204 Ausftattung, Altäre: Greiffenklauer Altar (St. Michael)
Fertigftellung des Altares im Jahre 1662 aus Sparfamkeitsgründen zu diefem billigeren
Materiale gegriffen; wahrfcheinlicher ift, daß diefe Stücke erft Zutaten aus der Zeit der
Wiederherftellung des Altares im 19. Jahrhundert find. Auch die Einfaffung der Giebel-
nifche fCheint aus Holz zu fein. Heute figen die beiden f£hmalen Seitenleiften ftumpf
und unvermittelt auf dem Sockelbande; ficherlich ift das nicht mehr der urfprüngliche
Zuftand. Das breite Sockelband fett fich ins Innere der Nifche fort und fCheint hier
ringsum zu laufen. Ihren Formen nach könnte die Einfaffung der Nifche aus der Zeit
der Vollendung des Altares ftammen; dafür fprechen die föhneckenartigen Gebilde,
die aus den Kapitälchen der Randleiften herauswach[en; fie kehren ganz ähnlich an
der Einfaffung des Wappens auf dem Giebel wieder. Eine zuverläffige Entfcheidung
läßt fich hier, wie überhaupt für die Entftehungsgefchichte des heutigen Zuftandes der
oberen Teile des Altares, erft dann treffen, wenn aus unmittelbarer Nähe von einem Ge-
rüfte aus eine Unterfuchung angeftellt werden kann; unter den augenblicklichen Ver-
hältniffen war dies nicht möglich. Über den Sockel der Figur des heiligen Michael f. unten.
Jedenfalls war in den Zeiten der franzöfifchen Herrfchaft der Altar in feinen oberen
Teilen ftark zerftört worden, und mehr noch als von der Architektur gilt das, wie wir
gleich fehen werden, von dem ganzen figürlichen Schmucke.
Unmittelbar über der Menfa ift zwifchen den Sockeln des Altarunterfates in einer
Kartufche die Widmungsinfchrift angebracht; an ihrem linken Rande gekreuzt als Sym-
bole: Fackel, Spaten und Pfeil, entfprechend rechts unter einem Totenfchädel: Vortrag-
kreuz, Pfeil und Hacke.
Über das Material des Altares geben die oben aus dem Tagebuche des Unbekann-
ten mitgeteilten Notizen einige Auskunft. Der Befund ftimmt mit diefen Angaben im
wefentlichen überein: Säulen und Fußgefims find aus rotem Marmor, die übrigen
Teile der Architektur, foweit fie nicht von Holz (f. unten), aus f'hwarzem Marmor an-
gefertigt. Für die bemalten und ftellenweife vergoldeten Kapitäle hat man den vom
Verfaffer des Tagebuches als „Andernacher Stein“ bezeichneten Tuff verwendet.
Von dem urfprünglichen figürlichen Schmucke des Altares ftheint heute nicht mehr
viel vorhanden zu fein. Wetter, Dom S. 123, bemerkt zu dem Altar, „ift in den leß-
ten Jahren (alfo nicht lange vor 1835) mit vortrefflichen Basreliefs gefchmückt wor-
den“, womit nur die Bilder im Mittelfelde, Chrifti Himmelfahrt und Opferung Ifaaks,
gemeint fein können; wahrftheinlich hat man diefe Reliefs bei der damals vorgenom-
menen Wiederherftellung einer größeren Anzahl Denkmäler des Domes aus dem großen
Vorrate von Reften zerftörter oder befeitigter Denkmäler hierher verfett. Das Mittel-
relief, eine Himmelfahrt Chrifti, gehört ficher zu den älteren diefer Arbeiten. Denn der
Stil ift dem der vier Alabafterreliefs in den Seitenflügeln des Baffenheimer Altares
(f. oben S. 199) durchaus verwandt. Auch hier haben wir die kraftvollen, heroifchen
Geftalten mit Köpfen der römifthen Schule, die Betonung des Körpers unter dem eng
anliegenden Gewand, deffen reiche malerifche Drapierung. Befonders bezeichnend
ift das fChärpenartige Aufliegen flach um- oder zufammengefchlagener Gewandftreifen.
Wenn man in Betracht zieht, daß das Material hier (Tuff) eine etwas andere Behand-
lung notwendig machte als dort, wo es fich um Alabafter handelt, wird man geneigt
fein, die Arbeiten eng zufammenzurücken: fie gehören mindeftens derfelben Werk-
jtatt an. Das Relief ift dick gelb überfchmiert. Ergänzt find höchftens Kleinigkeiten
(ein paar Hände).
Etwas anderer Art ift das Relief der Opferung Ifaaks: Die Figuren find hier fchlanker
und leichter bewegt. Auch dies Stück ift dick übermalt. Die Arme des Engels und die
Abrahams find aus Gips. Die verzierten Seitenrahmen diefes Reliefs und die obere
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