Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

    
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
    
     
     
    
     
    
Taufbecken 
    
220 
  
Ausftattung: Pfarrkanzel, Taufbecken 
mit zierlichen Kartufthen (für Infchriften ?) aufgelegt. Ferner find da Marmorfäulchen 
mit dekorierten Fußftücken: fie ftanden frei vor der Brüftung und betonten deren 
Gliederung. Sodann Stücke eines gerundeten Wappenfriefes mit bunten Wappen und 
vergoldeten Putten: diefer Fries hat wohl einen Teil des Fußgefimfes der Brüftung 
gebildet. Endlich Teile von Gefimfen und [onftigen Gliederungen.!) Eine genaue Durch- 
ficht der Refte unten und oben im Kreuzgang würde vielleicht noch Weiteres ergeben. 
Die eigentliche Architektur ift aus rotem Sandftein hergeftellt und bemalt, Säulen und 
Reliefs aus Marmor und Alabafter. Der Alabafter wurde 
aus dem Amt Herrenberg (bei Tübingen) bezogen. Neben J A R dr T 
allerlei Zeichen und Zahlen, die wohl als Verfegmarken 1:3 
zu deuten find, kommen auch einige richtige Steinmep- zeichen vor, die wir hier 
abbilden. Das Ganze war in feiner Gefamtwirkung gewiß fehr eindrucksvoll: die Arbeit 
im einzelnen ift nicht allererften Ranges. 
Der Verluft diefes Werkes ift um fo mehr zu beklagen, als wir feinen Schöpfer kennen. 
Nach den Domkapitelsprotokollen?) ftellte der statuarius und bildthauer Gerhardt Wolff 
1585/86 die Pfarrkanzel im Dom auf. Diefer Gerhard Wolff3) könnte recht wohl ein 
Sohn jenes Endres Wolff von Heilbronn fein, der, feit 1557 in Mainz nachweisbar, im 
Jahre 1572/73 die Wächterftube im Dom baute. 
Endlich ftand vor Zeiten noch eine kleinere rohe Steinkanzel im Eifernen Chor 
(Oftchor), der man ein fabelhaftes Alter nachfagte. Diefe Tradition erregte indeffen 
[eohon Bodmanns Bedenken. Die Kanzel [Cheint völlig verfchollen.*) 
Eine wechfelvolle Gefchichte hat das Taufbecken) des Domes hinter fich. 1328 
für den Dom gegoffen, wurde das Becken in der Liebfrauenkirche aufgeftellt.®) Das 
Domkapitel blieb aber Eigentümer und behielt das Verfügungsrecht. Da das große 
Becken mitten in der ohnehin räumlich befthränkten Kirche ftörend empfunden wurde, 
entfChied Erzbifchof Heinrich 1329, es follte vor dem Andreasaltar aufgeftellt werden. 
Dazu kam es aber nicht: das Becken blieb vielmehr an feinem Plate mitten in der 
Kirche bis zum Jahre 1700; in diefem Jahre wurde es, wiederum unter Mitwirkung 
und mit ausdrücklicher Genehmigung des Domkapitels in die Kapelle St. Ägids, den 
[fogenannten Pfarrchor, verfett. 1765 [ollte es renoviert werden:”) wahrfcheinlich follte 
es einen neuen Deckel erhalten. Aus der niedergebrannten Liebfrauenkirche forderte 
und erhielt Bifchof Colmar das Becken für den Dom zurück. Es wurde 1804 im Pfarr- 
chor (Oftchor) auf einen achteckigen drei Stufen hohen Sockel geftellt und mit einem 
neuen Deckel (aus Kupfer, 129 Pfund fehwer nach Werner IS. 278) ausgeftattet. Erft 
1868 kam das Becken an feine heutige Stelle (f. Abb. 86 CC). Photographie Kroft, 
danach unfere Abbildung auf Tafel 43. 
‘) Ein weiteres Eingehen auf die[e Refte, insbefondere auch den naheliegenden Verfuch 
einer Rekonftruktion, kann ich mir um [o eher verfagen, als eine folche Rekonftruktion und 
eine eingehende Würdigung des Ganzen von anderer Seite vorbereitet wird. 
?) S. Schneider a.a. O. °) Vgl. über ihn Schrohe, Auffäte und Nachw eife S. 81 f. 
‘) Gudenus II S.845. Dazu Bodmanns handfchriftliche Notiz in feinem Handexemplar (in 
der Stadtbibliothek). Bourdon S. 39. Werner I S. 284. Schaab II S. 137 f. 
°) Gudenus, cod. dipl. III S. 267. Würdtwein, Commentatio historico-liturgica de 
Baptisterio Moguntino, quod extat in Ecclesia insigni collegiata B.M. V.ad Gradus. Mogunt. 
1764. Falk in den Gefchichtsblättern f.d. mittelrhein. Bistümer II. 1884. S. 146. Werner IS.278 ff. 
Wetter S. 104. Schaab II S. 81. Abbildung bei Moller in den Denkmälern der deutfchen Bau- 
kunft. Darmftadt 1821. Bd. I Taf. XIN. Photographie Kroft. 
°) Wie es kam, daß der Dom, der zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein eigenes Baptifterium 
nicht befaß, fein Taufrecht in der Stiftskirche zu Unferer Lieben Frau ausübte, ift noch nicht 
genügend aufgeklärt. ’) Schrohe, Auffäte und Nachweife S. 71 Anm. 2 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.