Stil
Denkmäler: Erzbifchof Diether von Ifenburg
nifchen. Weiter hinauf ift an der Figur des Erzbifchofs ergänzt das Pallium teilweife,
die horizontal liegende Ecke des Buches zwifchen beiden Händen (die Hände felber
find faft ganz alt!), der Krummftab oberhalb des Tuches (nicht ganz richtig!). An den
Seitenfigürchen ift neu: an St. Martin (links oben) der Stab, an St. Bonifaz (links
unten) beide Hände mit Stab und Buch, an St. Katharinen (rechts oben) Schwert und
Rad; die hl. Barbara (rechts unten) ift unverfehrt. Endlich ift die ganze Architektur
[ehr ftark erneuert, fo befteht mindeftens der freifchwebende Teil des Baldachins ganz
aus Gips (immerhin waren, wie man aus der Zeichnung Lindenfchmits erfieht, An-
haltspunkte für die Herftellung gegeben).
Die Gefamtanordnung knüpft an an das Denkmal Johanns von Naffau. Alle Ver-
änderungen diefem gegenüber laffen fich auf das Beftreben zurückführen, das Ganze
[&hlanker zu machen und die Figur ftärker hervortreten zu laffen. Demzufolge ift die
[Chräge Fußplatte, durch eine breite, flache Konfole unterftütgt, höhergerückt, fo daß
fie nun nicht mehr die Schräge des Kaftenrahmens deckt, fondern oberhalb diefer er-
[Cheint: die Rahmenfchräge ift unten herumgeführt. Die Seitenfiguren haben denfelben
Plat behalten, nur daß es je zwei (ftatt drei) find; fo bleibt unten Raum für je eine
niedrigere, leere Nifche in der Fußregion, und oben reichen die Figuren nicht in die
Baldachinzone hinein, vielmehr füllen hohe Fialen über den Seitenbaldachinen den
[ehmalen Raum. Der Baldachin endlich ift etwas anders geformt: der des Naffauer
Denkmals hatte noch die mit drei Seiten des Achtecks aus der breiten, vielfach ge-
brochenen Unterlage vorfpringende Mitte (eine Weiterentwickelung des erften Bal-
dachins am Denkmal Adolfs I von Naffau). Hier befteht der Baldachin aus einem
Kern, der mit zwei halben und zwei ganzen Seiten eines Sechsecks aus der Grund-
fläche tritt (mit einer Kante vorn in der Mitte), und aus einem Kranz von Kielbogen,
die in kühner Verflechtung, mit Maßwerk ausgefett, reich mit Krabben und mit zier-
lichen Kreuzblumen geföhmückt, um den feften, großflächigen Kriftall des Kernes
höchft bewegt fich fhwingen. So fCheiden fich deutlich die drei Zonen: unten und
oben nur tektonifche Körper, in der Mitte herrfchen die Figuren. Hier aber bleiben
die Seitenfigürchen wieder zurück: auf einem befonderen mächtigen, polygonen Sockel
tritt die Hauptfigur energifch vor. So ift an die Stelle einer gleichmäßig-reichen Füllung
der (Bild!-)Fläche hier eine differenziertere Verteilung der Akzente getreten: fie ge-
reicht unmittelbar der plaftifchen Wirkung der Hauptfigur zum Vorteil.
Schon das Motiv der Figur ift plaftifcher: fie fett das linke Bein entfthiedener vor
und hält mit beiden Händen das geöffnete Buch vor fich. Aber auch die herkömm-
lichen Einzelheiten find plaftifcher entwickelt (doch halte man fich für das Folgende
gegenwärtig, daß es fich hier nur um relative Werte handeln kann): noch biegt fich
die Figur leife in der rechten Hüfte aus, noch laufen folglich von diefer Hüfte Diagonal-
falten vorn bis zwifchen die Füße herab (durch den Stab in der linearen Wirkung unter-
ftügt). Aber die Abftufung der Pläne nach vorn und hinten ift klarer und bedeutender,
es wird eine größere Tiefe durchgegliedert.
Das Überrafchendfte ift doch der völlig neue Faltencharakter. Die ftrömenden Wellen-
linien find verfchwunden, die weichen, runden Formen, die vollen Bäufche finden fich
nicht mehr. Dafür haben wir gerade Faltenlinien, eckige, [öharfe Brüche, Knitterfalten,
[‘hmale, hohe, aus flachen Ebenen ftark heraustretende Faltenrücken. So ift an die
Stelle der fließenden Bewegung die gebrochene ruckartige getreten, an die Stelle weicher
Übergänge von Licht und Schatten eine Welt [chärferer Kontrafte. Es ift dabei fehr
lehrreich zu fehen, wie nahe die ganze Anordnung der Falten noch der der älteren
Denkmäler fteht. Alle Hauptmotive der Gewandung des Daun (konvergierende gerade