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Ausftattung, Altäre der Kapellen St. Lambert und St. Bonifatius 199
fie nicht denfelben Sockel hat wie ihr Gegenftück, fich überhaupt allzufehr von diefem
Paulus unterfcheidet, fo glaube ich, daß fie von einem anderen Denkmal oder Altar
hierher verfegt worden ift.
Somit bleibt uns nur noch einiges über die nicht zum Altar gehörenden Reliefs zu
fagen. Da find zunächft die vier Alabafterarbeiten in den Seitenflügeln. Sie gehören
auch dem Stil nach zufammen. Reiche malerifihe Hintergründe find mit [&hweren
Figuren verbunden, die ihre Herkunft aus der klaffifchen Kunft der römifchen Hoch-
renaiffance nicht verleugnen. Immerhin verrät fich die Spätzeit durch die wellige Be-
handlung des Fleifches und den malerifch wechfelvollen Gewandftil: Flächen mit feinen
Faltenftegen überzogen ftehen neben derben plaftifchen Bäufthen ufw. (f. unten S.204).
Charaktervoller, wenn auch nicht gerade anziehender, ift der Stil der Beftattungsfzene
(links unten). Die Körperbildung ift noch [Chwerer, heroifcher; man achte auf die kurzen
Hälfe, die dicken Arme. Die Köpfe find noch klaffifcher: einzelne erinnern ftark an
Köpfe, wie man fie etwa in Raffaels Teppichen findet. Dabei find andere Geftalten
durchaus nordifch: fo ift die Figur des Mannes rechts, der heran,„eilend“ fich die
Tränen trocknet, ganz gewiß keine italienifche Erfindung. Das Gewand ift weniger
bewegt, knapper um den Körper gelegt, mitunter etwas manieriert in den Motiven.
Die Arbeit ift fCharf und gut.
Feiner wieder ift das Relief mit Chriftus und der Samariterin. Die Figuren find
[chlanker und bewegter, vornehmer. Das Gewand ift reicher drapiert, intereffanter
angeordnet. Alles in allem fteht die Art der Dekoration des Naffauer Altars näher,
unterföheidet fich aber doch wieder merklich von ihr, befonders in den Köpfen. Auch
auf die malerifche Landfchaft muß noch hingewiefen werden.
Der ornamentale Schmuck im engeren Sinne verrät in Einzelheiten die Wandlung
zum neuen Stil des 17. Jahrhunderts: die Enden der Federn in den Cherubflügeln
(oben am Auffat) verdicken fich weich, teigartig. Ähnlich fieht das Ornament neben
den Kapitellen der Hauptfäulen aus. Die kleinen Voluten am Rahmen der Schrifttafel
werden oval, und an den Kanten der Kartufchen treten kurze Schwänze aus der Fläche.
Die nächfte Kapelle V (St. Lambert) hat ihren Altar verloren. Es war wieder ein
Holzaltar, nach Bourdon!) „sumptuose erectum“ ohne Infchrift, nur mit dem Wappen
der Metternich-Beilftein, die in diefer Kapelle ein Familiengrab hatten. Vor dem Altar
lag der Kurfürft Karl Heinrich von Metternich zu Beilftein und Winneburg ( 1679)
begraben. Auf der noch erhaltenen Grabplatte, die urfprünglich vor der Mitte des
Altares lag (jett ift fie an der Seite eines der füdlichen Mittelfchiffpfeiler angebracht,
[. Abb. 86 Nr. 45), nennt fich des Verftorbenen Bruder, Graf Philipp Emmerich, als
Stifter, was fich doch wohl eher auf den Altar als auf die Grabplatte beziehen wird.
Darnach dürfte der Altar nicht lange nach 1679 entftanden fein. Über das Ausfehen des
Altares wiffen wir nichts Näheres.
Und auch der Altar der Kapelle VI (St. Bonifatius) ift nicht mehr der alte. Hier St.Bonifatius-,
ftand früher der Holzaltar, den der Dompropft von Mainz und Speyer und Propft von
St. Alban (nachheriger Bifchof zu Worms) Georg Anton von Rodenftein ( 1652) ge-
ftiftet hatte.?2) „Dechant Werner ließ auch den Altar diefer Kapelle neu herftellen und
mit der f&hönen Statue der Muttergottes, die vorher im hohen Chore ftand und frifch
vergoldet wurde, verzieren“ (Schaab II S. 60f.). Klein (Dom in Mainz. Mainz 1863.
S. 46) bemerkt, das Altargemälde ftelle Maria mit dem Kinde dar, die Statuen feien
von Holz und rührten von dem Nürnberger Künftler Hans Veit her. Wenn nun auch
!) Bourdon S. 82. 2) Bourdon S.81. Gudenus II S. 770. Der Stifter lag vor dem Altare
begraben. Die Grabfchrift bei Bourdon a. O. und bei Gudenus II S. 855.
jegt Mutter-
gottesaltar