Dompropft
Heinr. Ferd.
v.d. Leyen
306 Denkmäler: Dompropft Heinrich Ferdinand v. d. Leyen zu Nickenich
Nr. 51. Dompropft Heinrich Ferdinand vonder Leyen zu Nickenich
+ 1714. SQF. Tafel 59.
Gudenus II S. 849. Dahl, Neue Beiträge fol. 29 (Manufkript der Mainzer Stadt-
bibliothek). Brühl, Mainz S. 233. Werner I S. 259 ff. Schaab II S. 129. Eine ältere Ab-
bildung in Kupferftich findet fich bei Perfon, Novum architecturae speculum, mit Pro-
filen und einem Maßftab (50 Schuh), der aber nicht richtig fein kann (es find etwa
6 Schuh gemeint). Photographie: Neeb, Völker.
Das Denkmal fteht nach Bourdon an der Stelle eines älteren, dem heiligen Kilian
und Chriftoph geweihten Altares, der in den Oftchor verfett wurde (f. oben S. 180).
Errichtet wurde es noch bei Lebzeiten des Dompropftes, wahrfcheinlich im Jahre 1706,
wie auch Gudenus angibt. Diefe Jahreszahl fteht auch auf dem Buche, das auf dem
Denkmal der Engel rechts unten hält; auch der Perfonfcthe Kupferftich muß vor
dem Jahre 1710 entftanden fein, denn in diefem Jahre ftirbt Perfon. Brühl und Schaab
nennen als Meifter der Figuren den Bildhauer Mathias Rauchmüller, der aber fthon
im Jahre 1688 oder 1689 verftorben war (Schrohe, Auff. und Nachw. S. 83).
Die langatmige Infchrift wurde erft nach von der Leyens Tod (1714) aufge-
[&hrieben. Sie fteht in fauberer Kanzleifchrift, dem Sinne nach auf die einzelnen Zeilen
verteilt, auf dem gefchweiften Sockel und entfpricht in ihrer Faffung ganz dem
echt barocken Charakter, der im Aufbau des Denkmals und in der Art der Darftellung
des Verftorbenen zum Ausdruck kommt: ftarke Betonung des Perfönlichen mit hoch-
tönenden und gefchraubten Worten. Außer den üblichen Daten und der Aufzählung
der Ämter und Würden des Verftorbenen enthält fie noch eine kurze Befthreibung
diefes feines Grabdenkmals, eine Schilderung feiner Tugenden, gemifcht mit allerlei
Wort[pielen (pater, petra,!) Leyen, Stein); ferner wie er, der legte feiner Linie, der
weltlichen Ehe die Vermählung mit Gott vorgezogen, wie er demütig auf das Bistum
Eichftätt verzichtet ufw. Auf S. 307 ift die Infchrift im Fakfimile wiedergegeben.
In feinen Maßen (8,33 m Höhe, größte Breite 4,73 m) und in feinem ganzen Auf-
bau ift das Denkmal das ftattlichfte des Domes. Auf dem gefchweiften Sockel, der,
verglichen mit dem vom Denkmal des Kurfürften Damian Hartard von der Leyen,
fo recht deutlich den Übergang zum Spätbarock veranfChaulicht, erhebt fich ein
mächtiger portalartiger Rahmen mit gebrochenem Giebel; ihn tragen zwei gerade
Pilafter, vor die fich noch einmal ein flacher, hermenartig fich verjüngender legt;
bekrönt werden fie von einem breiten nach rückwärts fich verkröpfenden Kompofit-
kapitäl. In diefem Rahmen fit ein ebenfo mächtiges Zelt, deffen vorhangartige
Vorderbahnen zwei Putten in die Höhe raffen. So wird das Bild des Verftorbenen
dem Befchauer enthüllt. In ftolzer, felbftbewußter Haltung, mit Mantel und Chorrock
bekleidet, kniet er vor einem auf einem altarartigen Unterfate ftehenden Kruzifix, zu
deffen Seiten zwei kleine Engel ftehen. Rechts von ihm fteht ein Putto, der ein Buch
hält, auf deffen Deckel in der Mitte das Leyenfche Wappen angebracht ift, unter dem
Wappen fteht: Natus 31. Martij 1642, in den vier Ecken des Deckels die Jahreszahl
1706, d. i. das Jahr der Errichtung des Denkmals. Das Buch felbft foll die Lebens-
befChreibung des Verftorbenen enthalten oder bedeuten. Rechts und links ftehen vor
den Nifchenpfeilern auf Sockeln Zeit und Tod (bei Perfon hält die Zeit in der Rechten
das Stundenglas hoch empor, der Tod zückt mit der Rechten einen Pfeil auf den
knieenden Propft und hält in der Linken eine Hippe oder Stab). Auf den Sockeln
\) Jacturam familiae compensavit amore pauperum, quorum et Petra fuit et Pater; damit
der Lefer das Wortfpiel gleich verfteht, ift in ganz feiner Schrift hinter Pater am Schluffe der
Zeile 20 noch „Anagramma“ gefett! Das Chronoftichon in Zeile 28 ergibt das Todesjahr 1714.