Erzbifchof
Konrad III
248 Denkmäler: Erzbifchof Konrad III
mehr abgefpreizt; die Attribute find größer, prunkvoller; die Behandlung einer Kleinig-
keit, das wehende Tuch am Krummftab, ift für den anderen Geift vornehmlich bezeich-
nend. Es ift kaum nötig, noch hervorzuheben, daß der Haltung der Figur zufolge auch
das Gewand umftilifiert werden mußte. Das ift fehr gründlich geföhehen. Um es mit
einem Wort zu fagen: die Tiefen find in Breiten umgefetgt und die Fülle des Stoffes
ift noch gewachfen (vgl. die Kafula und die Gewandmaffe Zu Füßen des Erzbifchofs).
Alles in allem: fo gut wie jede Veränderung ift zugleich eine Bereicherung des
Flächeneindrucks. Der Konrad von Weinsberg hat, der Würzburger Tradition ent-
[prechend, die ftärkere Plaftik; das Mainzer Denkmal verarbeitet die neuen An-
regungen im Sinne des raufchend-malerifchen Stils, dem man zuftrebt.
Noch ift ein Wort über den Kopf zu fagen. Er hat eine ähnliche Feftigkeit gewonnen,
wie fie der des Weinsberg aufweift. Zugleich ein individuelles Gepräge. Wenn man die
Köpfchen der Nebenfiguren vergleicht, findet man leicht das allen Gemeinfame, den
Stil heraus. Das Haar ift zierlich ftilifiert, die Augen fiten wie unter einer lederartigen,
nur aufgefchligten Hülle. Aber Mund, Kinn, Wangenflächen find fehr lebendig. Sie
find durchaus fteinmäßig behandelt, nicht weich, eher [Chnittig. Der Gefamteindruck der
Köpfe ift eher zierlich als groß zu nennen, hat etwas Feines, felbft bei den alten Köpfen
Kindliches. Es ift der Ausdruck der Verjüngung, die aller Kunft widerfahren war.
Die Seitenfiguren, foweit fie erhalten find, von links oben die Heiligen Martin (mit
dem Bettler) und Bonifaz, von rechts oben Maria Magdalena und Dorothea, geben
noch manchen lehrreichen Auffihluß zur Ergänzung des Gefagten. Man vergleiche
auch die Köpfe der beiden heiligen Bifthöfe mit den Köpfen der Figuren an der Pforte
der Memorie (f. diefe). Schließlich fei noch eine Einzelheit angemerkt: die Darftellung
der Gregormeffe in der Krümme des Stabes.
Nr.11. Erzbifchof Konrad III, Rheingrafv. Daun +1434. NA.Tafel 49c.
Joannis 1 S.735 und 747. Bourdon S. 25. Gudenus II S. 824. Schunk, Kurzge-
faßte Nachricht. Werner I S. 269. Schaab II S. 124. Börger S. 30 ff., bef. 37 f. Back,
Mittelrheinifche Kunft. 1910. S. 18. V. C. Habicht in der Zeitfchrift f. chriftl. Kunft
25.1912. Sp. 179 ff. Lithographie (unbezeichnet) 13,1><22,2 cm. Dehio und v. Bezold,
15. Jahrhundert: Tafel 2. Photographie Kroft.
Die älteren Berichterftatter verzeichnen das Grab Konrads, das diefer Stein deckte,
im Mittelfchiff. So fagt noch Gudenus (II S. 824) von Konrad: quem in centro templi
exhibet Statua elatioris celaturae asseribus tecta (vgl. den Grundriß Abb. I auf S. 4:
Buchftabe G). Gudenus fährt fort: Propter operis spectabilitatem ea mereretur extolli
etc., und dazu bemerkt Bodmann im Exemplar der Stadtbibliothek handfähriftlich:
„Diefes gefChah A. 1804 m. Julio wirklich.“ Weiterhin gibt er als Datum der Erhebung
den 8. Juli an. Joh. Peter Schunk (Kurzgef. hiftor. Nachricht von der Domkirche) be-
richtet, daß der Stein 1804 im füdlichen Seitenfchiff in den (damals vermauerten) Ein-
gang zur Krypta verfegt wurde. Ebenfo Werner und Schaab. An ihre heutige Stelle
kam die Platte erft 1870, als man an die Herftellung des Oftbaues und der Krypta ging.
Die Platte ift nicht als Epitaph, fondern als Deckplatte, vermutlich doch eines Hoch-
grabes, gearbeitet. Erft [päter wurde der Zuftand hergeftellt, den Bourdon und Gudenus
befChreiben: man brach die Tumba, die mitten im Langhaus ftörend empfunden wurde,
ab, legte die Platte in das Niveau des Fußbodens und deckte fie mit Brettern zu
([. oben). War der Stein urfprünglich der Deckel eines Hochgrabes, [o erklärt fich das
Zurückgreifen auf den alten Typus: der ftehende Architekturrahmen bleibt dem
Epitaph vorbehalten, die liegende Platte erhält den alten Kaftenrahmen, nach innen
mit doppelter Kehle eingeftuft; die Schrift ift (auch oben!) nach außen gerichtet.