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Ausftattung: Naffauer Altar (St. Bartholomäus) 181
geben an, daß der „gänzlich ruinierte“ Altar 1817 ausgebeffert und neu vergoldet
worden fei, fodaß er nun in neuem Glanze daftehe. In der Tat lefen wir am Fußftück
eines Ornaments, das der Nifche mit dem heiligen Paulus (rechts oben) feitlich ange-
fegt ift, „Franz Gräf 1816“ (aufgemalt). Photographie Gefamtanficht: Kroft; Mittel-
ftück: Neeb. Darnach die Abbildungen auf unferen Tafeln.
Die Infchriften ftehen auf den Seitenflügeln in den Kartufchen unter den Nifchen;
fie find in gleichhohen Kapitalen eingehauen und lauten links :!)
REVERENDO ET NOBILI DOMINO HENRICO A NAS-|SAW, HVIVS ET TREVIRENSIS
ECCLESIARVM CANONICO, | NECNON ARCHIDIACONO TITVLI S. LVBENTII, IN | DIE-
KIRCHEN AC LIMPVRGENSI PRAEPOSITO, FAMILIAE SVAE | VLTIMO, POST ANNOS
AETATIS 73, DIE 27. FEBRVARII ANNO 1601. DEFVNCTO, MOESTI EIVS AMICI, HOC|
MONVMENTVM POSVERE. rechts:
NOBILIS ETSTRENVVS PHILIP-|PVS ANASSAW, DOMINVS IN SPVRCKENBVRG, | CON-
SILIARIVS CAESAREVS, FRATER DOMINI| HENRICI, VIR PRVDENTIA MAGNVS, COM-|
PLETIS ANNIS 52. IN CHRISTO DIE 22.| NOVEMBRIS, ANNO 1582. PIE REQVIEVIT.
Der mächtige Altar (annähernd 7 m hoch ; 4,80 m breit) ift wie üblich dreiteilig und baut
fich in vier bis fünf Gefchoffen auf (Tafel 36). Der Höhe der Menfa entfpricht ein Unter-
bau an der Wand, durch die moderne Holzverkleidung der Menfa teilweife verdeckt.
Zu beiden Seiten ftehen Wandpfeilerchen, mittels Stichbogen mit der Mitte verbunden.
In den fo gebildeten Wandblenden werden Spuren von Malereien fichtbar. Es folgt
ein Sockel (Predella), durch die Poftamente, die die Gliederung des Oberbaues vor-
bereiten, in drei Rechteckfelder zerlegt. Im Mittelfeld eine Beweinung Chrifti, an den
Seitenfeldern, die konfolartig nach außen und oben ausladen, eine Dekoration aus
Cherubim, Fruchtgehängen und Schleiern. Über einem Fußgefims erhebt fich nun
das Hauptgefchoß, in der Mitte eine große Rundbogenblende in profiliertem Rahmen,
flankiert von Pilaftern, denen Säulen vortreten; oben fhließt ein verkröpftes Gefims
ab. In der Mitte über einer befonderen durch Konfolen verftärkten Sockelbank eine
große Darftellung der Kreuzigung mit vielen Figuren in reicher Landfchaft. An der
Sockelbank wiederum ein Cherubkopf und Fruchtgehänge, an den Sockeln der flankie-
renden Säulen Masken vor Schleiern mit Palmettenglorien. Die Säulen felbft haben
reich gefchmückte Fußftücke — Putten und Groteskenmotive [ehr reizvoll verbunden —,
glatte Schäfte und ionifche Kapitelle mit Masken. Die Seitenflügel des Hauptgefähoffes
find dreiteiligaufgebaut: Sockel,mit Rollwerkkartufchen von Engeln gehalten, darin In-
[ehriften; hoch-rechteckige Felder mit großen Nifchen, darin rechts Chriftus das Kreuz
[chleppend und drei Knechte, links zwei Frauen und Johannes; feitlich find diefen Haupt-
feldern Befchlagwerkkonfolen mit Fruchtgehängen angegliedert, die die Bruftbildereines
betenden und eines klagenden Engels tragen; endlich als oberer Abfchluß ein Gefims
mit hohem Fries, der je eine Infchriftkartufche, begleitet von zwei Wappen, trägt. Es
folgen nach oben die Auffäge. In der Mitte eine hohe von Säulen flankierte, durch
eine Säule in zwei Felder geteilte Attika, darin links Auferftehung, rechts Himmelfahrt.
Die Säulen find ähnlich wie unten behandelt. Schließlich darüber eine quadratifche
Wappenkartufche, gerahmt von föhwer dekorierten Satyrhermen, die ein Abfchluß-
gefims tragen. Rechts und links ftehen Tugenden, der Abzeichen beraubt. Der aus
Giebelteilen gebildeten Bekrönung des Ganzen fehlt die Mitte (man kann fich freilich
unter dem Blendbogen, dem der Altar eingegliedert ift, nur einen niedrigen, etwa knauf-
artigen Abfchluß denken). Über den Seitenflügeln des Hauptgefchoffes erhebt fich je
eine von Pilaftern gerahmte Nifche, links mit Petrus, rechts mit Paulus. Seitlich fegt
1) Über die Art der Wiedergabe der Infchriften und die Schreibweife der Namen vgl. das
im Vorwort Gefagte.