Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Sakriftei: Sonftige Kunftwerke 349 
eine zeigt einen betenden Mönch (St. Franziskus ?), hinter dem ein zweiter erfcheint, 
das andere Magdalena büßend. Alle drei find im ganzen gut erhalten; die Arbeit aber 
ift mäßig. Ob fie fchon urfprünglich zufammengehörten, ift ganz fraglich ; dagegen 
werden fie wohl alle drei um 1600 entftanden fein. 
Raum II. Die hier eingebauten Schränke für Paramente und Meßgerät find ein- 
fachfter Art. Bemerkenswert ift nur ein aus der Zeit des Bifchofs Colmar ftammen- 
des Gefchränk mit dreiteiligem Auffate, das Ganze in [&hlichten Empireformen. Der 
Unterfat trägt auf den beiden abgefChrägten Ecken je einen Cherub; im halbrunden 
Giebel des mittleren Schrankauffages ftehen im bifchöflichen Wappenfchilde die ver- 
[ählungenen Initialen IL C (Jof. Ludw. Colmar) und feitlich davon die Jahreszahl 
18-04; auf den Eckfchränkchen fitzt je ein kleiner Engel, beide ftammen aus der 
Rokokozeit und find hier nicht an ihrem urfprünglichen Plage. 
Raum III bietet nichts Bemerkenswertes. 
Schneider (Dom Sp. 117) berichtet, daß unter Bifchof Colmar im Jahre 1804 die 
Sakriftei eine neue Einrichtung mit Zuhilfenahme des Chorgeftühls der ehemaligen 
Kapuzinerkirche erhielt. Irgendwelche bemerkenswerte Refte diefes Chorgeftühls 
jind unter der heutigen Einrichtung nicht mehr zu finden. 
SONSTIGE KUNSTWERKE 
Auf die drei Räume verteilen fich weiter die folgenden Kunftwerke: 
Chriftusin Gethfemane, Holzrelief, 35 < 46,5 cm groß, 12,5 cm tief; durch 
alte und neue Bemalung ganz uncharakteriftifch geworden. Um 1510. 
Predella: Chriftus und die zwölf Apoftel, auf Tannenholz gemalt; 1,38 x 0,25 m 
groß (innerhalb des Rahmens gemeffen). Tüchtige durchfchnittliche Malerei um 1510. 
Die große Tafel mit der Kreuzfchleppung und St. Katharinen wurde [ehon 
oben (S. 335) befprochen. 
DiezwölfApoftel. Die Figürchen find aus Alabafter, 39—40 cm hoch, im 
ganzen wohlerhalten. Bei einer Anzahl fehlen die Hände, die (wie häufig) befonders 
gearbeitet und angefett waren. Mit den Händen find auch zahlreiche Attribute ver- 
loren gegangen. Vollftändig erhalten oder doch beftimmbar find noch: Petrus — die 
rechte Hand mit dem Schlüffel fehlt zwar, der Apoftel ift aber am Kopf zu erkennen, 
dem niedrigen breiten Typus mit der Glage und dem runden Bart; Paulus: zwei 
Schwerter kennzeichnen ihn; Andreas: das [hräge Kreuz ift erhalten; Jakobus: in 
der Hand hält er eine Mufchel; Johannes: die Hand mit dem Kelch fehlt zwar, aber 
der Kopf — es ift der einzige unbärtige — verrät ihn: Jakobus Minor: die Linke hält 
die Keule; Philippus: er ift doch wohl mit dem Apoftel gemeint, der das [%hlanke la- 
teinifche Kreuz vor fich hält; Bartholomäus: am Meffer fehlt ein Teil der Schneide; 
Matthäus oder Matthias: einer von beiden muß der Apoftel mit dem großen Schwert 
fein, deffen Griff fehlt. Die übrigen find nicht zu beftimmen. Die nicht mit dem 
Attribut befchäftigte Hand hielt wohl in allen Fällen ein Buch. Dreimal fehlt auch 
dies Abzeichen. Sonft find die Figuren aber vollfiändig erhalten — bis auf die Ver- 
[&hlüffe der Reliquienbehälter, die fie in der Bruft tragen. Sehr gefchickt ift nämlich 
jedesmal die runde Mantelfchließe auf der Bruft als Öffnung eines kleinen Behält- 
niffesim Oberkörper der Figuren ausgebildet. Die Öffnungen konnten mit runden 
(nicht mehr vorhandenen) Scheiben, die in einen Falz eingriffen, verfchloffen werden. 
Sehr intereffant ift die bedingte Farbigkeit diefer Apoftel. Das Haar (nicht immer, 
[. unten), die Gewandfäume und die Einfaffung der Reliquienbehälter find vergoldet; 
Haar und Bart bisweilen auch farbig; die Lippen find rot, die Augen dunkel gehalten; 
   
   
   
  
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
 
	        
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