Stil
Propft Georg
von Schönen-
burg, Bifchof
von Worms
284 Denkmäler: Propft Georg von Schönenburg, Bifchof von Worms
Die Architektur ift feingliedrig (beachte die Gefimfe!). Die Kartufchen zeigen Durch-
fteckungen mit dünnen Spangen ; Konfolen haben Löwenköpfchen an der Stirn. Löwen-
köpfe, nicht mehr fChreckerregend, fondern eher zierlich gebildet, kommen auch fonft
vor; fie tragen Ringe im Maul, von denen Bandgehänge ausgehen. Die gewellten
Bänder tragen kleine Fruchtbündel, das Laub zeigt föhmale dreiteilige Blätter. Das
alles zielt aufs Feine und Zierliche ab. Als bezeichnende Einzelheit feien die Köpfe
der dekorativen Frauen an den Seitenwangen angemerkt: ihre Kopftücher find mit
einem Band fo umwickelt, daß der obere abgefchnürte Teil wie eine Krone abfteht.
Über die Hauptfigur läßt fich nach der ftarken Erneuerung, die fie erfahren hat, nicht
mehr viel fagen. Das Hauptrelief aber gehört durchaus dem „feinen Stil“, wie ihn
der Naffauer Altar (f. oben S. 183 unten) zeigt, an. Und fo läßt fich wohl das ganze Denk-
mal als allerdings handwerklich derbe Arbeit des werdenden feinen Stils bezeichnen.
Nr. 31. Propft Georg von Schönenburg, Bifchof von Worms + 1595.
SQF. Tafel 56b.
Joannis II S. 294. Bourdon S. 116. Gudenus II S. 848 f. (dazu eine handfthriftliche
Bemerkung Bodmanns, f. unten). Werner1S.261 f. Abbildungen ufw. Nr. IV. Wetter
5.119. Schaab II S. 86f. 131. Photographie Hertel und Kroft.
Das Denkmal ift 7,70 m hoch und 3,90 m breit. Verwendet find Marmor in ver-
[ehiedenen Farben (fchwarz, graurot, weiß), Alabafter und Tuff für die Hauptfigur und
ihr Pult, für dekorative Teile namentlich an den Seitenflügeln und oben (Auffäte),
endlich für die Wappen. Das alles ift fparfam vergoldet; Farbe ift abgefehen von den
Wappen — nur der Bildnisfigur gegeben : ihr Geficht zeigt natürliche Töne. Ebenfo find
die Apoftelbilder am Saum des reich gemufterten und vergoldeten Pluviale buntfarbig
gehalten, und eine farbige Verkündigung f&hmückt auch die Mitra. Schließlich prangt
noch das Kiffen, auf dem der Propft kniet, in natürlichen Farben. Die Infchrift lautet:
GEORGIVS DEI GRATIA EPISCOPVS WORMATIENSIS | EX NOBILI FAMILIA A SCHÖ-
NENBVRG ORTVS, HVIVS / METROPOLITANAE ECCLESIAE PRAEPOSITVS, AC PRIVS
ANNIS XVIII DECANVS, TANDEM VERO CAE-|SARIS RVDOLPHI II VICES IN CON-
VENTV DE-/PVTATORVM IMPERII GERENS OBIIT SPIRAE, | SEPVLTVS AVTEM WOR-
MATIAE IN ECCLESIA | CATHEDRALI IN PACE QVIESCIT PRINCEPS DE | REPVBLICA
CHRISTIANA AC PRAESERTIM ECCLESIA, / CVI PRVDENTIA SINGVLARI, STVDIO ET
LABORE | INDEFESSO LAVDEQVE EXIMIA PRAEFVIT A TQVE PRO-/FVIT OPTIME ME-
RITVS. ANNO MDLXXXXV |DIE XI MENSIS AVGVSTI.
Daß das Epitaph befthädigt war, wird ausdrücklich überliefert. Insbefondere heben
Werner, Wetter und Schaab übereinftimmend hervor, daß das mittlere Relief unter
dem Sarkophag, ein Abendmahl, entwendet worden fei. Aber Bodmann übertrieb
doch wohl auf feine Weife, als er in fein Exemplar des Gudenus die Bemerkung ein-
trug: (das Denkmal...) „welches A. 1794 sqq. fehr ruinirt worden... Die vortreff-
liche daran befindlich gewefene alabafternen basreliefs find damals, foweit man reichen
konte, alle geftohlen und verkaufft worden.“ Diefer Ausfage widerfpricht nicht nur
das Zeugnis der anderen genannten Autoren, fondern auch der Augenfchein. An die
Stelle des fehlenden Abendmahls kam eine KreuzfChleppung, die nicht ganz paßte:
man mußte rechts und links anftücken (Holz!). Weiter wurden noch die beiden Reliefs
entwendet, die einft die Seitenflächen des Sockels in der Reliefzone [£hmückten. Da-
gegen zeigt fich fonft nirgends eine Spur einer größeren Veränderung. Und dem
ent[pricht es auch, daß die Lithographie der „ Abbildungen“ an der Stelle des Abend-
mahls ein leeres Feld, fonft aber keine Lücke zeigt.
Das Denkmal wurde 1833 hergeftellt. Abgefehen von dem fihon erwähnten
Erfag des Abendmahls durch ein anderes Relief wurden damals erneuert: an der