360 Sakriftei, Domfchag: Monftranzen
Wappen auf Maria Amalie geborene Pfalzgräfin von Zweibrücken, Gemahlin Fried-
rich Augufts III, Königs von Polen und Kurfürften von Sachfen, worauf auch die bei-
den Anfangsbuchftaben über dem Wappen zweifellos hinweifen. Offenbar war Maria
Amalie die Stifterin diefes wertvollen Gefchenkes, wozu, wie wir unten bei Nr. 25
fehen werden, auch noch eine Platte mit zwei Meßkännchen gehörte. Die Ehever-
bindung zwifchen Friedrich Auguft III und Maria Amalie kam aber erjt 1769 zu-
ftande, während die unter dem Wappen ftehende Bezeichnung des Goldfthmiedes auf
das Jahr 1755 als Entftehungsjahr des Kelches hinweift. Bei der zulegt genannten
Jahreszahl kann kaum ein Fehler oder ein Verfehen des Graveurs vorliegen; denn
die oben erwähnte Platte, die, wie auch die beiden Kännchen, der Marke und der
Bezeichnung nach ebenfalls aus der Werkftatt Edme Petits ftammt, und in ihren
Schmuckformen mit dem Kelche vollftändig übereinftimmt, trägt die Jahreszahl 1756.
Wie diefer Widerfpruch zu erklären ift, bedarf noch der Ermittelung. Jedenfalls
paffen die Rokokoformen der Stücke beffer zu den Jahren 1755-56 als zu 1769.
Möglicherweife waren die Stücke in den genannten Jahren angefertigt, wurden aber
erft fpäter angekauft und bei diefer Gelegenheit dann mit dem Wappen und mit der
Bezeichnung des Goldfchmiedes verfehen. Der Überlieferung nach foll diefer Kelch
von Napoleon I dem Bifchof Colmar gefchenkt worden fein.
Monftranzen Die Monftranzen, die der Domfchatz heute befitt, ftammen alle aus der Barock-
und Rokokozeit. Die bedeutenderen Stücke wenigftens find fämtlich fogenannte
Strahlenmonftranzen und Augsburger Fabrikat. In ihren Schmuckformen bieten fie
den üblichen Stilwandel vom Knorpelwerk über das Bandelwerk zum Rocaille. Ihr
Kern hat als Material durchgehends vergoldetes Silber, der Strahlenkranz ift bei
allen vergoldet. Über die Herkunft der einzelnen Stücke ift nichts Näheres bekannt;
dem alten Beftande des Domes dürfte wohl keines angehören, wohl aber mag das eine
oder andere aus älterem Mainzer Klofterbefitz ftammen und fich durch die Zeiten der
franzöfifchen Herrfchaft hindurch und fpäter dann in den Domfthat; gerettet haben.
16. Strahlenmonftranz, 65 cm hoch, Befchauzeichen Augsburg (Pinienzapfen)
und die Marke I Z, d. i. Johann Zeckel + 1728 (f. Rofenberg Nr. 472 i). Auf den
Strahlenkranz legt fich rings um das Lunulagehäufe ein filberner Kranz aus kräftigen
Knorpelwerkvoluten, der miteinem breiten, geföhligten und fcharf gebrochenem Band-
werk durchzogen ift. Das Lunulagehäufe felbft umrahmt ein breiter ovaler Vierpaß,
der mit wolkenartigen Mufter befett ift und ebenfalls auf einem Strahlenkranze ruht.
Rechts und links davon kniet auf dem äußeren Rankenwerk je ein Engel mit Weih-
rauchfaß. Über dem Lunulagehäufe fühwebt auf Wolken fegnend Gottvater, über ihm
die Taube, unter dem Lunulagehäufe kniet Maria auf Wolken. Das Ganze ift die
übliche Darftellung der heiligen Dreifaltigkeit — zugleich als Krönung Mariä gedacht
die fehlende Geftalt des Gottfohnes vertritt das Sanktiffimum. Auf dem Fuße rankt
fich ringsum in getriebener Arbeit ebenfalls Knorpel- und Bandwerk, dazwifchen, auf
vier ovale Medaillons verteilt, die vier Evangeliften. Zeit: etwa 1710-20.
17. Strahlenmonftranz (Tafel 69a), 69 cm hoch, der vorher befchriebenen nahe
verwandt und aus derfelben Werkftatt ftammend. Diefe Monftranz trägt ebenfalls das
Augsburger Befchauzeichen und die Marke 1Z (f. bei Nr. 16); auf der Rückfeite fteht
auf dem Türchen des Lunulagehäufes die Jahreszahl 1713. An Stelle des Knorpel-
werks legt fich hier auf den Strahlenkranz rings um das Lunulagehäufe ein Kranz
von filbernen Weinreben, in dem wieder zu feiten des Lunulagehäufes je ein Engel
mit Weihrauchfaß und unter diefem die Jungfrau Maria knieen. Diefe drei Figuren
find aus derfelben Form wie die entfprechenden der vorher befchriebenen Monftranz