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Denkmäler: Kurfürft Berthold von Henneberg 257
war. Ich gebe die Infchrift nach der übereinftimmenden Überlieferung bei Bourdon
und Gudenus hier wieder: Anno domini m + cccc - Ixxxx + vii » die v- mensis Maij
obiit reverendissimus pater dominus Bernardus de Breidenbach s. apostolice sedis pro-
tonotarius et hujus ecclesiae decanus ac canonicus capitularis. R. I. P.
Auf den erften Blick ift deutlich, daß wir hier einen ganz anderen Typus vor uns
haben als in den zulegt betrachteten Denkmälern. Natürlich, es handelt fich ja auch
nicht um einen Erzbifchof und nicht um ein Denkmal im engeren Sinne, fondern um
eine wirkliche Grabplatte, die das Grab deckte und dabei felbft im Fußboden der
Kirche oder wenig tiefer lag. Dem entfpricht es, daß das äußere Schema eine deut-
liche Fortentwickelung des Typus vom Anfang des 14. Jahrhunderts ift: in den alten
Kaftenrahmen wird eine Architektur aus dünnen Säulchen eingeftellt, dieoben nur nicht
mehr mittels eines flachen Bogens verbunden find, fondern einen dreiteiligen Baldachin
tragen. Diefer tritt zwar der Platte frei vor, feine Fialen und Kreuzblumen aber laufen
fich oben an dem kräftig überftehenden tektonifthen Rahmen tot. Da auch die Figur kein
ftärkeres Relief hat, fo bleibt das Ganze in der Rahmentiefe und — ließ fich ohne weiteres
flach zudecken. Der Typus ift alfo mit befonderer Rückficht auf die Beftimmung der Grab-
platte im Fußboden parallel dem der fürftlichen Denkmäler, aber felbftändig entwickelt.
Was innerhalb diefes Typus gewollt und erreicht wurde, ift von ergreifender Schön-
heit. Eine wirklich liegende Geftalt! Das Gewand der Prälat ift nur mit dem
Totenhemd und Schuhen bekleidet — breitet fich über die hageren Glieder, hier glatt
anliegend, dort in faft [ymmetrifchen Faltenfyftemen fich ordnend. Hier f&hon über-
rafcht die ftrenge Architektur der Anlage. Sie wird vollends zwingend weiter oben,
wo über den gekreuzten Armen der Becher ruht und genau darüber aus dem recht-
eckigen Ausfthnitt der wunderbare Kopf auffteigt. Und wie ift das mächtige Kiffen
mitverwertet! Das alles ift ffhon von der größten Kraft. Und doch gibt das Antlig
ein noch Höheres! Aus den tiefen Schattenbuchten des Lockenkranzes tritt es hervor,
hager, knapp und flächig gefChnitten, ein wie in Schmerz leicht geöffneter Mund, er-
lofchene Augen. Es ift deutlich: wie die ruhenden, faft fleifchlofen, eckigen Arme mit
den durchgearbeiteten Händen, fo fpricht auch diefer Kopf erf&hütternd das Bekenntnis
zur Askefe, die Sehnfucht einer geiftig tiefbewegten Zeit aus.
Ich fehe in dem Denkmal die jüngere, im Kopf reifere, im Gewand etwas ma-
nieriertere Arbeit des Adalbert-Meifters. Andererfeits ift die VerwandtfChaft des
Gewandftils hier mit dem des Strohut-Epitaphs fo augenfcheinlich, daß man auch diefe
beiden Stücke nicht allzuweit auseinander reißen darf. Die Frage ift erlaubt, ob das
Breidenbach - Denkmal etwa fihon zu Lebzeiten des Beftellers, vielleicht um 1490,
gearbeitet fein könnte. Unbedingt nötig ift der Schluß nicht: wir werden dem Stil
noch nach 1500 begegnen ([. die Sakriftei).
Nr.16. Kurfürft!) Berthold von Henneberg+1504. SA. Grabplatte.Taf.52b.
Joannis I S. 812. Bourdon S. 52. Gudenus II S. 826. Photographie Kroft.
Das Grab war im Oftchor vor dem Altar der fühmerzhaften Mutter Gottes (ehemals
Chriftophorusaltar) an den Stufen. Gudenus gibt es beim Buchftaben K* an. Hier
lag die Platte aus rotem Marmor, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts gehoben und
an ihre heutige Stelle gebracht wurde; Werner fah fie bereits hier.
Der Stein mißt 1,07><2 m (ohne den Rokokorahmen, f. u. S. 267), das Material ift ein
roter Marmor. Die Infchrift (in Kapitalen) lautet: DOMINVS BERTOLDVS ARCHIEPIS-
COPVS MOGVNTINVS COMES DE HENNEBERG OBIIT XXI. DECEMBRIS ANNO M.D.IIll.
!) Wir fchließen uns in der Benennung dem Sprachgebrauch der Zeit an. Demgemäß geben
wir dem Erzbifchof Berthold und allen feinen Nachfolgern den Titel Kurfürft.
Stil
Kurfürft
Berthold von
Henneberg:
Grabplatte
N Ne 26... o