Baffen-
heimer
Altar
194 Ausftattung, Altäre: St. Nazarius und Baffenheimer Altar (St. Magnus)
fich ein tiefes Rot, als Zinnober und Purpur in verfchiedenen Tönen, Dunkelgrün, Blau-
grün, Goldbrokat (braun) und Altgoldgelb, gelbliches Weiß. Die Vegetation ift braun-
grün, der Himmel grünblau (reines Blau kommt nicht vor). Die Zeichnung ift noch
um einiges über den Stil der Schreinfiguren hinaus weiter entwickelt. Die vollen Körper-
formen werden betont, auch unter dem Gewand. Runde Faltenaugen find die Regel.
Aber die Mache ift noch geringer, und fo lohnt es fich auch nicht, die Frage ernftlich
aufzuwerfen, ob denn Schrein und Flügel überhaupt urfprünglich zufammengehören
oder ob fie erft nachträglich zufammengebracht find. Die Erhaltung der Malereien ift fehr
fehlecht. Ganze Teile fehlen. Wo die Holztafel geflickt ift, ift mit Leinwand grundiert.
Kapelle III (St. Nazarius) hat ihren Altar eingebüßt. Es war ein hoher fChwarzer
Holzaltar, eine Stiftung des Mainzer Kantors und Archipresbyters Peter Jakob von
Partenheim (+ 1662), des Letzten feines Gefchlechtes ;!) daher trug er im Giebel das
umgekehrte Familienwappen. Der Stifter lag, wie die Infchrift anführt, in der Kapelle
begraben. Der Altar ift wohl fehon während der franzöfifihen Herrf&haft zugrunde
gegangen, denn der Grundriß St. Fars von 1813 verzeichnet ihn nicht mehr.
In derKapelle IV (St. Magnus) dagegen fteht noch der alte Altar. Schon Bourdon?)
rühmt ihn als befonders koftbar, aus ffhwarzem und weißem Marmor verfertigt, eine
Stiftung zum Gedächtnis des Domherrn Johann Theoderich Waldbott von Baffenheim
(F 1610). Tafel 37 und 40 nach Photographie Kroft. Die Infthrift (in römifchen
Kapitalen; die Anfangsbuchftaben der Hauptworte etwas überhöht) lautet:
IN HONOREM SANCTISSIMAE TRINITATIS, BEATAE VIRGINIS MARIAE ET S. MAGNI |
MARTYRIS - PATRONI : NECNON IN MEMORIAM REVERENDI ET NOBILIS QVONDAM
DOMINI IOANNIS/|THEODORICI WALPOTT A BASSENHEIM, HVIVS METROPOLITANAE
SANCTORVMQVE MARTYRVM AL/BANI ET VICTORIS CANONICI CAPITVLARIS: HOC
MONVMENTVM ERIGI CVRARVNT BO/NORVM EIVS DISPOSITORES: OMNIBVS HIC
SACRIS OPERANTIBVS ANIMAM EIVS ASSIDVE | COMMENDANTES - DIEM EGIT:
MDCX: XII- MARTII:-R-I- P.
Die Tagebuch-Aufzeichnungen eines unbekannten Mainzer Bildhauers des 17. Jahr-
hunderts, die Schrohe?) mitteilt, haben uns mit dem Preis und dem Vollendungsjahr
des Altars bekannt gemacht: er „hat gekoftet zu machen undt aufzurichten 600 gülden
baten und zwangig malter korn undt vier ohm wein. Geftchehen Ao 1610, verfertigt
Ao 1613.“ Die Tagebuchaufzeichnungen bedingen nicht, daß die mit unferem Altar
zufammengenannten Werke (verzeichnet von der erften Hand) aus einer und der-
felben Werkftatt hervorgingen: wir erfahren über den Meifter des Altars aus dem
Tagebuch nichts.
Der Altar, wie wir ihn heute fehen, ift nicht ganz der alte. Der gewaltige Aufbau
(Höhe 9m, größte Breite 4,07 m) ift verworren und überladen. So haben wir gleich an
dem unteren Sockelftreifen fünf Reliefs, zwar etwas gegeneinander zurückgeftuft,
aber durch keinerlei Architektur voneinander getrennt (in der Mitte das Schweißtuch
Chrifti, links die Verfpottung Chrifti, rechts eine Kreuzfchleppung, außen links die
Beftattung des Lazarus,) rechts Chriftus und die Samariterin). Es folgt das eigentliche
Fußglied des Altars, dreiteilig, durch die Konfolen, die die Säulen des HauptgefChoffes
ftügen, in drei Felder gefchieden: rechts und links je ein mufizierender Putto in
quadratifche Kartufche einem Querrechteckfeld aufgelegt, in der Mitte wieder eine
befondere Sockelplatte, durch Konfolen verftärkt, unter dem großen Relief des Haupt-
gefchoffes: fie trägt eine ovale Kartufche mit der Infchrift. So alfo wird das große, mit
!) Bourdon S.85. Gudenus II S. 777. 2) S.83. Gudenus II S. 779.
») Auffäge und Nachweife S. 75 ff.
#4) Es ift nicht die Auferweckung des Lazarus dargeftellt: Chriftus fehlt.
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