348 Sakriftei: Ausftattung
Daß das Sacrarium mit dem zweiten Raumabjfchnitt der Sakriftei gleichzeitig fein
muß, ergibt fich zunächft aus allgemeinen Gründen. Älter als der Raum kann es nicht
fein, denn man hat es natürlich nicht ins Freie gefegt, fondern eben in die Sakriftei
eingebaut. Jünger kann es aber auch nicht fein, denn Form und Steinbehandlung des
Sakrifteibaus verbieten, diefen wefentlich früher als um 1500 entftanden zu denken.
Zu allem Überfluß kehrt die Scharrierung der Steine in langen, derben, parallelen
Linien (ohne Saum), die wir an den Außenflächen des Baues fanden ([. oben S. 344),
hier am Einbau wieder (vgl. die Behandlung der Quadern in den Gewänden der
Fenfterföhlige). Kurz: Bau und Einbau, das Sacrarium, find gleichzeitig, find ein
Werk des Kurfürften Berthold von 1501.
Der dritte Raumabfchnitt ift den drei Fenfterachfen entfprechend in drei (ungleich
große) Joche eingeteilt und mit drei gratigen Kreuzgewölben durchaus derfelben Art,
wie fie fich im zweiten Raum finden, eingewölbt. Auch fonft ift alles wie dort. Daß
das — mittlere Doppelfenfter von zwei einfachen Fenftern flankiert wird, wurde
fchon bemerkt; alle haben glatte, abgefChrägte Gewände. Der Fußboden zeigt teils
große rote Sandfteinplatten, teils Ziegelplättchen.
Da die Chorwand hier (nach Südoften) zurückweicht, konnte in die Südoftecke des
Raumes wiederum ein befonderes feftes Gewölbe gelegt werden. Es wird begrenzt
von dem Pfeilermaffiv zwifchen der mittleren und der füdlichen Chorkoncha und
deffen Strebepfeilern, von Teilen der Umfaffungswand der Sakriftei und von einer
außerordentlich ftarken Zwifchenwand, die der äußeren Fenfterwand des dritten
Raums parallel läuft und dann im rechten Winkel zu dem nördlichen der beiden ge-
nannten Strebepfeiler umbiegt. Diefe Wand öffnet fich gegen die Sakriftei in einer
rechteckigen Tür und zwei vergitterten f&hmalen Fenfterchen, die fich nach innen er-
weitern. Ein drittes Fenfterchen findet fich indem Wandabfthnitt gegen Often, neben
dem füdlichen Strebepfeiler. Alle Wände, auch die Vorderwand der Kammer, [ind aus
guten Quadern (mit Steinmetzeichen) errichtet. Gewölbt ift der Raum mittels eines
fehweren Tonnengewölbes. Der Fußboden ift mit Ziegelplatten belegt. Dies ift die
Schatzkammer, die Kurfürft Albrecht 1540 zur Aufnahme des Heiligtums erbauen
ließ. Des zum Zeichen prangt noch heute fein Wappen, ein großes rechteckiges Relief
in Farben, an der Außenwand der Kammer hoch oben unter dem Gewölbe. In diefem
Raum ftand vermutlich der „Sendner“ oder das „armarium“, das die Kleinodien des
Heiligtums enthielt, die Albrecht dem Domftift hinterließ.'!) Heute ift der Raum wüjt
und leer: die erften Stücke eines neuen Schates find an anderer Stelle geborgen.
Die Flucht der Albrechtfchen Schagkammer ift nach Norden weitergeführt: zwei
Eifengitter in fChlichter, aber würdiger Kalkfteinfaffung, die oben bis ans Gewölbe
reicht, verwahren feit kurzem, was der Dom im 19. Jahrhundert an alten Stücken
wieder zufammengebracht hat. Es wird davon weiter unten die Rede fein.
DIE AUSSTATTUNG
Raum. Der Altar, in eine Nifche eingebaut, ift ein moderngotifcher Holzaltar.
Aber in die Holzverkleidung der Nifche find drei Alabafterreliefs eingelaffen, die
wenigftens erwähnt werden müffen. Das Mittelftück ift eine Auferftehung Chrifti,
oben halbrund gefchloffen, 1,11 m breit und 1,40 m hoch. Das Relief ift aus vier un-
gleich großen Stücken zufammengefetgt und war einft reichlich bemalt; jett find nur
noch Einzelheiten vergoldet. Die beiden kleineren Stücke find 28 x 48 cm groß; das
1) P, Redlich, Kardinal Albrecht von Brandenburg. Mainz 1900. S. 344 ff., 354 f. und die
zugehörigen Beilagen.