Familie
Brendel von
Homburg
274 Denkmäler: Familie Brendel von Homburg
fich ähnelt, ift wichtig. Wir haben bei beiden das gleiche Streben, den Gewandfall
„natürlich“ zu geftalten. Die fpätgotifche Stilifierung wird überwunden (fie Klingt in
dem Schwung des Tuches am Pedum bei beiden noch nach!) zugunften eines ein-
facheren, logifch-natürlichen Wefens. Die Gewandung des Albrecht fteht dabei dem
älteren Stil noch näher: in den Staufalten um feine Füße bemerkt man noch allerlei
Gekräufel, zahlreiche Augen. Die Gewandung des Sebaftian betont die Unterfchiede
der Struktur der Stoffe noch mehr: die dünnere Alba fältelt fich noch feiner und flüffiger.
Die Staufalten legen fich noch natürlicher um die Füße. Hat man dies einmal einge-
fehen, fo wird man zugeben, daß der Gewandftil des Sebaftian in allem eine organifChe
Weiterentwickelung der Art des Albrecht darftellt — am leichteften zu verftehen, wenn
man fie fich zugleich als Entwickelung desfelben Künftlers vorftellt. Eine folche Auf-
faffung beftätigt endlich auch die Behandlung der ganzen Figur. So breit und repräfen-
tativ beide ftehen, es ift doch ein Unterfchied da. Albrecht fett das linke (Spiel-)Bein
leicht beifeite und biegt die rechte Hüfte aus: er „[&hwingt“ alfo noch leife. Kurfürft
Sebaftian fest das entlaftete rechte Bein vor, er fthwingt nicht mehr. Anders ausge-
drückt: die Figur Albrechts läßt fich noch mit der des Kurfürften Jakob von Liebenjtein
verbinden, die Sebaftians nicht mehr. Und wieder denken wir uns diefen Wandel am
liebften als Entwickelung desfelben Künftlers, fo nahe ftehen fich fonft die Figuren.
Alles in allem, ich glaube: zunächft ift es Schro’s Werkftatt, aus der beide Denkmäler
hervorgingen; ob nun der Meifter felber entföhloffen zu der neuen Art der Dekoration
überging, oder ob diefer Wechfel wefentlich auf die Rechnung eines jüngeren Gehilfen
kommt, mag unentfthieden bleiben: die beiden Figuren ftammen gewiß von Schro felber.
Nr. 24. Epitaph der Familie Brendelvon Homburg. K XVl. Taf. 54a.
Serarius S. 914. Joannis I S.862. Bourdon S.70. Werner 1S.287. Schaab II S.62f.
Photographie Hertel.
In der Marienkapelle waren die Eltern des Kurfürften Daniel (Brendel von Hom-
burg) beftattet. Er beftimmte, daß man auch ihn dereinft hier beifegen follte, und
ftiftete zum Gedächtnis feiner Eltern und Gefchwifter das Epitaph an die Weftwand
der Kapelle. Es ift 3,55 m breit und 5,65 m hoch, nicht aus weißem Marmor, wie
Serarius angibt (was fthon des Joannis Bedenken erregte), fondern aus Eifeltuff.
Es war „fehr befchädigt“, wurde aber „vor einigen Jahren vollkommen hergeftellt“
(Schaab: 1844). Ergänzt find zahlreiche Einzelheiten, erneuert z.B. alle Hände, zum
Teil auch noch die Unterarme (der rechte des Vaters, beide der Mutter). Ferner
Pedum und Kreuzftab, auch der Manipel des Kurfürften. Am Kruzifixus die Unter-
arme (?), jedenfalls die Hände. Auch der Kopf ftheint überarbeitet. Oben ift der
betende Knabe rechts aus Gips; an Gott Vater der rechte Arm, die linke Hand mit
der Weltkugel (? — mindeftens ift fie verdächtig). Das Datum der Errichtung des Denk-
mals: 1563 ergibt fich aus dem Chronoftichon der Hauptinfährift.
Es finden fich mehrere Infähriften: wir lefen unten auf der Tafel am Sockel links:
NOBILIBVS PROGNATA ATAVIS MARGRETA RECVMBIT/QVAE FVITAETERNO VIVERE
DIGNA DIE/CVI PATRIAM PARTV BELLERSHEIM CLARA DEDISTI| ET REIDESELIVM
NOBILE STEMMA GENVS/ BRENDELIA DE STIRPE SATVS FRIDERICVS AB HOMPVRG|
CONIVGII ET PROLIS FECIT AMORE SVAM.
rechts: ILLA TAMEN FOELIX NATIS ET PRAESVLE FOELIX | ORBA VIRO FACTIS
INCLITA MORTE IACET | SI TIBI NEC VITAE NEC FATI TEMPORA CONSTANT | COL-
LIGE PERLONGIS ARTE NOTATA NOTIS | LVCES ADDE DECEM IANI: SEPTEMQVE
CALENDIS | VTQVE ANIMVS VIVAT SAEPE PRECARE DEO.
Ferner auf der Tafel unter dem Kreuz: BONVS PASTOR PONIT/|ANIMAM SVAM PRO
OVIBVS SVIS IOAN: 10. Auf den Tafeln oberhalb der Figuren, links: IPSE AVTEM
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