154 Baubefchreibung, die Einbauten: Chorbühnen
den Zweck diefer in den Zuftand des Weftchors immerhin tief eingreifenden baulichen
Veränderung ; möglicherweife findet fich auch dort etwas über den Baumeifter diefer
Chorbühnen. Schneider (Dom Sp. 41 Anm.3) weift auf den damaligen Werkmeifter
des Domes, Joh. Bapt. Barella, hin, der im Kreuzgange des Domes begraben liegt und
deffen Grabfchrift Bourdon überliefert. Hier wird er bezeichnet als „gewefener
Mauerer des hohen Domftifts geftorbe ao 1705 den... Maii .. .“))
Die Lage und die heutige Grundrißgeftaltung der beiden Chorbühnen ift aus dem
Grundriffe auf Tafel 5 zu erfehen. Den älteren und wohl auch den urfprünglichen Zu-
ftand verzeichnet der oben S. 3 befchriebene Grundriß des Mittelfchiffs aus dem
Jahre 1803 oder 1804?) dazu vergleiche man auch den Grundriß bei Gudenus, der
oben S. 4 wiedergegeben ift. Die Höhe der Chorbühnen beträgt nach der Vierung zu
5,85 m, auf der Außenfeite 7,10 m, ihre Tiefe 3,10 m.
Als Material ift durchgehends roter Mainfandftein verwendet; über die in die
heutige Anlage eingebauten beiden Stiegentürmchen und über wiederverwendete Werk-
ftücke der älteren Lettneranlage ift oben S.152 gehandelt.
Nach den Querfchiffarmen öffnen fich die Bühnen mit je vier im Halbkreife ab-
fchließenden flach profilierten Bogen, vor deren Pfeiler auf hohen Sockeln ruhende
Dreiviertelfäulen mit korinthifierendem Kapitäle treten; fie tragen das fich über den
Säulen verkröpfende Gebälk. Die beiderfeitig fich unmittelbar an die Stiegentürmchen
anfchließenden Bogenöffnungen mit der Treppenvorlage bildeten von jeher die Ein-
gangstüren vom Querfchiff aus. Die heutigen Türflügel find neu; urfprünglich mögen
wohl fchmiedeeiferne Türflügel den Verfchluß gebildet haben. Die übrigen Bogen
find heute durch Fenfter mit gemauerter und rauh verputter Brüftung abgefchloffen.
Urfprünglich waren fie offen und nur in dem unteren Teile mit einer in der Höhe der
Säulenfockel laufenden, 0,94 m hohen Baluftrade von je zwei halben und je vier ganzen
Baluftern gegen die Querfchiffarme hin abgefchloffen, wie dies aus dem oben erwähnten
Grundriffe von 1803/04 noch deutlich zu erfehen ift. Diefe Balufter wurden erft im
Laufe des 19. Jahrhunderts, wahrfcheinlich nicht lange vor 1844 und zugleich mit der
„fteinernen Bruftwehr“ von ähnlicher Form, von der Schaab II S.79 und 80 fpricht,?) ent-
fernt. An ihre Stelle traten dann die aufgemauerten und verpugten Brüftungen der
heutigen Fenfterabfchlüffe. Auch am Baue felbft zeigen fich heute noch die Spuren des
älteren Zuftandes. Das Gefimfe der Säulenfockel nämlich fette fich urfprünglich über
die Bogenpfeiler feitlich fort und lief von hier in der Bogenöffnung als Bank über die
Balufter weiter. Noch heute fieht man überall deutlich die in die Pfeiler einbindenden
Stücke diefer beim Einbau der Fenfter herausgefchlagenen Bank und auf diefen Reften
auch noch die ebenfalls weiterlaufende fenkrechte Scharrierung des tiefften EinfChnittes
der hier abgefthlagenen Gefimsprofilierung der Säulenfockel. Möglicherweife waren
1) Deffen Vetter war Giovanni Angelo Barella (geft. 9. März 1695, f. Schneider a. O.).
Ihn ernannte Kurfürft Franz Anfelm von Ingelheim bei der Wiederherftellung des Eltviller
Schloffes 1682 zum Schloßbaumeifter (Domarus, „Wann wurde das erzbifchöfliche Schloß
Eltville zerftört und wieder aufgebaut?“ Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der rheinifchen
Volkszeitung für 1914, am Ende). Hans Engel Barella gehörte in Mainz das Haus Härings-
brunnengaffe Nr. 7 (f. Schrohe, Auffäge S. 168), das er wahrfcheinlich auch felbft gebaut
hat. Nach Domarus war Giovanni Angelo Barella feines Zeichens ein Steinmeg und
Maurermeifter und wohnte in Mainz. Sein Vetter Giovanni Battifta beauffichtigte den Bau
zu Eltville während der ganzen Zeit der Wiederherftellung.
2) Mainzer Stadtbibliothek, jegt unter „Kartenraum III 88d“ aufgenommen, wonach unfere
Angabe oben S.3 zu berichtigen ift.
3) Der ebenerwähnte Grundriß verzeichnet fie zwifchen den beiden nach dem Mittelfchiff
hinabführenden feitlichen Treppen (vgl. auch Schneider Sp. 41 Anm. 3).