Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

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Ausftattung, Altäre: St. Andreas 207 
gang. Allerdings bleibt noch eine Schwierigkeit. Bodmann gibt in feiner oben mitge- 
teilten Bemerkung als Material der Erzbifchofsfigur Alabafter oder Marmor an, 
während die hier in Betracht kommende aus Tuff angefertigt ift. Aber Bodmann felbft 
ift nicht ganz ficher. War die Figur oder wenigftens der Mantel weiß angeftrichen 
(Seide) und die Verzierungen (d. h. die Stickereien) vergoldet, wie dies auch tatfächlich 
fich noch an dem Bruchftück feftftellen läßt, fo ift ein Irrtum Bodmanns nicht ausge- 
[chloffen, zumal wo auch der Meifter des Tagebuches in feinen Aufzeichnungen über 
das Material von Marmor oder Alabafter nicht redet, fondern nur von Andernacher 
Stein; ein fo koftbares Material wie Marmor oder Alabafter hätte er doch fChwerlich 
mit Stillfihweigen übergangen. 
Auch die Figuren der Apoftel Petrus und Paulus, die in den feitlichen Nifchen ftehen, 
paffen ftiliftifch weder in die Zeit des Beginns noch in die der Vollendung des Altarbaues, 
ganz be[onders gilt dies von der Figur des Paulus, die mit ihren Bewegungen ausge- 
[prochenen Rokokocharakter trägt. Beide Figuren find aus Holz und weiß angeftrichen; 
ihre Sockel, von denen jeder auf der Vorderfeite drei Cherubim trägt, find dagegen wie- 
der aus Tuff angefertigt. Von Holzfiguren berichtet der Verfaffer des Tagebuches nichts! 
Der Erzengel Michael im Giebelfelde zeigt befonders in der Behandlung des Kopfes 
ganz klaffiziftifche Form. Wenn nicht die ganze Figur (Gips?), fo f&heint mir doch wenig- 
ftens der Kopf eine Zutat des 19. Jahrhunderts zu fein (vielleicht eine Arbeit Scholls, 
der an der Wiederherftellung der Domdenkmäler ftark beteiligt war). Der fChmuck- 
lofe, rohe Holzkaften, auf dem jett die Figur fteht, wurde bei der Wiederherftellung 
des Altares offenbar nur aus dem Grunde untergefchoben, um die für die Nifche zu 
kleine Figur einigermaßen in den Raum einzupaffen. 
AufdenPilaftern, die die in ihrem unteren Teile urfprünglich anders geftaltete Nifche 
des Giebelfeldes einrahmen, waren rechts und links je acht Ahnenwappen angebracht, 
die Zapfenlöcher für die Wappenfthilde find jetzt zugekittet, aber noch deutlich erkenn- 
bar. Bourdon zählt die Wappen auf: heraldifch rechts, von oben nach unten: Greiffen- 
klau, Schönberg, Buches von Staden, Dalberg, Ratfamhaufen, von der Leyen, von 
Urfel, Geifpiszheim; heraldifch links: Reifenberg, Mudersbach, Kellenbach, Cronberg, 
Weyer zu Nickenich, Schenk zu Schweinsberg, Helfenftein, von der Leyen. 
Die beiden kleinen Heiligenfiguren auf den Ecken des Giebels find minderwertige 
und zudem ftark ergänzte Arbeiten. Die Magdalena am Kreuze, die über dem Wappen 
den Abfihluß des Ganzen bildet, war f£hwerlich vom Künftler in diefer Weife ge- 
plant. Das Wappen felbft — es ift das des Kurfürften G. Fr. v. Greiffenklau — ftammt 
den Formen nach aus der Zeit der Vollendung des Altares, wie dies die Umrahmung 
mit ihrem verf&hlungenen Volutenwerk und den Putten mit den mächtigen Perücken 
deutlich erkennen läßt. 
Im ganzen betrachtet, bietet auch der Greiffenklauer Altar, ähnlich wie der Baffen- 
heimer, in feinem heutigen Erhaltungszuftande kein erfreuliches Bild. Ganz abgefehen 
davon, daß das Denkmal nicht in einem Guffe entftanden ift, fCheint fein urfprünglicher 
Zuftand, fowohl was Aufbau als auch was den figürlichen Schmuck betrifft, nicht nur 
durch die rohe Zerftörungsluft in der Zeit der franzöfifchen Herrfchaft, fondern auch 
durch die Wiederherftellungsarbeiten im 19. Jahrhundert gleich f&hwer Not gelitten 
zu haben. Vielleicht können fpätere, unter günftigeren Verhältniffen vorzunehmende 
Unterfuchungen, befonders für den Aufbau des Ganzen, ein befferes Bild liefern, als 
das heute möglich ift. 
Der Altar der Kapelle X (St. Andreas) ift wiederum nicht mehr vorhanden. 
Es war ein Marmoraltar, errichtet aus der Hinterlaffenfchaft des Kanonikus Johann 
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
St. Andreas- 
Altar 
    
  
 
	        
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