Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
t. Be- 
lichen 
treten 
segen- 
raucht 
erden, 
:rnden 
leben- 
nd der 
Hie 
lelliert 
tfigur, 
Und 
e über 
it der 
-fellen 
ı nicht 
lle ge- 
|50b. 
einer 
rfunde 
Br 
Kroft. 
h dem 
ınitten 
2 Erz- 
; Grab 
zählte, 
en Zzu- 
r Ein- 
r noch 
Und 
(offen- 
ng des 
lat an 
Sand- 
nd die 
ı fehe, 
ıßeren 
abge- 
ft vor- 
r Rand 
nd das 
jtohlen 
Denkmäler: Kurfürft Berthold von Henneberg 257 
war. Ich gebe die Infchrift nach der übereinftimmenden Überlieferung bei Bourdon 
und Gudenus hier wieder: Anno domini m + cccc - Ixxxx + vii » die v- mensis Maij 
obiit reverendissimus pater dominus Bernardus de Breidenbach s. apostolice sedis pro- 
tonotarius et hujus ecclesiae decanus ac canonicus capitularis. R. I. P. 
Auf den erften Blick ift deutlich, daß wir hier einen ganz anderen Typus vor uns 
haben als in den zulegt betrachteten Denkmälern. Natürlich, es handelt fich ja auch 
nicht um einen Erzbifchof und nicht um ein Denkmal im engeren Sinne, fondern um 
eine wirkliche Grabplatte, die das Grab deckte und dabei felbft im Fußboden der 
Kirche oder wenig tiefer lag. Dem entfpricht es, daß das äußere Schema eine deut- 
liche Fortentwickelung des Typus vom Anfang des 14. Jahrhunderts ift: in den alten 
Kaftenrahmen wird eine Architektur aus dünnen Säulchen eingeftellt, dieoben nur nicht 
mehr mittels eines flachen Bogens verbunden find, fondern einen dreiteiligen Baldachin 
tragen. Diefer tritt zwar der Platte frei vor, feine Fialen und Kreuzblumen aber laufen 
fich oben an dem kräftig überftehenden tektonifthen Rahmen tot. Da auch die Figur kein 
ftärkeres Relief hat, fo bleibt das Ganze in der Rahmentiefe und — ließ fich ohne weiteres 
flach zudecken. Der Typus ift alfo mit befonderer Rückficht auf die Beftimmung der Grab- 
platte im Fußboden parallel dem der fürftlichen Denkmäler, aber felbftändig entwickelt. 
Was innerhalb diefes Typus gewollt und erreicht wurde, ift von ergreifender Schön- 
heit. Eine wirklich liegende Geftalt! Das Gewand der Prälat ift nur mit dem 
Totenhemd und Schuhen bekleidet — breitet fich über die hageren Glieder, hier glatt 
anliegend, dort in faft [ymmetrifchen Faltenfyftemen fich ordnend. Hier f&hon über- 
rafcht die ftrenge Architektur der Anlage. Sie wird vollends zwingend weiter oben, 
wo über den gekreuzten Armen der Becher ruht und genau darüber aus dem recht- 
eckigen Ausfthnitt der wunderbare Kopf auffteigt. Und wie ift das mächtige Kiffen 
mitverwertet! Das alles ift ffhon von der größten Kraft. Und doch gibt das Antlig 
ein noch Höheres! Aus den tiefen Schattenbuchten des Lockenkranzes tritt es hervor, 
hager, knapp und flächig gefChnitten, ein wie in Schmerz leicht geöffneter Mund, er- 
lofchene Augen. Es ift deutlich: wie die ruhenden, faft fleifchlofen, eckigen Arme mit 
den durchgearbeiteten Händen, fo fpricht auch diefer Kopf erf&hütternd das Bekenntnis 
zur Askefe, die Sehnfucht einer geiftig tiefbewegten Zeit aus. 
Ich fehe in dem Denkmal die jüngere, im Kopf reifere, im Gewand etwas ma- 
nieriertere Arbeit des Adalbert-Meifters. Andererfeits ift die VerwandtfChaft des 
Gewandftils hier mit dem des Strohut-Epitaphs fo augenfcheinlich, daß man auch diefe 
beiden Stücke nicht allzuweit auseinander reißen darf. Die Frage ift erlaubt, ob das 
Breidenbach - Denkmal etwa fihon zu Lebzeiten des Beftellers, vielleicht um 1490, 
gearbeitet fein könnte. Unbedingt nötig ift der Schluß nicht: wir werden dem Stil 
noch nach 1500 begegnen ([. die Sakriftei). 
Nr.16. Kurfürft!) Berthold von Henneberg+1504. SA. Grabplatte.Taf.52b. 
Joannis I S. 812. Bourdon S. 52. Gudenus II S. 826. Photographie Kroft. 
Das Grab war im Oftchor vor dem Altar der fühmerzhaften Mutter Gottes (ehemals 
Chriftophorusaltar) an den Stufen. Gudenus gibt es beim Buchftaben K* an. Hier 
lag die Platte aus rotem Marmor, die zu Anfang des 19. Jahrhunderts gehoben und 
an ihre heutige Stelle gebracht wurde; Werner fah fie bereits hier. 
Der Stein mißt 1,07><2 m (ohne den Rokokorahmen, f. u. S. 267), das Material ift ein 
roter Marmor. Die Infchrift (in Kapitalen) lautet: DOMINVS BERTOLDVS ARCHIEPIS- 
COPVS MOGVNTINVS COMES DE HENNEBERG OBIIT XXI. DECEMBRIS ANNO M.D.IIll. 
!) Wir fchließen uns in der Benennung dem Sprachgebrauch der Zeit an. Demgemäß geben 
wir dem Erzbifchof Berthold und allen feinen Nachfolgern den Titel Kurfürft. 
Stil 
Kurfürft 
Berthold von 
Henneberg: 
Grabplatte 
  
  
  
     
  
  
   
    
  
   
  
    
  
  
  
    
   
   
  
    
   
   
   
   
   
    
  
   
   
   
   
    
  
    
   
  
    
   
   
    
    
  
    
  
   
   
    
  
    
   
  
   
  
  
     
N Ne 26... o 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.