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Sakriftei, Domfchat: Taffeln, Grabfunde 365
Wappen des Abtes Peter IV Schultheiß mit Krone, rechts im gleichen Wappenfchilde
die verfchlungenen Initialen PS A, darunter ein Kreuz.
Unter den fonftigen Kafeln befinden fich auch eine Anzahl aus Leder mit Preffung,
die meift aus dem 17. Jahrhundert ftammen. Einzelne Refte älterer Stücke aus g0-
tifcher Zeit find neu aufgefegt und dabei vielfach überarbeitet worden. Kurz hinge-
wiefen fei hier auch auf den Beftand an älteren Spiten (Befäte von Alben oder
Altardecken), unter denen fich Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert von ganz wunder-
barer Feinheit befinden. Leider iftes uns nicht ermöglicht worden, den Beftand fo genau
kennen zu lernen, daß wir hier die einzelnen Stücke aufzählen und eingehender be-
[chreiben könnten. Diefe Koftbarkeiten verdienten eine befondere ausführlichere Wür-
digung. Was aber die Sakriftei des Mainzer Domes im 18. Jahrhundert allein an kirch-
lichen Gewändern barg, laffen Bourdons Angaben wenigftens ahnen. In zeitlicher
Reihenfolge, beginnend vom Jahre 1459, zählt er auf: 35 Pluvialia, 11 Kafeln,
25 Dalmatiken; und dabei führt er, wie er felbft bemerkt, nur die Stücke an, die mit
Wappen verfehen waren. Daß es fich dabei um künftlerifch wertvolle Arbeiten han-
delt, ergibt fich aus den kurzen Bemerkungen, die er an die einzelnen Stücke knüpft.
Endlich enthält der Domfchag noch eine Reihe bedeutfamer Fundftücke. Es find
vor allem Grabfunde, die insbefondere bei der Umgeftaltung des Oftchores gewonnen
wurden. Bevor wir fie aufzählen, fei noch kurz eine befondere Koftbarkeit erwähnt,
ebenfalls ein Bodenfund, aber anderer Herkunft.
32. Zwei Schmuckftücke. Friedr. Schneider, Mittelalterliche Goldfibeln. Jahrb.
der Kgl. Preuß. Kunftfammlungen XV III. 1897. S. 170 (Schneiders Notizen und Samm-
lungen zu diefem Auffag und feine Korrefpondenz über die Fibeln find im Nachlaß
erhalten). OÖ. v. Falke, Der Goldfthmuck der Kaiferin Gifela. Berlin 1913. S. 28.
Es find zwei fogenannte Taffeln, Schmuckftücke alfo, die die Endknoten der Mantel-
[&hnur, da wo fie am Mantel befeftigt war, deckten. Sie wurden 1896 in einer Schutt-
grube dicht am Weftchor des Domes ausgegraben. Otto v. Falke hat ihre nahe Ver-
wandtfChaft mit der ehrwürdigen Kaiferkrone Konrads II in Wien und mit dem Gold-
['hmuck der Kaiferin Gifela nachgewiefen. Sie ftammen wie jene aus dem Anfang
des 11. Jahrhunderts und find aller Wahrfcheinlichkeit nach in Mainz felbft entftanden,
wo um diefe Zeit dank den Bemühungen des Erzbifthofs Willigis die GoldfChmiede-
kunft blühte. Eine genauere Befthreibung können wir uns mit Rückficht auf die ein-
gehende Erörterung der fChönen Stücke in den genannten Auffägen erf[paren.
33. Die Beigaben aus dem zerftörten Bifchofsgrab des Oftchors
([.oben S. 235): nämlich der obere Teil eines Bifchofsftabs, ein kleinerer filberner Kelch
und ein Ring. Friedr. Schneider, Die Gräberfunde im Oftchor des Domes zu Mainz.
Archiv f. heff. Gefch. u. Altertumskunde XIll. 1874. S.321, bef. 357 ff. u. Taf. XV—XVIl.
Schneiders ausführliche Befthreibung macht ein erneutes Eingehen auf diefe Stücke
überflüffig. Ich will nur hervorheben, daß der Stab (51,5 cm; Kupfer, vergoldet, mit
blauen Emails und Steinen; in der Krümme ein Drachenreiter, vgl. Goldfchmidt,
Albanipfalter S. 53) eine ungewöhnlich fChöne Arbeit ift, freilich mehr in der Ge-
famtanlage als in der Ausführung des Einzelnen. Die Zerlegung in drei Teile deutet
ebenfo wie das Ornament und die Farben (Gold und Blau) auf Import aus Limoges.
Wie fthon oben (S. 237) bemerkt wurde, ftimmen die Funde weder unter fich genau
zufammen, noch paffen fie recht zu dem Stein, der das Grab deckte, aus dem fie ent-
nommen wurden: der Stab gehört gewiß dem 13. Jahrhundert an, dürfte aber immer-
hin älter fein als der Kelch, der im fortgefchrittenen 13. Jahrhundert entftanden fein
kann. Wenn man alfo nicht annehmen will, daß in dem Grab Refte verfchiedener
Bodenfunde
Taffeln
Grabfunde