Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

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Ausftattung, Altäre: Greiffenklauer Altar (St. Michael) 205 
Abfchlußleifte find mit dem Bild aus einem Stück. Um die beiden Reliefs legt fich 
ein oben im Halbkreis abfChließender breiter Rahmen aus Tuff, der mit reichen 
Akanthusvoluten geziert ift. 
Daß diefe beiden Reliefs [&hwerlich zum urfprünglichen Beftand des Altares gehören, 
ift oben fthon angedeutet worden. Ganz abgefehen von der Angabe Wetters, an der 
zu zweifeln kein Grund vorliegt, fpricht auch fthon die jegige Art ihrer Zufammen- 
ftellung und Einfügung in den Altar dagegen; befonders gilt diefes von dem unteren 
Bilde, der Opferung Ifaaks, und ihrer oberen und unteren Faffung durch roh ein- 
geflickte Holzbretter, was unmöglich urfprünglich fo gewollt gewefen fein kann. Auch 
ift im Teftament Greiffenklaus nur die Rede von „einer chriftlichen Gefchichte“, 
mit der der Altar verziert werden follte. Dazu kommen noch die ftiliftifchen Gründe, 
die für eine verfchiedene Herkunft der beiden Reliefs fprechen. Der zeitlichen Stellung 
nach könnte nach den oben dargeftellten ftiliftifehen Erwägungen günftigftenfalls die 
Himmelfahrt zum urfprünglichen Beftande des Altares gehören. Sie könnte auch eher 
als Hintergrund zum urfprünglichen Hauptmittelftück des Altares gepaßt haben. Über 
diefes gibt uns Auffchluß eine Randbemerkung Bodmanns aus deffen Exemplar des 
Gudenus cod. diplomat II S.832 (jetzt auf der Mainzer Stadtbibliothek);'!) fie lautet: 
„Auf dem Altar kniet der Erzbifthof Kurfürft Georg Friedrich in weißem Alabafter oder 
Marmor und ift fein Portrait. Anno 1780 ward deffen Tumba ex hoc capella anders- 
wohin beigefett und befunden, daß fein Bart noch fehr lang gewachfen feye. Die 
Preußen fihlugen, als fie Anno 1794 ihr Magazin im Dom hatten, diefer fChönen 
Statue den Bart ab.“ Wie fah nun das Mittelfeld des Altares urfprünglich aus? Daß 
die Figur des Erzbifchofs unmittelbar auf dem Altar, d. h. zwifcChen den Säulenfockeln 
ihren Plag gehabt hat, ift undenkbar, fie hätte dann die Widmungsinfthrift verdeckt. 
Als einzig mögliche Stelle bleibt das Mittelfeld des Altares. Diefes bildete urfprünglich 
eine flache Nifthe, ähnlich der des Giebels. Am unteren Rande diefer Nifche lief ein 
Sockelband her, das, ähnlich wie oben der Fries, mit wellenbandartigem Rankenwerk 
verziert war. Rechts und links am Fuße der Seitenflügel ift es zwifchen den Säulen- 
fockeln noch erhalten geblieben. Im Mittelfelde aber hat man es bei der Wiederher- 
ftellung des Altares, um Raum für die beiden Reliefs zu fchaffen, roh weggefchlagen. 
An den Säulenfockeln fieht man noch die Anfätge. In diefer Mittelnifche kniete der 
Verftorbene; den Hintergrund bildete ein Relief: die im Teftament erwähnte „chrift- 
liche Gefthichte“. Von beiden Bildwerken haben [ich vermutlich Refte erhalten. 
Im Südflügel des Kreuzganges befinden fich jetzt über Nr.7 an der Wand die Trüm- 
mer eines ftarkbefthädigten Reliefs, darftellend eine Krönung Mariä in der typifchen 
Form mit der heiligen Dreifaltigkeit verbunden. Neben diefem Relief — urfprünglich 
aber ficher nicht in der Art, wie es heute der Fall ift, mit ihm verbunden — hat man 
den 70 cm hohen Torfo einer knieenden Erzbifthofsfigur angebracht ; es fehlt ihr der 
Kopf und ein Stück des unteren Teils von den Knieen ab. Die Figur kniet vor einem 
glatten Hintergrunde, deffen Platte die gleiche Dicke hat wie die der Krönung Mariä. 
Beide find aus dem gleichen Materiale: dem als Andernacher Stein bezeichneten 
Tuffe. Nun find auf dem Mantel des Erzbifchofs als Verzierung (in Hochftickerei ge- 
dacht) fowohl die Glevenräder (Hafpeln) als auch der Schrägbalken des Greiffen- 
klauiföchen Wappens verwendet. Daß nun gerade diefe als Mufter in der erften Hälfte 
des 17. Jahrhunderts allgemein übliche Verwendung gefunden hätte, ift wohl kaum 
nachzuweifen; auf dem Pluviale des Erzbifthofs Georg Friedrich von Greiffenklau 
'!) Diefe Notiz hat Schaab II S. 63 faft wörtlich (ohne Quellenangabe) übernommen; vgl. dazu 
auch die oben mitgeteilte Bemerkung Schunks über die Öffnung des Grabes. 
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
 
	        
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