ina
er-
len
ın-
der
än-
zu
Eerf-
Sn.
zen
ıIen
res
Ien
die
ei
en
)a-
ier
ift
rnt
die
Jie
ım
us,
in
nat
Ausftattung, Altäre: St. Dionys und Scharfenfteiner Altar 213
der Künftler übrigens überall die Strenge Michelangelos gemildert: die Typen find
bei aller Regelmäßigkeit und aller plaftifchen Kraft doch weicher und voller, und die
malerifchen Elemente der Landfchaft wirken in derfelben Richtung. Die beiden großen
Seitenfiguren paffen fich diefem an. Daß fie etwas derber wirken — übrigens find fie
auf das unbarmherzigfte übermalt — mag wenigftens zum Teil auf Rechnung des
anderen Materials (Tuff!) zu fegen fein. Und fo mögen auch die Tugenden oben in
ihrer etwas leeren Klaffizität aus derfelben Werkftatt ftammen foweit fie alt find!
Offenbar hat der Künftler als eine nicht fehr ftarke Perfönlichkeit feine Studien
ziemlich unmittelbar verwertet. So nimmt es nicht Wunder, daß die beiden kleinen
Reliefs unten etwas bewegter und eleganter ausfehen: es ift dennoch kaum daran zu
zweifeln, daß fie mit dem Mittelrelief einer Herkunft und Art find.
Es ift wohl kein Zufall, daß eigentlich nur Tuffteile dekorativ im Sinne der deutfchen
Kunft diefer Tage ausgebildet find: die Pilafter neben der Schrifttafel, Sockel und
Konfolen außen am Unterbau des Hauptgefchoffes, die Stuggiebel und die Pilafterköpfe
am unteren und die Wangen am oberen Teil des Auffatzes. Vielleicht haben wir hier
ein ähnliches Zufammenwirken eines „wälfchen“ Steinmetgen, der die Marmorarbeit
lieferte, und eines Mainzer Bildhauers, der die Reliefs und die Dekoration in Alabafter
und Tuff fertigte, anzunehmen wie beim Altar der Michaelskapelle (Kapelle IX, f. oben
S, 202 f.). Dem „wälfchen“ Geföhmack huldigte freilich auch der Bildhauer mehr als
andere feiner Zeit in Mainz. Und ein eigenartiges Stück bleibt der Altar auf jeden Fall.
Dies und die auffallende Übereinftimmung mit dem genannten Altar des Kurfürften
Georg Friedrich von Greiffenklau, wie er nach dem „Tagebuch“ werden follte, nötigt
dazu. den Altar annähernd an den Schluß der Reihe der Renaiffance-Altäre zu fegen:
er ift föhwerlich fofort nach dem Tode des Domherrn (1608), weit eher einige Jahre
[päter, etwa gegen 1620 entftanden.
Kapelle XIV (St. Dionys) ift ihres Altares beraubt. Bourdon!) fchildert ihn als
(chwarzen Holzaltar, in einzelnen Teilen vergoldet, errichtet von dem Grafen Hugo
Eberhard Crat von Scharfenftein, erwähltem Bifthof von Worms, zu feinem und feines
Neffen, des Grafen Lothar Hugo, einft Kanonikus zu Mainz (F 1631), Gedächtnis
im Jahre 1654. Auf dem St. Farfchen Grundriß 1813 fehlt bereits diefer Altar.
Die Allerheiligenkapelle (XV) hat ihren alten Altar noch, die Stiftung des
Mainzer Dompropftes, erwählten Bifthofs von Worms, Philipp Crag von Scharfen-
ftein (+ 1604).2) Die Infchrift (in Kapitalen) fagt:
PHILIPPVS CRATZ A SCHARPFENSTEIN DEI GRATIA ANNO 1604| EPISCOPVS WOR-
MATIENSIS ELECTVS POSTQVAM PRIVS | METROPOLITANAE MOGVNTINAE NECNON
CATHEDRALIS | PRAEDICTAE AC S. BARTHOLOMEI IN FRANCOFVRTO | ECCLE-
SIARVM PRAEPOSITVRIS ALIISQVE PRAELATVRIS IBIDEM | CVM LAVDE PRAE-
FVISSET VIX EPISCOPALEM DIGNIJTATEM CONSCENDENS ANNO EODEM 13 IVLII|
IN CHRISTO ET PACE HIC PIE REQVIEVIT.
Das oben fthon genannte geheimnisvolle Tagebuch eines Mainzer Bildhauers’) verrät
uns, daß der Altar „Sechs hundert undt fünfund zwangig gulden bagen, zwölffmalter korn
undt ein halb fuder weins koftett hat. Ao 1606 verdinckt undt 1609 verfertiget.“ Seine
Höhe beträgt 7,80 m, die größte Breite 4,28 m. Vgl. Tafel 42 nach Photographie Kroft.
Über einer Sockelplatte erhebt fich, rechts und links von Konfolen gerahmt, ein
Fußglied, in der Mitte die Inföhrifttafel, zu beiden Seiten je ein Relief (links die Anbetung
der Könige, rechts Chriftus in Gethfemane). Es folgt das dreiteilige Hauptgefthoß mit
überhöhter Mitte und dreiteiligem Unterbau. Die Seitenflügel diefes Unterbaues wer-
\ Bourdon S.95:; Gudenus II S. 781 f. 2), Bourdon S.93; Gudenus II S. 784 ff.
)) Schrohe, Auffäte und Nachweife S. 75 ff.; f. befonders S. 76.
Scharfen-
fteiner Altar