268 Denkmäler: Kurfürft Albrecht von Brandenburg
ftrreckenden Bemühungen des Kurfürften um fein Grab einigen Auffchluß. Freilich
müffen wir da ziemlich weit ausgreifen. Aber da hier fo wie fo ein paar Worte über
das Verhältnis des Grabdenkmals Albrechts in Afchaffenburg zu den Denkmälern in
Mainz gefagt werden müffen, fo will ich den Hergang, wie wir ihn jegt aus dem
trefflichen Buche von Paul Redlich kennen, kurz hier fChildern.
Urfprünglich verfolgte der Kurfürft den Plan, fich fein Grab in der neuen Stifts-
kirche zu Halle zu bereiten. Im Jahre 1523 traf er die erften Beftimmungen: Peter
Vifcher goß ihm ein Denkmal, eine Tafel, die im Chor der Stiftskirche zu Halle an
der Wand aufgeftellt wurde (1525) — es ift diefelbe, die heute den Chor der Stiftskirche
zu Afchaffenburg ziert. Auch die Tafel mit der Maria im Strahlenkranz ebenda, der
Denktafel gegenüber, befand fich einft in Halle an ganz ent[prechender Stelle. Zwei
Jahre fpäter bemühte fich der Erbifchof um einen Stein, der das Grab decken [ollte.
Er wandte fich zu diefem Zwecke nach Eichftätt — wir erfahren nicht an wen — und
erfuchte den Nürnberger Patrizier Kafpar Nügel, der ihm auch [onft diente, ihm in
der Sache behilflich zu fein. Der Stein war aber auch 1528 noch nicht fertig, und es
fcheint nicht, daß er je nach Halle kam. Im Jahre 1540 änderte Albrecht feine Ab-
fichten.!) Als fich die Wolken der Reformation immer drohender über feiner Lieblings-
[chöpfung zufammenzogen, da konnte er nicht mehr daran denken, fich in der Stifts-
kirche zu Halle begraben zu laffen. Er verfügte, die dort [&hon aufgemauerte Tumba
[olle abgebrochen und ihr Schmuck weggebracht werden. Damals alfo kamen die
Vifcherfchen Platten nach Afthaffenburg. Dahin kam aber auch noch ein anderes
Prachtftück. Um die gemauerte Tumba war ein „meffing gegoffen gehewss fambt vier
leuchttern“, ein Baldachin, den ebenfalls die Vifcherfche Werkftatt geliefert hatte. Er
follte fühwerlich einen Sarg tragen, vielmehr wohl nur eben als Baldachin dienen.
Auch ihn finden wir in Afchaffenburg wieder.
Warum Albrecht diefe Stücke nach Afthaffenburg und nicht nach Mainz bringen
ließ? Es foll davon fofort die Rede fein. Zuvor aber werfen wir noch einen Blick
auf „das Grab“ in der Stiftskirche zu Halle. Über diefem Grab hing das Wappen
Albrechts, gehalten von zwei Engeln. Er ließ es 1540 nach Mainz kommen: es ift
dasfelbe, das nun hier fein wirkliches Grab f&hmückte, dasfelbe, das noch Bourdon,
wie wir gefehen haben, verzeichnete.
Endlich hören wir noch von einem großen filbernen vergoldeten Sarg. Er ftand in
Halle „auf dem Grab“, alfo wohl auf der gemauerten Tumba, und follte jeweils zur
Feier des Todestags des Fürften geflhmückt, auch zuzeiten mitten in der Kirche auf-
geftellt werden. Wie verträgt fich nun damit die Nachricht von jenem Grabftein ? Ich
denke mir die Sache fo: Albrecht ließ den Plan, die Tumba mit einer Steintafel zu
decken, wieder fallen — vermutlich war ihm die Form zu {thlicht. Jedenfalls erwähnt
er in der Verfügung, die Tumba abzubrechen, keinen Grabftein, während er doch
ausführlich aller Einzelheiten gedenkt (Redlich S. 188*).2) An die Stelle des Grabfteins
trat der filberne vergoldete Sarg, der Albrechts Neigung zu fürftlicher Pracht mehr
entfprach. Er ftand alfo auf der Tumba. Diefen Sarg ließ Albrecht im Jahre 1540, als
er den Mainzer Dom zu feiner Begräbnisftätte erkor, ebenfalls nach Mainz bringen.
Hier aber follte er nicht auf dem Grab (im Domchor), fondern hinter dem Begräbnis
I!) Redlichs Ausführungen S. 346 ff. find vollkommen überzeugend.
2) Darnach ift Felix Mader (Loy Hering. München 1905. S.33) zu korrigieren. Von Loy Hering
ift in jener ganzen Verhandlung mit Kafpar Nütel mit keinem Wort die Rede. Der Grabftein
wurde fehr wahrfcheinlich nie geliefert, war nie in Halle und konnte alfo auch nicht auf dem
Wege von Halle nach Mainz verloren gehen.