Adolf und
Johann von
Naffau
Grabplatte
Johann von
Naffau
246 Denkmäler: Erzbifchof Adolf und Johann von Naffau
Stilifierung bewahrt. Gewiß, es mag fein, daß zu alledem Anfäge auch hier im Weften,
auch in Mainz fChon vorhanden waren. Es kann doch nicht zweifelhaft fein, daß erft
dies aus der Fremde herbeigeholte Meifterwerk der Mainzer Plaftik die Zunge gelöft
hat. Aber allerdings: fie hat das neue Lied fofort auf ihre Weife gefungen.
Da, nach Pinder, das Denkmal des Gerhard von Schwarzburg kaum vor 1402 ent-
ftanden fein kann, kommen wir für unfer Werk früheftens auf das Jahr 1403. Gerade
in diefem Fall aber bleibt der Abftand der Entftehungszeit vom Todesjahr des Dar-
geftellten (1393) nicht unverftändlich: man wird fich nicht fofort entfChloffen haben,
fich nach Würzburg zu wenden; vielleicht hat man längere Zeit nach einem geeigneten
Bildhauer gefucht.
Nr.9. Grabplatte der beiden Erzbifchöfe Adolf und Johann aus
dem Haufe Naffau. MS.
S.oben unter Nr.7S.242. Die Platte liegt noch an Ort und Stelle, mißt 1,37><2,62 m
und ift aus grauem Sandftein. Bild und Infchriften find faft ganz abgetreten; die zwei
Infchriften — in gotifchen Minuskeln beginnen beide in der Mitte der oberen
Schmalfeite; die eine, die des Erzbifchof Adolf, fteht nach außen, die andere nach
innen. Sie lauten (nach Bourdon ergänzt): Anno domini m-ccc-xc-die sexto mensis
februarii obiit reverendus in christo pater et dominus dominus Adolphus archiepis-
copus Moguntinus. Anno domini m» cccc - xix - die xxiii - septembris obiit reverendus
in christo pater et dominus dominus Johannes archiepiscopus Moguntinus.
Entftanden ift die Platte ficherlich unmittelbar nach dem Tode des Erzbifthofs Johann
1419. Die Schrift zeigt große Ähnlichkeit mit der am Epitaph diefes Fürften.
Nr. 10. Erzbifchof Johann von Naffau + 1419. NA.Tafel 49a.
Joannis IS. 734. Bourdon S. 31. Gudenus II S.824. Börger a. a. O.S.31 ff. Eine
Lithographie, vermutlich nach Lindenfchmit, 13,4><22,6 cm. Dehio und von Bezold,
15. Jahrhundert: Tafel 2. Photographie Hertel und Kroft.
Die Infchrift ift in einer fehr entwickelten fChönen gotifchen Minuskel gegeben;
fie ift ftellenweife zerftört. Hier ein Fakfimile:
Aun-Im-H-re N Fi Seprmnbt-g- Armed $n-F-prft-INE-IU8-
Iohrs Jena arg?) Delutsiurifteg-rele ul lohanußg:
TRe-MONTMESDNS-er- ehe An-r-m-pan-renmeftat- Aueu-er-[rmper-
Anno domini m? cccc’xix? die xxüi - Septembris obiit reverendus in Christo pater et
dominus dominus Johannes de Nassau archiepiscopus Moguntinus. Desiit Antistes
tecle vibrare Johannes iste Moguntinae sedis et ecclesiae qui et in pace requiescat
amen et semper.
tecle fteht auf dem an diefer Stelle unbefthädigten Steine; bei dem folgenden vibrare
ift die Mitte der drei erften Buchftaben (vib) in Gips ergänzt, aber [oweit man nach
den oben und unten erhaltenen Reften urteilen kann, ift diefe Ergänzung richtig. Was
aber der Ausdruck fecle vibrare felbft bedeuten foll, ift bis jest noch nicht aufgeklärt.
Vermutlich liegt ein Irrtum des Steinmegen vor. Gudenus a. a. O. lieft den zweiten
Teil der Infchrift: Desiit Antistes tecte vibrare Cohortes Johannes de Nassau, Iste u. f. f.
Er hat fich wohl einfach verlefen.
Begraben wurde der Erzbifchof mitten im Langhaus neben feinem Bruder, Erz-
bifchof Adolf (f. oben S. 242): das Denkmal am Pfeiler ftand immer aufrecht, und es
fteht gewiß heute noch an der Stelle, die es gleich zu Anfang erhalten hat. Es ift