Die
Seitenfchiffe
118 Baubefchreibung: Das Innere des Domes, die Seitenfchiffe
gelitten. Es erwies fich als notwendig, die Seitenfchiffe gründlich zu erneuern (um
1190 f. unten). Während diefer Arbeiten entftand der Plan, den alten Weftbau des
Domes abzubrechen und durch eine mächtige Neufchöpfung zu erfegen.
Erft als diefes Unternehmen bis zu einer beftimmten Höhe geführt war, ging
man an die Erneuerung auch der Hochfthiffgewölbe des Langhaufes. Und dabei hat
man nun offenbar das öftliche Joch bis zulett offengehalten, um hier bequem Bau-
materialien in die Höhe fChaffen zu können. Erft kurz vor der feierlichen Hauptweihe
des Jahres 1239 wird das Gewölbe gefchloffen worden fein.
Schließlich mag angemerkt werden, daß der Fußboden im Schiff urfprünglich etwa
20 cm tiefer lag als heute (Schneider notierte fich: 5—7 Zoll, nicht tiefer! Vgl. Grein
a.a. ©. S. 4 Anm. 1). Die Höhe ift mehrfach verändert worden.
In denSeitenfchiffen ift der heutige Zuftand nicht fo einheitlich wie im Mittelfchiff.
Zunächft ift die romanifche Umfaffungswand der Seitenfchiffe innerhalb der einftigen
Wandvorlagen (f. unten) Joch für Joch herausgebrochen, fodaß nur Pfeiler ftehen-
geblieben find, die die Seitenfchiffgewölbe tragen. An diefe Pfeiler ift im nördlichen
wie im füdlichen Seitenfchiff je eine Reihe gotifcher Kapellen angefchloffen, fodaß der
Dom in gewiffem Sinne fünffchiffiig geworden ift. Aber, auch abgefehen von diefer
gotifchen Erweiterung, auch in den romanifchen Bauteilen ift nicht alles gleichartig.
Beginnen wir die Einzelbetrachtung im nördlichen Seitenfchiff, fo fällt uns fofort auf,
daß die Form der Bafen an den Halbfäulen der einftigen Nordwand nicht durchweg
die gleiche ift. Die Bafen 1 und 7 (vgl. den Überfichtsplan Abb. 59) ftimmen mit den
gegenüberftehenden an den Mittelf%hiffpfeilern (2 und 8) in der Form im ganzen
überein. Sie figen allerdings um eine Stufe höher als diefe. Aber da auch Material
und Bearbeitung die gleichen find, fo dürfen wir darauf vertrauen, daß wir hier
Beftandteile der alten Seitenf&hiff-Umfaffungsmauer vor uns haben (vgl. Abb. 60, 4
mit 2 und 3).
Weiterhin gegen Weften ändert fich aber das Bild. Die folgenden Bafen der Halb-
fäulen an der einftigen Nordwand (13, 19, 25 uff.) find fichtlich jünger. Sie ftehen
auf höherem Sockel und find flacher. Der untere Wulft hat [chon das „Ausfließende“
der fpäteren Zeit, d. h. fein Profil bildet nicht einen ftehenden Halbkreis, fondern ift
oben mehr eingezogen als unten, und die größte Ausladung liegt nicht in der halben
Höhe, fondern tiefer. Ferner treten regelmäßig die Eckverzierungen auf und auch
fie in jüngeren, dem unteren Bafiswulft fich eng anpaffenden Formen (vgl. Abb. 60,14
und Abb. 61). Neben mannigfaltigen, auch breiten diamantierten Blättern fallen be-
fonders auf: ein Blatt, das fich in Liliengeftalt zurückbiegt, kauernde Tiere (leider
ftark beftoßen), flache fifchartige Wefen mit dicken Köpfen. Das Material diefer jün-
geren Bafen ift roter Sandftein mit Ausnahme der Bafen 13 und 25, die aus Kalk-
ftein gearbeitet find.
Vergleichen wir nunmehr die Kapitelle, fo ftoßen wir auf ähnliche Unterfchiede.
Während das Kapitell der Halbfäule am Mittelfchiffpfeiler (2) ein einfaches Würfel-
kapitell, fogar ohne abgefetten Schild, ift, gehört das Kapitell gegenüber am erften
Pfeiler der Nordwand des Seitenfchiffes (1) einem anderen Typus an. Wir begegnen
diefem Typus weiter nach Weften wieder an den Kapitellen 19, 25, 31, ferner 43, 49
und 55. Diefe Kapitelle (Abb. 62 nach Schneider Sp. 87 f.) haben zunächft eine an-
dere Grundform als 2. Sie find nicht Würfelkapitelle, fondern das Kopfftück geht vom
Rund des Halsrings in die Form eines viereckigen Kelchs, deffen Seiten einwärts ge-
[ehwungen find, über. Diefer Kelch ift mit Blattftengeln, oft von geradezu bandartiger,
gleichmäßig breiter Form, befetzt, die aus breiten palmettenartigen Blattfächern oder
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