteht. Der kräftig profilierte Dachfirft
befteht ebenfalls aus rotem Mainfandftein (f. Tafel 24,a). Auf der Südfeite bildete
die Bekrönung des Giebels eine aus einem Säulenbündel wachfende gotifche Kreuz-
blume, auf der Nordfeite ebenfalls eine etwas fchlankere Kreuzblume, auf der ein
Engel fteht. Beide Bekrönungen find aus rotem Mainfandftein; fie ftammen wahr-
[&heinlich erft aus der Zeit Neumanns, der fie wohl nach den älteren, beim Dombrande
f[hwer befchädigten Vorbildern erneuerte, oder wenigftens diefe älteren Stücke ftark
überarbeitete.
Über der romanifchen Kuppel des weftlichen Ch orquadrats führte Neumann
ein von mächtigen, 1,30 m breiten und unten 1,25 m aus der Fläche vorfpringenden
Rippen getragenes Kreuzgewölbe auf; feine öftlichen Rippen fetzen fich auf die Vierungs-
pfeiler, die weftlichen auf den maffiven Unterbau der weftlichen Seitentürme. Die
Kappen ftoßen an die romanifchen Giebelmauern und den Weftturm. Um nun den
feitlichen Schub des neuen Gewölbes und feiner Rippen aufzuheben, fpannte er im
Inneren des Quadrats von Rippe zu Rippe ringsum in 0,80 bezw. 1,35 m Abftand von
den Wänden parallel zu diefen 7><2 cm ftarke Eifenbänder, eines in der Höhe des
Bodens, zwei in Mannshöhe; mit ihren Enden find fie in die Rippen verankert. Auch
hier liegt der Scheitel des Gewölbes tiefer als die alte Firftlinie (f. Tafel 28). Statt
der Bogenftellung fcheint hier auf die Scheitel der Kappen noch einmal kreuzweife
ein niedriges, [‘hmales Gewölbe oder ein viereckiger Kanal aufgemauert zu fein, der
erft den neuen fteinernen Firft trägt (f. Tafel 24, a).
Der Bauftoff der neuen Wölbung ift der gleiche wie bei der des Querhaufes, ftellen-
weife tritt aber auch der Tuff auf. Im ganzen ift auch hier das Material geringwertig,
worüber Neumann felbft fchon klagte (f. Schneider Sp. 55). Die Wölbetechnik ift die-
felbe wie die im Querhaus angewandte. Wie fehr Neumann auch hier auf die Feftig-
keit der romanifchen Bauteile vertraute, zeigt eine „geradezu abenteuerliche Leiftung“.
Offenbar infolge der Verwendung „nicht allzuguten Materials von Steinen“, man hatte
„Nur der geringeren Wohlfeile nach zu kleine Brocken und Kroßen .. beigefchafft“,
drohte eine der wuchtigen Rippen einzuknicken. Ohne Bedenken ftütt fie Neumann
durch einen auf den darunter herziehenden Schenkel des romanifchen Gewölbes ge-
fegten mächtigen Stüßpfeiler (das Nähere hierüber bei Schneider Sp. 108).
Bei der neuen Überwölbung der drei Konchen festen fich die Gewölbe auf die
Innenwände der drei Seiten des alten Galerieumgangs und laufen von hier, das mittlere
geradlinig abfchließend, die beiden äußeren als fpit zulaufende Spittel, wider die Mauer
des Chorquadrats, wie dies fich auch äußerlich in der Dachform zu erkennen gibt.
Eine eigentümliche Verfpannung findet fich in der Weftkonche; auf dem Längen-
[&hnitte bei Schneider (f. Tafel 28) ift fie nicht angegeben, der Längenfchnitt Hundes-