Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

      
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
    
Laurentius- 
altar 
208 Ausftattung, Altäre: St. Laurentius 
Philipp von Warsberg (} 1639).!) St. Far verzeichnet den Altar noch auf feinem 
Grundriß. Zu Schaabs Zeiten (1844) war der Altar f&hon entfernt. Seine Widmungs- 
infchrift befindet fich heute im Oftflügel des Kreuzgangs bei Nr. 38; fie fteht, in be- 
fonders fchöner Antiqua eingehauen, auf einer 47 cm hohen und 1,23 m langen Platte 
aus [chwarzem Marmor. 
Dagegen ift in der Kapelle XI (St. Laurentius) der Altar erhalten.”) 
Den Altar ließ Kurfürft Damian Hartard von der Leyen im Jahre 1676 anftelle eines 
älteren errichten und weihte ihn dem heiligen Laurentius (Tafel 41c, nach einer Photo- 
graphie von Kroft). Die in vergoldeten Kapitalen eingehauene und dem Sinne nach 
auf die einzelnen Zeilen verteilte Widmungsinfthrift lautet aufgelöft: 
  
Hoc AıTARE D. LAVRENTIO M.sAckvVM 
| DAMIANVS HARTARDVS 
\ ARCHIEPISCOPVS ET ELBCTOR MOGVNTINVS, EPIscoPvs WORMATIENSIS & 
POSVIT ANNO CHRSTIMDCLXXV. 7 
. jo Au —h 
T, EL en N 
; / 
  
Abb. 83. Rahmen mit der Widmungsinfchrift vom Laurentiusaltar 
Deo optimo maximo|hoc altare divo Laurentio martyri sacrum | Damianus Har- 
tardus | archiepiscopus et elector Moguntinus, episcopus Wormatiensis | posuit anno 
Christi MDCLXXVI. 
Der mitfamt der aufgefetzten Figur des heiligen Laurentius 9,60 m hohe Altar ift in 
der Kapelle von ganz mächtiger Wirkung. Die wagrechte und fenkrechte Gliederung 
des Aufbaues in mehrere Gefchoffe und in Mittel- und Seitenftücke, wofür unter den 
ganz erhaltenen Altären der Saulheimer Altar in der Marienkapelle das lette Beifpiel 
ift, wird nun im Dome aufgegeben. Dafür wählt man den portalartigen Aufbau mit 
feitlicher Säulenftellung und gebrochenem Giebel. Alles auf Maffenwirkung berech- 
net, die Schmuckformen treten hinter dem Ganzen der Architektur zurück. 
Über einem einfachen Sockel, in dem fich die föhlichte Menfa einfchiebt, erhebt fich 
der eigentliche Altaraufbau, deffen Mittelftück hier nicht mehr ein Relief, fondern ein 
Gemälde bildet; darüber weiter unten. Rechts und links fteht als Abf&hluß auf einfach 
gehaltenem Sockel je eine Säule mit korinthifierendem Kapitäl. Diefes zeigt hier an- 
ftelle der üblichen Volutenranken Hundsköpfe, ein Ziermittel, das der Bildhauer aus 
der Helmzier des von der Leyenfchen Wappens herübergenommen hat. Seitlich von den 
Eckfäulen hängen auf der Rückwand des Altares aus Voluten, an die fich ein Cherub 
[chmiegt, föhwere Gehänge von Blüten und Früchten, zum Teil vergoldet.) Über den 
Säulen verkröpft fich das Gebälk und mit ihm auch das Gefimfe des Segmentgiebels, 
der dadurch das Ausfehen des gebrochenen Giebels bekommt, wie dies auch in ganz 
t) Bourdon S. 105. 2) Gudenus II S. 768 und 808f. Schrohe Mainzer Ztfchr. III S. 124. 
3) Ganz ähnliche Stücke befinden fich im Domkreuzgang; fie fammen wahrfcheinlich von 
den verfchwundenen Altären am Pfeilereinbau des Oftchors, die mit unferem Altar ungefähı 
gleichzeitig find.
	        
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