Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Baubefchreibung: Glasmalerei 167 
das Vorderteil eines Löwen undeine (Teufels-?)Frage. Schneider!) fah darin, befonders 
in dem Löwen, Entwürfe der Steinmegen, die am Südoftportal arbeiteten. Ob Ent- 
würfe oder fonftige graphifche Ergüffe —, aus der Erbauungszeit des Oftbaus mögen 
die Zeichnungen in der Tat fammen. Ein Geficht von vorn ftheint dagegen jüngerer 
dilettantifcher Unfug zu fein. 
Die Befchreibung der heutigen Ausmalung des Innern fällt außerhalb der 
dem Kunftdenkmälerwerk gefegten zeitlichen Grenze. Der Vollftändigkeit halber feien 
hier nur einige kurze Hinweife gegeben (f. auch oben S. 166). Nach Schneider wurden 
diefe Arbeiten in den Jahren 1859 —1864 ausgeführt und begannen mit den Gewölben 
des Langfchiffs und Querfchiffs, deren neue Ausmalung Nikolaus und Franz Ufinger 
aus Mainz beforgten (Schneider, Dom Sp. 134). Die eigentlichen Wandmalereien über 
den Arkaden des Mittelfchiffs und in der Weftkuppel haben die Maler Karl Herrmann, 
Auguftin Lafinsky und Maria Jofeph Settegaft zu verantworten; ihren Arbeiten lagen 
vielfach die mehr oder minder ausgeführten Entwürfe und Skizzen Philipp Veits 
zugrunde (Schneider Dom Sp.135). Eine große Anzahl diefer Entwürfe befigt die 
Gemäldegalerie der Stadt Mainz. Eine Aufzählung der einzelnen Darftellungen im 
Langfähiff und die der Weftkuppel findet fich bei Klein, Mainz und Umgebung, 
2. Auflage, Mainz 1868 S.35 ff. und S. 38. Für die kunftgefchichtliche Betrachtung fei 
auf Spahn, Phil. Veit (Knackfuß, Künftlermonographien B. LI) S. 92 ff. verwiefen, 
wofelbft auch eine Anzahl Entwürfe Veits wiedergegeben ift. 
Den einftigen Glasmalereien ift es noch fchlimmer gegangen als den Wand- 
malereien. Der Dom befitt nicht eine einzige alte Scheibe mehr. Schon die Barockzeit 
fcheint in ihrem Streben nach hellen Räumen mit der Befeitigung der alten gemalten 
Fenfter angefangen zu haben. So berichtet Schaab II S. 74, daß unter dem Kurfürften 
Johann Friedrich Karl von Oftein im Jahre 1757 alle gemalten, wenn auch befthä- 
digten Fenfter, welche zum Teil Szenen der Mainzer Gefchichte darftellten, zur Schande 
der Zeit weggenommen und verfchleudert wurden. Leider gibt uns Schaab, wie fo 
oft, hier feine Quelle nicht an, doch liegt kein Grund vor, an feinen Angaben zu 
zweifeln. Wie weit man aber damals fchon mit der Einfegzung neuer Fenfter gegangen 
war, läßt fich heute nicht mehr feftftellen. Die Brände von 1767 und 1793, fchließlich 
noch die Pulverexplofion (1857) haben dann mit den noch vorhandenen Reften von 
Glasmalereien vollftändig aufgeräumt. 
Es ift fehr zu bedauern, daß Bourdon, dem wir die wertvollfte ältere Befchreibung 
des Domes verdanken,?) offenbar an folchen Kunftwerken, die keine Infchrift und 
Wappen aufwiefen, vorübergegangen ift. Er erwähnt dergleichen nur ausnahmsweife. 
So ftoßen wir in feinem Inventar nirgends auf Glasbilder, die etwa noch dem 13. oder 
gar dem 12. Jahrhundert angehört haben könnten. Ob der Dom fo früh farbige Fenfter 
gehabt hat und wie lange fich folche etwa erhalten haben, wiffen wir nicht. 
Auch im Weftchor verzeichnet Bourdon?) nur im mittleren Fenfter gegenüber dem 
Hochaltar die Wappen der Kurfürften Albrecht (von Brandenburg), Sebaftian (von 
Heufenftamm) und Daniel (Brendel von Homburg), die dort mit ihrem Schmuck und 
in ihren Farben gemalt waren, und im Fenfter daneben — auf der Epiftelfeite — noch 
einmal das Wappen Albrechts. 
Von älteren gemalten Glasfenftern im Dom führt er überhaupt nur zwei an, die 
ihn offenbar des Gegenftandes wegen befonders intereffierten. In der Marienkapelle 
(XVI im Grundriß auf S. 117) war der englifche Gruß gemalt, erläutert durch je zwei 
ı) Der Löwe in der plaftifchen Kunft der Rheinlande zur Hohenftaufenzeit. Kurmainzer 
Kunft S. 142. 2) S. unten S. 169. 2)8,.4% 
    
   
   
  
  
   
   
   
    
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
  
    
   
     
  
  
 
	        
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