Bifchoffigur
Laterne
Denkmal
Konrad von
Liebenftein
386 Memorie: Ausftattung und Denkmäler
die keine Flickftellen zeigt, dazu die fehr altertümliche Gefamtform und einige auf-
fallende Einzelheiten (man vergleiche die abgefaften und gekehlten Kanten der Wangen,
die oben und unten in eingerolltem Blattwerk enden, mit den entfprechenden Kehlen
der Gewände im Zugang zum Ägidienchörlein!), alles dies legt die Vermutung nahe,
daß der Sit gleichzeitig mit der Halle entftanden ift. Und auch die Füllungen der
Runde an den Kopfenden der Wangen — geometrifche Mufter und Drolerie-Unge-
tüme — widerfprechen diefer Annahme nicht. Daß die Seitenwandungen aus Kalk-
fteinplatten hergeftellt find, die Refte einer römifchen InfChrift zeigen, ift eine Merk-
würdigkeit, die immerhin hervorgehoben werden muß.
Auf der zierlichen mit einer Laubmaske gefchmückten Konfole rechts von der Tür,
die zu der Treppe führt, fteht ein heiliger Bifchof. Er ift indeffen fo ftark erneuert
(Kopf, Hände, große Teile des Gewandes), daß wir uns ein weiteres Eingehen auf das
Werk erfparen können. Eine hübfche Arbeit ift der Baldachin zu feinen Häupten.
Links von den Fenftern des Treppenturms (bei bb im Grundriß auf S. 230. Vgl. auch
Abb. 99) ift ein Gehäufe, vermutlich zur Aufftellung eines Lichts, an der Wand an-
gebracht. Es ift 3,55 m hoch, dreifeitig und [pringt mit zwei offenen Seiten aus der
Wand vor. Aus einer von einer Laubkonfole getragenen Fußplatte fteigen drei [trebe-
pfeilerähnliche Pfoften auf; zwei find der Wand angefthloffen, einer fteht vorn frei.
Aus ihnen löfen fich feitlich die Stabprofile, die die nafenbefetten verbindenden Spiß-
bogen bilden. Diefe tragen mit Krabben geföhmückte Giebelchen, deren Zwickel mit
Maßwerkblenden gefüllt find. Eine Fiale krönt den vorderen Pfeiler. Hinter den
Giebeln fteigt (wieder mit zwei freien Seiten, die dritte bildet die Wand) der drei-
feitige gefchloffene Helm auf. Seine Kanten find mit Krabben befett; er endet in
einer Kreuzblume. Das Ganze ift ein reizvolles elegantes Werk aus Sandftein, etwa
aus der Zeit um 1400; die Bemalung ift neu. Heute fteht darin eine Muttergottes
aus Sandftein. Sie ift 81 cm hoch, gründlich erneuert und überdies fehr roh; fie mag
um 1400 entftanden fein.
Die bedeutungsvollften Denkmäler des Raums find unftreitig die drei Hochreliefs,
die die romanifthen Blendbogen der Weftwand füllen. In der Höhe der Kämpfer diefer
Bogen find breite niedrige Sockelbänke angeordnet, die konfolartig ausladen und
[chräg nach vorn vorfpringen. Sie find zum Teil noch befonders unterftügt oder durch
Kartufchen nach unten abgefchloffen und tragen die Infchrifttafeln. Über ihnen füllen
Reliefs mit Figuren und Landfchaft die Bogenfelder. Die romanifChen Rundbogen,
die fie umrahmen, find mit breiten Bändern eingefaßt, in denen zwifchen Akanthus-
laub und grotesken Ornamenten Wappen ftehen. Soweit ift die Anlage der drei Denk-
mäler gleich. Betrachten wir fie nunmehr einzeln.
Das ältefte von ihnen ift das Epitaph des Domherrn Konrad von Lieben-
ftein + 1536, in der Mitte, mit der Auferftehung des Herrn. Tafel 75,a. Bour-
don S. 147. Gudenus II S. 867. Schaab II S. 132. Photographie Kroft. Im Grundriß
auf S. 230 bei dd.
Das Ganze ift 2,62 m breit und 2,30 m hoch. Der Sockel ift aus Sandftein, das
Relief aus Eifeltuff. Ergänzt (in Gips) ift, abgefehen von Kleinigkeiten, der rechte Arm
Chrifti und das mittlere Wappen ganz oben zum Teil. Bei der Herftellung wurde das
Epitaph wie üblich gelbbraun geftrichen und teilweife vergoldet; die Wappen wurden
wie wir gleich fehen werden zum größeren Teile falfch neu bemalt.
Die Sockelbank, unten offenbar unvollftändig (ich vermag zwar keine unzwei-
deutigen Spuren von Bruch oder Abarbeitung zu erkennen, der wagrechte Abfchluß
unten ohne Konfolen iftaber fo nicht recht denkbar), ift ganz als Infchrifttafel ausgebildet.