Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Ausftattung, Altäre: Baffenheimer Altar (St. Magnus) 197 
der Seitenflügel und an den Verkröpfungen über den Hauptfäulen, die Fußftücke und 
Kapitelle der Säulen und die Freifiguren der Geißelung. Die Freifiguren oben f&heinen 
aus Tuff zu fein. Die Schäfte der Säulen (auch oben?) find aus graurotem Marmor. 
Das Mittelrelief iftaus vier Tafeln zufammengefett. Auch einzelne der Alabafterreliefs 
(Mofes bringt die Gefetestafeln, Chriftus der gute Hirte) find aus zwei Stücken. Et- 
waige Ergänzungen find wiederum der dicken Bemalung wegen [ehr fühwer feftzuftellen. 
Im Mittelftück fcheint nur der freiftehende Scherge ganz rechts hinten neue Hände 
erhalten zu haben; fonft ift es unverfehrt. Am Relief des Schweißtuches und den 
beiden Seitenftücken daneben habe ich wefentliche Ergänzungen nicht wahrgenommen, 
doch find namentlich die zuletzt genannten Arbeiten außerordentlich dick übermalt (die 
Dornenkrönung ift befchädigt, aber nicht geflickt). An dem Alabafterrelief der Predigt 
Johannis (am linken Seitenflügel unten) ift der Unterfchenkel der Mittelfigur aus Gips. 
Die Beftattungsfzene fheint unverfehrt. Dagegen ift der linke Unterarm des Chriftus 
im Relief der Samariterin ergänzt. Weitere Zutaten waren nicht zu erkennen. 
Die Sandftein- und Tuffteile find heute wie folgt bemalt: Die Architektur grau- bis 
gelblichrofa marmoriert mit grünlich marmorierten Füllungen, die Gefimfe fChwarz, 
teilweife vergoldet. Alle Reliefs erfcheinen gelblich-weiß, teils im Alabafterton, teils 
bemalt, mit Vergoldung von Einzelheiten (namentlich der Gewandfäume). 
Endlich ein paar Worte über den Stil der verfchiedenen Teile. Bei weitem das in- 
tereffantefte Stück des Ganzen ift die große Geißelung in der Mitte (Tafel 40). Schon 
diefe Verbindung eines flachen Reliefs (mit reicher Perfpektive) mit fünf Freifiguren, 
die (übrigens gewiß nicht ganz richtig) locker davorgeftellt find, ift ungewöhnlich. Der 
Stil rechtfertigt die Erwartungen, die diefe Kompofition weckt. Die Figuren find [Chlank 
ohne feingliedrig zu fein, höchft bewegt (man beachte den Gebrauch, den der Künftler 
vom Kontrapoft macht!), im Relief in leidenfchaftlich geftikulierenden Gruppen zu- 
fammengefaßt, vorn die Freifiguren in den Motiven mannigfaltig und ficher ent- 
wickelt eben[o wie plaftifch ausdrucksvoll. Auch die Einzelarbeit ift fehr gut, das Nackte 
trefflich verftanden, bei den Henkern in wellig bewegten, bei Chriftus in glatten forg- 
fältig verbundenen Flächen. Die Köpfe bald pathetifch-wild, bald regelmäßig-edel. 
Das Gewand ift malerifch fehr reich behandelt, hier in maffiger Drapierung, dort in 
feltfam gewählten Koftümen; zumal die Henker haben fich eine etwas abenteuerliche 
Ausftaffierung gefallen laffen müffen. Neben den eigenartigen Formen und der be- 
wegten Anordnung ift für das Gewand noch die Faltenbildung bezeichnend: die Flächen 
haben etwas Zerknittertes; die kleinen Teilflächen ftoßen in dünnen ftharfen Graten 
aneinander, fodaß eine größere Fläche ausfieht wie die Craquelüre eines alten Bilds. 
So ftellt fich das Werk eigenartig allem gegenüber, was wir bisher kennen gelernt 
haben. Und doch läßt es fich mit f&hon bekannten Stücken verbinden. Werfen wir 
einen Blick auf die klagenden Engel in den Wolken oben auf unferem Relief, fo er- 
kennen wir unfchwer die Typen der Dekoration des Naffauer Altars (f. oben S. 183 f.) 
wieder, etwas derber zwar, doch unverkennbar in den Köpfen und in dem „aufgeftreiften “ 
Gewand. Und halten wir nun weiter Umfchau, fo ftellen fich an die Seite des Haupt- 
ftücks (des größeren unteren Reliefteils und der Freifiguren der Geißelung) die bei- 
den feitlichen Reliefs unten: Dornenkrönung und KreuzfChleppung, das Rund mit 
Gott Vater oben und die Freifiguren Maria und Johannes zu feiten des Wappens, 
während den Stil der klagenden Engel das Schweißtuch unten, ferner die Figur des 
Paulus und die Dekoration (foweit fie aus Tuff ift!) zeigen. Die Engelchen mit den 
Leidenswerkzeugen fchließen fich etwas entfernter an. Man kann fich den Sachverhalt 
[o erklären: vom Meifter der Werkftatt, aus der der Altar hervorging, eigenhändig 
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
   
  
 
	        
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