388 Memorie: Denkmäler
ein fühwarzer Schiefer, in dem die Buchftaben vergoldet ftehen. Sonft ift von der ur-
[prünglichen Faffung nur noch wenig Farbe in der Landfthaft erhalten: fie war ficher
einft völlig natürlich bemalt. Alles übrige ift wieder gelbgrau geftrichen mit fparfamer
Vergoldung einzelner Teile. Ergänzt find (in Gips) die Hände der Maria, die des
Ritters, die linke Hand der Magdalena; in der Umrahmung der Schrifttafel zahlreiche
Einzelheiten, wie z. B. die Köpfe der beiden Satyrn rechts und links ufw. Die Wappen
find — wiederum zum Teil falfch — neu bemalt.
Die Infthrifttafel am Sockel ift reich mit Rollwerkelementen umrahmt. Sie wird an
der Wand unterftügt von zwei Frauenmasken vor Tüchern und von einer mittleren
Kartufthe, in der nackte Putten an den Bandgehängen herumfpielen, die die Roll-
werkecken mit einem Löwenkopf in der Mitte verbinden. Diefe unteren Teile find
nicht mehr im urfprünglichen Zuftand: die Masken gehören an eine nach vorn ge-
neigte, nicht an eine fenkrechte Fläche, und auch die Mittelkartufche ift verftümmelt
und nur einigermaßen zurechtgefchnitten. So erklärt fich das Unorganifche der Ver-
bindung diefer Teile mit der Schrifttafel: dazwifchen fcheint ein Rahmen- oder Leiften-
ftück zu fehlen, das auch die Seitenftücke neben der Tafel mit diefer und mit den Kon-
folen einft fefter verbunden haben mag. Diefe Seitenftücke, Satyrn in Rollwerkteilen,
find fonft ficherlich unverfehrt: Und gut erhalten find jedenfalls die fein und reich
gefChmückten Glieder des oberen Rahmens, die zu der in der Mitte vorgekröpften
Fußplatte des Reliefs überleiten. Die Infchrift (von wenigen Ausnahmen abgefehen
in Kapitalen gehalten ; die Hauptworte beginnen mit größeren Kapitalen) lautet:
ALS MAN zALT NOCH CHRISTI UNSERS HERN UND ERLOSHERS GEBURT | 1:5: 50
DEN - 19: TAGK DES BRACHMONATS IST IN GOT VERSCHIEDEN DER EDEL | UND
ERNVEST MARTIN VON HEUSENSTAM MENTzISCHER CHURFURSTLICHER | RHAT
UND AMPTMAN zU STEINHEIM DEM GOT GNADE.
Der Rahmen des Rundbogens ift zwifchen zwei fChmalen Leiften belegt mit einem
[ehr f&hön bewegten dünnftieligen und feinblätterigen Akanthus. Darauf figen noch
recht unorganifch vier Wappen. Es find von links nach rechts: 1. Venningen (das
Wappen der Großmutter väterlicherfeits des Amtmanns): zwei gekreuzte Szepter,
rot in Silber (ich gebe hier die urfprünglichen richtigen Farben an an Stelle der falfch
erneuerten heutigen); 2. Heufenftamm: Rot und Silber; 3. Brendel von Homburg
(das Wappen der Mutter des Amtmanns); 4. Röder von Rodeck (das Wappen von
deren Mutter): die beiden zulegt genannten Wappen find richtig gefärbt.
Das Bogenfeld füllt eine Kreuzigung, und zwar ragt das Kreuz über der genannten
Vorkröpfung der Fußplatte fo hoch empor, daß es den Rundbogen überfchneidet; der
Querbalken ift über deffen Scheitel an der Wand befeftigt. Zu Füßen des Kreuzes
kniet Maria Magdalena, links fteht Maria, rechts Johannes. Zwifchen Maria und dem
Kreuz kniet der Verewigte, betend, geharnifcht. Weiter zurück, in einer überaus reich,
auch mit allerlei romantifchen Elementen ausgeftatteten Landfchaft fieht man rechts
einige Reiter, links die würfelnden Kriegsknechte; noch weiter zurück im Maßftab
zu groß rechts ein Martyrium St. Sebaftians, links St. Martin mit dem Bettler.
Die Dekoration weift auf die Stilftufe des Heufenftammdenkmals hin (f.obenS.272ff.).
Aber die Figuren zeigen, daß an Dietrich Schro als Künftler nicht zu denken ift. Die
Figuren find [chlank und eher feingliedrig, zum Teil geradezu elegant bewegt (vergleiche
den Johannes), die Köpfe nicht fchwer, fondern frei getragen. Das Gewand ift voller
„natürlicher“ Motive, wenn auch die gehäufte Parallelfältelung, ja felbft noch aller-
legte Erinnerungen an Augenbildung in den Falten rückwärts weifen. Gewiß haben
wir die Stilftufe Dietrich Schros vor uns, aber die Arbeit ift hier feiner, leichter, ele-