106 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, die Eingangshallen
befonderen Kapitelle, nur Kämpfer; diefe find etwas anders als die bisher erörterten
profiliert: Abb. 54, 5 und I macht das deutlich. Die Kämpfer treten übrigens nur feit-
lich vor, vorn find fie glatt abgefihnitten. Die Mittelfäule (8) hat ein richtiges Würfel-
kapitell mit abgefetstem Schild. Der Schild ift glatt, die gerundeten Flächen find geftockt
und mit glatten Riemchen und — in den Diagonalen — mit Tauen belegt. Es ift daran zu
erinnern, daß die Kapitelle in der einftigen Galerie des Oftturmes ganz ähnlich gewejen
find (f. S. 51 Abb. 24c), daß aber auch in der Galerie der Gothardkapelle einzelne
durchaus verwandte Stücke vorkommen. Der Kämpfer ift oben dem von 1 gleich, hat
aber unten noch einen Viertelftab mehr (Abb. 54 Nr. 3).
An der Oftfeite ift der Sockel und feine Abdeckung im Profil der attifchen Bafis
flach an der Wand entlang geführt. Der Portalbogen ift aus keilförmig gefchnittenen
Quadern gebildet, fodaß deren äußere Begrenzung eine zweite Kreislinie bildet; aber
nicht einen Halbkreis wie die innere, fondern eine Kurve, die nach oben fteigt. Mit
anderen Worten: die Keilfteine find gegen den Scheitel hin länger als an den Seiten.
Diefe — übrigens fehr alte — Eigentümlichkeit hat zweifellos ihren Grund in tech-
nifchen Überlegungen. Die Keilfteine greifen nirgends in die horizontalen Quader-
fehichten ein. Das Bogenfeld ift nach innen nicht gefchloffen.
Nahe der Ecke rechts glaubt man in der Wand die Refte einer älteren Gliederung
(einen Eckpfeiler mit Kapitell und Deckplatte) zu erkennen; freilich find es nur Fugen
im Quaderverband, die folche Vorftellungen wecken. Man könnte an eine — [päter auf-
gegebene — Abficht denken, hier eine Apfis beginnen zu laffen. Eine wirklich befrie-
digende Erklärung weiß ich nicht.
An der Südwand läuft zunächft unten eine Steinbank in einer Flucht durch beide
Joche. Sie ift nur da eingefChnitten, wo die Pforte zum Turm führt, und mit einer recht-
winkligen Stufe eingetreppt, wo man zum Kreuzgang geht. Auf diefer Bank liegt eine
zweite Sockelplatte, bekrönt mit dem Profil der attifchen Bafis. Sie hält fich knapp an
die Wandflächen, ift um alle Gliederungen herumgeführt und bildet fo unmittelbar
deren Plinthen und Bafen.
Die Wandgliederung entfpricht — auch in den Einzelheiten — der der gegenüber-
liegenden Wand. Ich hebe nur die Abweichungen hervor. 15: ftatt einer Halbfäule,
der Pforte zum Turm wegen, nur eine Konfole, ganz derb, lediglich hohe Platte und
fteile Schmiege. 16 hat wie fein Gegenüber ein Adlerkapitell. Aber der Adler hälthier
die Köpfe von zwei Drachen in feinen Klauen. 17: am Kämpfer (Tafel 29 a) zwei
Greife, die je einen Drachen unter fich haben. Die beiden Drachenfchwänze, die die
Greifen mit den Schnäbeln gepackt haben, teilen das Relief fenkrecht in der Mitte: es
ift ganz ftreng fymmetrifch aufgebaut.
Im zweiten (weftlichen) Joch ift zwar auch aufdiefer Seite die Hauptgliederung (18, 22)
erhalten, d. h. es find die runden Eckdienfte für Schildbogen und Gewölbegrate da.
Aber dazwifehen find nur noch Refte der einftigen inneren Wandgliederung feftzuftellen.
Sie muß ähnlich gewefen fein wie gegenüber. Denn 19 ift ein rechtwinkliger Rück[prung,
deffen Kämpfer (ein Kapitell ift nicht vorhanden) dasfelbe Profil hat wie die Wandfäule
[chräg gegenüber (8): es tritt nur feitlich auf, vorn ift es glatt abgefChnitten. Im übrigen
ift aber durch das große Fenfter oben und durch das Portal unten alles zerftört (20, 21).
Es ift nur noch zu fagen, daß die urfprüngliche Architektur auch weiterhin (22, 23, 24)
der der gegenüberliegenden Seite entfpricht, daß die Kapitelle die hier überall gebrauchte
Form und die Kämpfer das gleiche Profil wie im öftlichen Joch (alfo wie bei 1) haben.
Alle diefe Formen und insbefondere auch die Dekoration der Kapitelle bekunden,
daß die Architektur diefer Eingangshalle mit dem befchriebenen Südoftportal und der
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