Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

196 Ausftattung, Altäre: Baffenheimer Altar (St. Magnus) 
im Altar urfprünglich andere Reliefs waren oder, was wahrfcheinlicher ift, Nifchen 
mit Einzelfiguren, können wir nicht mehr feftftellen. Sicher ift nur, daß das Gebälk 
der Seitenflügel und die Außenfäulen alt find, daß aber die alten Rückwände fehlen: 
ficher haben auch die Außenfäulen Pilafter hinter fich gehabt. 
Gehen wir nun an dem Altar weiter herab, fo erregen die Seitenflügel des Fuß- 
ftücks Bedenken. Fußgefims und Abfchlußgefims find zwar alt. Aber die Zwifchen- 
ftücke mit den quadratifchen Puttenkartuföhen waren ficher anders: in die Quer- 
rechteckfelder gehören natürlich auch ent[prechende Füllungen. 
Endlich find aber auch die Außenreliefs des Sockels eine neue Zutat. Und dabei 
findet fich, daß fie weder mit den Reliefs aus der Schloßkapelle noch unter [ich 
zufammengehören. Das Relief links ift zwar auch aus Alabafter, aber niedriger und 
breiter als die Tafeln der Schloßkapelle. Zur Not könnte man eins der Werke der 
Barmherzigkeit von der Domkanzel in dem Stück erblicken („Tote begraben“). Aber 
dem widerfprechen die Maße: das Relief ift 46,8 cm breit und 71 cm hoch, während 
die Felder der Domkanzel 41><73 cm meffen (f. unten). Auch müßte die Tafel leicht 
nach vorn gerundet fein, wenn fie fich richtig in die Kanzel einfügen [ollte. 
Mit diefem Stück geht der Chriftus mit der Samariterin (rechts) nicht zufammen. 
Diefes Relief ift nicht nur [öhmäler und höher, es ift auch nicht aus Alabajfter, f[ondern 
aus Tuff und figt in einem Holzrahmen, während das ent[prechende Stück der anderen 
Seite einen angearbeiteten Rahmen hat. Seinerfeits kann es aber wiederum weder 
den Maßen (40><70 cm) noch dem Gegenftand nach zur Domkanzel gehört haben. 
Wo die beiden Tafeln herftammen, bleibt völlig ungewiß. 
Es ergibt fich alfo, daß überhaupt kein Relief aus dem Beftand der einftigen Dom- 
kanzel an unferem Altar wieder verwendet worden ift. Und wenn die Angabe Schaabs 
irgendeinen richtigen Kern hat, fo müffen die von der abgebrochenen Kanzel herüber- 
genommenen Teile unter den dekorativen Stücken zu finden fein, was hier nicht unter- 
fucht werden foll (f. unten die Erörterung der Kanzel). 
An der Stelle jener äußeren Seitenreliefs waren urfprünglich gewiß die üblichen 
konfolartigen Zwickel da, wie fie fonft oft zur Vermittelung mit oberen ausladenden 
Gliedern dienen. Schließlich erwecken noch die Anfäge Bedenken, die fich oben neben 
den Kapitellen der Hauptfäulen unter den auffallenden Verkröpfungen des Gefimfes 
der Seitenflügel finden: in diefer Form und Verbindung find fie [&hwerlich urfprünglich. 
Und ebenfowenig kann man fich denken, daß die f&hlanken Außenfäulen von Anfang 
an auf fo ftarken Alabaftertrommeln follten geftanden haben wie heute; gewiß liegt 
auch hier eine fpäte üble Zufammenftoppelung urfprünglich nicht zufammengehörenden 
Materials vor. 
Scheiden wir danach die fremden Beftandteile aus, fo ergibt fich als wahrfCheinlich 
folgende Rekonftruktion: eine dreiteilige Predella (die Mitte des heutigen Unterbaus), 
daneben Zwickelkonfolen unter dem Fußgefims der Seitenflügel; ein dreiteiliger Auf- 
bau des Hauptgefthoffes, aber mit Querfüllungen am Sockel der Seitenflügel und mit 
Nifchenfiguren zwifchen den Säulen; endlich Bekrönungen ähnlich wie heute, aber 
reicher über den Seitenflügeln (die Freifiguren, die heute oben ftehen, gehören nicht 
alle zum Altar: f. darüber unten). 
Die Hauptgliederungen der Architektur des Altars find aus rotem Sandftein; die 
feineren, insbefondere die dekorierten Glieder aus Tuff. Aus Tuff find auch die [fämt- 
lichen Reliefs des Altars mit Ausnahme der fünf genannten (nicht zugehörigen) in den 
Seitenflügeln und unten ganz links (Beftattungsfzene). Diefe fünf Stücke find aus 
Alabafter. Ebenfo find aus Alabafter die kleinen Kartufchen mit Putten an den Sockeln 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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