Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

    
  
   
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
Dompropft 
Joh. Wilh. 
Baron Wolff- 
Metternich 
zur Gracht 
   
302 
  
Denkmäler: Dompropft Johann Wilhelm Baron Wolff-Metternich zur Gracht 
ftorbene, mit Plattenharnifch und mächtiger Perücke bekleidet, halb in die Höhe und 
fucht mit dem rechten Arme den noch halbgeöffneten Sargdeckel zurückzuhalten, 
den linken Arm ftügt er auf den Sargrand. Der zu Häupten des Sarges ftehende Tod 
hält mit der Linken den Sargdeckel. Zu Füßen des Sarges fteht ein Engel, der mit 
der Rechten auf den Verftorbenen hindeutet, deffen Vollwappen Engel und Tod über 
den Sargdeckel halten. So der heutige Zuftand des Figürlichen. Nach Brühl a. O. 
ftreckt der Verftorbene den Kommandoftab aus dem Sarge, und der Engel winkt ihm; 
nach Schneider, Gräberfunde S. 25 drängt der Tod als Senfenträger den jugendlichen 
Helden mit Gewalt in den Sarg zurück, und der Verftorbene fucht in föhmerzlichem 
Ringen das VerfChließen des Sarges zu wehren; eine nach aufwärts(!) deutende 
Engelfigur zeigt dem Sterbenden tröftend den Weg zum Himmel. Ferner fieht man 
auf der älteren Abbildung, wie der Tod den Sargdeckel niederzudrücken fucht; bei der 
heutigen Aufftellung bleibt es unklar, ob er den Deckel heben oder fallen laffen will. 
Aus allem diefem dürfte fich ergeben, daß bei der letzten Aufftellung des Denkmals, 
[fo wenig anmutend und anregend auch die ganze Darftellung fein mag, doch nach 
diefer Seite hin nicht gerade mit viel Sorgfalt und Verftändnis verfahren wurde. 
Die ganze Sockelfläche bedecken kriegerifche Trophäen aller Art und zwei mächtige 
Fahnen mit dem Reichsadler. Aus dem Sarge felbft hängt das Leichentuch heraus, auf 
ihm fteht die Grabfchrift. Zu beiden Seiten des Sarges liegen auf einem von einem 
befonderen Unterfage getragenen Kiffen Handfchuhe und Helm des Verftorbenen. 
Den Hintergrund des Ganzen bildet ein merkwürdig nüchterner geradliniger Auf- 
bau, der mit einem mehrfach gegliederten fpigen Giebelauffatze abfChließt. Auch hier 
muß bei der Umftellung des Denkmals manches verändert worden fein. Die Stelle 
der Bruchftücke von Vafen im Louis XVI-Stil, die man jett feitlich vom Giebel fieht, 
vertraten urfprünglich Kugeln, die auch zum Charakter des ganzen Denkmals beffer 
paßten. Ebenfo trugen auch anftelle der ftörenden weißen Platte ebenfalls Kugeln den 
oberften Auffat; des Giebels. Daß der Arm des Engels und der des Todes ganz roh 
ergänzt oder wenigftens ganz verftändnislos wieder angeflickt find, erfieht man fchon 
aus der Abbildung. Meiftens aus den Bruchftücken zufammengefetzt ift auch das Leichen- 
tuch mit der Infchrift. Die Darftellung des Figürlichen erhebt fich nicht viel über das 
Mittelmäßige. Künftlerifche Eigenart läßt fich am eheften noch in der Gewandbehand- 
lung bei der Engelsfigur bemerken. 
Im Material begegnet uns auch hier der damals übliche Wechfel in der Farbe. 
Alles Figürliche, ebenfo das Leichentuch und die Trophäen find in weißem Marmor 
ausgeführt; die große Tragplatte und ihre Stüge, das Wappen und die Einfäte im 
Giebelfeld beftehen aus rötlichem, alles übrige aus ffhwarzem, weißgeadertem Marmor. 
Nr. 49. Dompropft Johann Wilhelm Baron Wolff-Metternich zur 
Gracht + 1694. NA. (Grabplatte). 
Urfprünglich lag der Stein vor dem von dem Verftorbenen geftifteten Maria Himmel- 
fahrtsaltar (f. oben S. 180) am ehemaligen Pfeilereinbau im Oftchor; dort befchreibt ihn 
noch Bourdon. Schon zu Schunks Zeit (1789) befand er fich an feinem heutigen Plate. 
In feinen Maßen ftimmt der Stein mit den vorher föhon beföhriebenen Grabplatten 
ziemlich überein (Höhe 2,14 m, Breitel.13m). Das Material iftebenfalls ein föhwarzer, 
weißgeaderter Marmor. Unten fteht in ovaler KartufChe mit wenig Sorgfalt in Kapi- 
tälen eingehauen die langathmige Grabfchrift, die u. a. in tabellariföher Form dieWürden 
des Verftorbenen im Mainzer Domkapitel aufzählt und fich auch fonft in allerlei 
Riliftifchen Spielereien ergeht; fie ift in Kapitalen eingehauen und lautet aufgelöft: 
  
	        
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