Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

  
  
  
  
  
   
    
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
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Memorie: Denkmäler 
  
Armen fühwebt. Unten im Bogenfeld knieen und ftehen um den leeren Hügel elf 
Apoftel und Maria; ganz vorn links, von einem der Apoftel empfohlen, der verftorbene 
Prälat. Sein Wappen wurde fChon befprochen. 
Wenn f&hon die Dekoration hier mit Beftimmtheit auf das Heufenftamm-Denkmal 
hinweift (f. oben S. 273), fo find wir doch unferem Denkmal gegenüber nicht allein 
auf Stilerwägungen angewiefen: das Werk ift bezeichnet.!) In den Grotesken, welche 
die Pfeiler des Himmelstabernakels oben f£hmücken, hängen Schildchen. Auf ihnen 
lieft man links: 15 - 64, rechts: DS. 
Wir haben alfo ein Werk des Dietrich Schro 
vor uns. Er oder feineWerkftatt zeigt fich hier nicht eben berückend. Das Ganze hat 
etwas UngefChlachtes. Die Figuren find mit mächtigen Gliedern begabt, ungefüge 
bewegt, haben kurze Hälfe und breite föhwere Köpfe. In den Gefichtern herrfcht das 
Bemühen, die animalifche Kraft, das Fleifch zur Geltung zu bringen : Wulfte über den 
Augen, an der Nafenwurzel, die ftark hervortretenden Backenknochen, die fchweren 
Haarperücken, das alles wirkt in diefem Sinne. Das Gewand ift natürlich drapiert, 
weich und voll, mäßig gebaufcht; einzelne Motive kehren wieder, fo wird gern ein 
Mantelzipfel herumgenommen und durch den Gürtel gefteckt u. a. m. Das Porträt 
des Domherrn ift das erfreulichfte Stück des Ganzen. 
Von den Grabplatten, die den Boden bedecken, fei hier nur die jüngfte er- 
wähnt. Sie deckt das Grab des um die Gefchichte des Mainzer Domes fowie um die 
Domdekan Erhaltung des Baues und befonders die feiner Denkmäler hochverdienten Dom- 
FranzWernergekans Franz Werner 1845, im Grundriß auf S. 230 bei ff. Die einfache 
rechteckige Platte aus rotem Sandftein trägt außer Kelch und fegnender Rechte, dem 
Sinnbild priefterlicher Würde, nur die Infchrift, die 1890 erneuert wurde. Das Nähere 
bei Fr. Schneider, Domdekan Franz Werner. Mainz 1899. S. 3ff., wo auch die Grab- 
[&hrift wiedergegeben ift. 
Unter den übrigen Grabplatten in der Memorie ift keine einzige, die fo erhalten 
wäre, daß fie noch als Kunftdenkmal befchrieben werden könnte. Die Entzifferung 
der Infthriftenrefte aber und damit die Beftimmung der Steine muß einer befonderen 
Unterfuchung vorbehalten bleiben, die mit Hilfe der fthriftlichen Überlieferung über 
diefe Denkmäler das der Erinnerung Würdige für die Gefchichte zu retten hätte. 
Was wir fo beföhrieben haben, ift auch hier wieder nur ein kleiner Teil des einft 
Vorhandenen. Die Schilderungen von Joannis, Bourdon und Gudenus geben beträcht- 
lich mehr. Und wieder find es die fihweren Jahre um 1800 gewefen, die zerftörend 
gewirkt haben. An zwei Stellen hat Bodmann feinem Unwillen über die Verwüftung 
in der Memorie Luft gemacht. In fein Handexemplar des Gudenus?) trug er die Notiz 
ein: „Von diefen Epitaphiis find viele ungemein fchätbare Stücke A. 1803 und 1804 
abgehauen, zu Treppen adaptirt und juffu Episkopi zur Herftellung des Doms ver- 
wendet worden. Auch hat man in loco memoriae alle Epitaphia ganz anders gelegt, 
fo daß faft keines an feinem Ort geblieben ift, und manche Neue dahin gebracht, fo 
nie dafelbft lagen.“ Und einer Zeichnung, die er von einem Stein in der Memorie 
anfertigte (f. unten),?) fügte er die Bemerkung bei, der Stein fei in die Memorie ver- 
fegt worden, um mit anderen „die Leichfteine der Domherren, fo man zu Stiegen 
u. a. Bäulichkeiten des ruinierten Doms auf eine föhnöde Weife verfchlagen, abge- 
hauen und verbraucht hat, zu remplacieren. Vah dedecus“! Man wird annehmen 
') Bevor ich mich noch eingehender mit dem Denkmal befchäftigt hatte, entdeckte.Herr 
cand. W. Strübing, der eine Arbeit über diefe Renaiffance-Denkmäler vorbereitet, die Signatur. 
Ich bin ihm für den Hinweis darauf zu lebhaftem Dank verpflichtet. 
2) Jett in der Stadtbibliothek II S. 860 £. 
°) In der Stadtbibliothek Mappe III, 26. 
  
	        
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