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Sakriftei, Domfchag;: Handfchriften 371
zwei ausgefchnittene Blätter mit Miniaturen vorgelegt, die zweifellos aus einem un-
ferer Chorbücher ftammten). Fr. Schneider, Mittelalterliche Ordensbauten in Mainz.
Mainz 1879. S. 22. Fr. Back, Mittelrheinifche Kunft. Frankfurt 1910. S. 50.
Die Bücher werden jett in der fogenannten Kapitelftube verwahrt. Sie find in Folio
in gotifcher Minuskel auf Pergament geföhrieben und in blindgeprefte Lederbände
(40x58 bis 42x62 cm groß) gebunden. Auch die zum Teil recht guten Bronzebuckel
und -[chließen der alten Bände haben fich zum allergrößten Teil erhalten.
In der weiteren Ausftattung weichen die einzelnen Bände etwas voneinander ab.
Zunächft ift da ein Band, der nur größere fChwarze, rote und blaue Initialen mit
Filigranfüllung hat. Zwei weitere Bände (der Band A und feine unmittelbare Fort-
fetung in einem folgenden Band, der mit Blatt 278 beginnt: Incipit pars hyemalis
de sanctis in uigilia s. Andree apostoli) haben außer den Filigraninitialen auch folche,
die mit Drolerien gefihmückt find. Sind auch diefe noch mit der Feder gezeichnet, fo
begegnen weiterhin in diefen Büchern auch Malereien: zunächft gotifch-gezackte
Initialen mit Teppichgründen in feierlich-tiefen Farben und Gold, dann Leiften aus
Akanthusranken in den hellen, grellen, regelmäßig wechfelnden Farben des italienifchen
Trecento, wie fie bekanntlich zu Ende des 14. und zu Anfang des 15. Jahrhunderts
überall vorkommen, fthließlich Mifthtypen, z. B. Buchftabenkörper im italienifchen
Gef&hmack mit nordifcher Filigranfüllung. Und am Ende taucht auch noch ein rich-
tiger Bilderinitial auf: Blatt 428’ (M)issus est gabriel, ein M mit einer Verkündigung.
Wieder etwas anders find dann die drei legten Bücher gehalten. (B, E und ein
dritter Band ohne Bezeichnung). Diefe haben außer Filigranbuchftaben und Rand-
leiften mit hellfarbigen Akanthusranken der [&hon befthriebenen Art vor allem Bilder-
initialen. Die meiften finden fich im Band E, und zwar auf Blatt 1 ein A (Ad te leuavi
animam meam deus) miteiner Verkündigung, dazu ein König vor einem Altar knieend.
Unten am Rand kniet ein bürgerliches Paar: die Wappen, die uns nähere Auskunft
geben könnten, find leider we ‚gefChnitten. Weiter auf Blatt 21’ ein P (Puer natus est)
mit der Geburt Chrifti und Propheten mit Spruchbändern. Blatt 31’ ein E mit der
Anbetung der Könige. Unten St. Georg der Drachentöter. Blatt 157 ein R mit der
Auferftehung. Blatt 179’ eine Himmelfahrt: die Ausführung derber, von anderer Hand.
Blatt 183: S mit dem Pfingftwunder, 191: B mit der Dreifaltigkeit, 194’: D mit einem
Propheten, 301’: fingende Mönche in einem G. Die beiden anderen Bände haben je
nur zwei größere Malereien. Da ift in dem unbezeichneten Buch auf Blatt 1 ein Jo-
hannes auf Patmos in einem D (Dignus es domine accipere librum) und auf Blatt 66
ebenfalls in einem D eine Himmelfahrt; im Band B auf Blatt I unten rechts eine
Gruppe dreier knieender Mönche (die ent[prechende Stelle links ift ausgefchnitten;
dagegen find vier Wappen auf diefer Seite erhalten: fie gehören zu der Eintragung,
von der gleich die Rede fein wird), und auf Blatt 242’ eine Auferftehung in einem A.
Dies ift nun auch das Buch, das uns den Namen wenigftens eines diefer Buchkünftler
erhalten hat. Auf Blatt 1 lefen wir: Hunc librum fecit ac comparauit religiosus uir
frater iohannes fabri alias dictus carnificis de maguntia ordinis beate marie dei geni-
tricis de monte carmeli propriüs suis expensis. Et desiderat exinde habere memoriam
sui et.... (es folgen die Namen der Eltern und anderer Verwandter). Anno domini
m’ cccc’ xxxij’; frater nycolaus.!) Man hat ftets mit Recht aus diefer Eintragung ge-
‘) Eine entfprechende Eintragung, aber ohne Nennung des frater Nicolaus, befand fich
auf der Rückfeite eines der oben erwähnten ausgefchnittenen Blätter. Merkwürdigerweife
lautete das Datum hier 1430 (nicht 1432!) „in octava ascensionis domini“,. Das Blatt ftammte
alfo aus einem der beiden anderen Bände.
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