Das
Langhaus
112 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, das Langhaus
gewölbten Chorbau nebft dem Turm darüber. Diefes Ganze ift weder fpeierifch noch
lombardifch, es ift die geniale Tat eines fchöpferifchen Meifters. So erklärt fich nun
aber endlich auch der eigentümliche Charakter des ganzen Oftbaus. In den fchweren
gef&hloffenen Seitenflügeln lebt noch etwas vom trogigen 10. Jahrhundert. Die groß-
artige feftliche Pracht der Apfis und des Kuppelturms darüber tritt dazu in einen wir-
kungsvollen Gegenfag. Denkt man fich das Ganze im Umrif wie es war (vgl. Abb. 39)
und einheitlich in der Farbe, fo wird man fich dem gewaltigen Ernft der Wirkung
nicht entziehen können.
So kühn der Plan und fo groß die Wirkung des Oftchors ift, eine ebenfo gewaltige
Leiftung in der Gefchichte des Dombaus-ift die Errichtung des Langhaufes. Halten
wir uns zunächft an das Mittelfchiff. Ein Raum, rund 53 m lang, 13!/, m breit, bis
zum Scheitel der Gewölbe ungefähr 281/, m hoch; 10 Pfeiler auf jeder Seite (mit den
Stirnpfeilern der Längswände des Oftchors je 11), die fünf mächtige Kreuzgewölbe
tragen. Und diefer Bau, fo wie er heute noch fteht, war von Anfang an gewölbt. Frei-
lich, die heutigen Gewölbe find nicht mehr die urfprünglichen. Aber an ihrer Stelle
waren andere da, in der ganzen Architektur von unten auf vorgefehen. Es ift ein Haupt-
verdienft Friedrich Schneiders, dies endgiltigerwiefen zu haben (Tafel 28 und Abb. 57).
Man beobachte zunächft die Einheitlichkeit des Bauftoffes und der Arbeit im ganzen
Mittelfchiff. Mit großen, hohen Kalkfteinquadern (die Anfichtflächen nähern fich mit-
unter dem Quadrat, nach oben werden die Schichten etwas flacher), find die Außen-
feiten der Pfeiler verkleidet. Der Kern befteht auch hier aus Bruchfteinmauerwerk,
Quadermaffiv kommt am ganzen Dom nicht vor. Ebenfolche Quadern finden fich in
den Arkadenbogen, darüber an der Hochwand in den Flachnifchen und an ihren Ein-
faffungen, ferner noch weiter oben an den Fenftereinfaffungen und an den Schildbogen.
Nur die Schildwände felber find auch in den Anfichtsflächen (nicht nur im Kern) aus
Bruchfteinmauerwerk hergeftellt; die neue Bemalung verwifcht leider den Unterfchied.
Der Grund dafür ift gewiß darin zu fuchen, daß man fparen wollte und daß man in
diefe Höhen lieber kleinere, leichtere Bruchfteine (übrigens ebenfalls Kalkftein!) als
die großen, ffhweren Quadern fchaffen mochte. Eine fpätere Entftehung der Schild-
wände ift daraus um fo weniger abzuleiten, als die Gliederungen bis ganz oben aus
Kalkfteinquadern völlig derfelben Art, wie wir fie unten finden, beftehen. Alfo: das
Mittelfchiff ift zunächft im Bauftoff durchaus einheitlich. Dementfprechend ift aber
auch die Bearbeitung einheitlich. Überall, felbft an den Trommeln der Halbfäulen (!),
finden wir einen Saumbefchlag, der leicht [hräg zur Quaderkante fteht, nicht ganz fo
breit wie an den Quadern des Oftbaus und nicht ängftlich gleich breit gehalten wird,
derb, nicht geglättet. Der Spiegel zeigt dagegen leicht gerundeten Hieb, allermeift
diagonal ausgeführte, recht tiefe, feine, dichte Riefelung. Es ift diefelbe Behandlung,
wie wir fie fhon in den oberen Teilen des Oftbaus, z. B. in den oberen Hallen feit-
lich vom Chor gefunden haben.
Weiter ift auch die Ausführung des Aufbaus ganz einheitlich und vortrefflich. Ab-
gefehen von den Unregelmäßigkeiten in den Abmeffungen und in den Richtungen,
wie fie bei jedem größeren mittelalterlichen Bau aus fo früher Zeit vorkommen, ift
das Ganze im höchften Grade gleichmäßig und tüchtig. Die Fugen find dünn. Auf die
Stoßfugen kommen kaum mehr als 3, auf die Lagerfugen 5, allenfalls 6-7 mm. Und
wie wunderbar hat diefer Bau allen Stürmen, die über ihn hingegangen find, getrogt.
Freilich ift er auch nie ausgebrannt wie die unglücklichen Dome von Speier und Worms.
Eine Einzelfrage muß noch etwas ausführlicher befprochen werden. Man hat darauf
aufmerkfam gemacht, daß die Halbfäulen an den Hauptpfeilern zum Teil nur aus halben
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