Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Memorie: Baubefchreibung, Ägidienchörlein 381 
Kapitell erfegt. Diefes ganze Gebäude erhebt fich über attifcher Bafis auf hohem 
Sockel. Der Sockel — Einzelteile find erneuert! — ift dem Gewände folgend ge- 
gliedert und wechfelt wenigftens im Südgewände auch die Höhe. Der Sockel des 
erften Pfeilers diefer Seite fest nämlich den Sockel der anfchließenden Eckverftärkung 
der Halle fort. Er läuft fich aber gegen Often an dem viel höheren Sockelunterteil 
der Säule und des folgenden Gewändes tot. Gegenüber, im Nordgewände, hat der 
vorderfte Pfeiler — feine Vorderfläche ift neu! — heute überhaupt keinen befonderen 
Sockel; hier fchließt der Sockel mit der Säule ab. Das Mittelftück ift darnach auf 
beiden - Seiten dasfelbe und liegt auch auf gleicher Höhe; und ebenfo fehlt auf beiden 
Seiten das Sockelprofil an den Innenfluchten der legten (öftlichften) Pfeiler: diefe bil- 
den vielmehr mit den unmittelbar ange[ihloffenen Kapellenwänden bis unten einheit- 
lich glatte Flächen. 
Daß der Gewände- 
fockel gegenüber 
dem Wandfockel 
in der Memorie 
höher liegt, wie 
oben die Südoft- 
ecke des Raumes 
deutlich zeigt, hat 
  
  
  
  
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feine Urfache da- 
rin, daß offenbar 
[hon urfprünglich - 
der Fußboden in- Abb. 98. Grundriß des Ägidienchörleins und des romanifchen 
nerhalb des Ge- Gewändes im Zugang zu ihm 
wändes um zwei oder drei Stufen ftieg. Die heutige Stufenanlage ift modern, die Auf- 
nahme Hundeshagens zeigt, daß zu feiner Zeit die oberfte Stufe weiter zurück lag. Wie 
die Treppe urfprünglich war, läßt fich ohne Aufdecken der Platten nicht fagen. Der 
Kämpfer ift auf beiden Seiten ganz durchgeführt, er fehlt nur an der Vorderfläche 
des erften Pfeilers links. In der Tiefe des Gewändes erfCheint er auch noch an den 
Innenfeiten der letzten Pfeiler. Hier endet er jtumpf da wo die gotifche Wand an den 
romanifchen Baü angefchuht ift. Sein Profil ift etwas anders als fonft in der Halle, es 
zeigt (von oben nach unten) Platte, Wulft und halbe, ausladende Kehle, die Glieder 
voneinander durch Plättchen getrennt. Die Gliederung des Bogengewändes entfpricht 
der der Seitengewände: es folgen fich eine kantige Stufe, ein Rundftab zwifchen zwei 
Plättchen, eine Stufe mit ausgekehlter Kante und eine Stufe, deren Kante durch einen 
Rundftab erfett ift. Nach dem Chörlein zu ift das Bogengewände ausgefChrägt. 
Wie der Grundriß (Abb. 98) zeigt, ift an das Gewände diefer großen romanifchen 
Öffnung unmittelbar das gotifche Chörlein angefChloffen. Wie das gefchah, ob erheb- 
liche romanifche Teile dabei weggebrochen wurden, läßt fich nicht mehr fagen: heute 
ift, wie f&hon oben gefagt, eine einheitliche Flucht da, in der fich romanifche und gotifche 
Teile nur durch eine gerade fenkrechte Fuge deutlich voneinander trennen. Folgen- 
der Sachverhalt ift mir wahrfcheinlich. Die romanifthe Öffnung war kein Portal; denn, 
nähmen wir dies an, fo blieben die Stufen unerklärt, wäre die glatte Oftfeite des 
Bogengewändes nicht zu verftehen, und es wäre auffallend, daß neben diefem Portal 
noch eine zweite Pforte die Oftwand der Memorie durchbrochen hätte (f. oben S. 373. 
und hier weiter unten). Ich glaube deshalb, daß die Öffnung den Triumphbogen eines 
romanifchen Chörleins darftellt, deffen kurze gerade Seiten wahrfcheinlich abermals 
    
      
   
   
      
  
   
  
     
    
   
   
  
  
   
  
  
   
   
   
   
  
  
     
  
  
   
   
    
  
  
   
  
  
Agidien- 
chörlein 
  
    
 
	        
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