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Nikolauskapelle 393
oder im Kreuzgang, aufzuhängen, gewiß meift in der Nähe des Grabes, wenn es fich
im Dom befand, oder doch in der Nähe einer Stiftung des Verftorbenen. Es fCheint,
daß dabei die Memorie befonders bevorzugt wurde. Es mag aber auch fein, daß man
allmählich dahin auch folche Schilde brachte, die urfprünglich ihren Plag an anderer
Stelle gehabt, ihn aber aus irgendeinem Grunde eingebüßt hatten. Jedenfalls barg
die Memorie mindeftens feit dem 18. Jahrhundert befonders viele diefer Wappen-
[childe. Natürlich, denn hier war ja eben der Ort, da in der Fürbitte für die Verftor-
benen aller der um den Dom irgendwie verdienten Perfonen ausdrücklich gedacht
wurde. Solcher Holzfchilde zählt Gudenus !) noch 21 auf; Bourdon befchreibt fie in
chronologifcher Reihe (der ältefte datierte war von 1312!) auf 20 Foliofeiten. Es ift
nicht einer mehr da. Über ihr Schickfal berichtet Bodmann in einer handfchriftlichen
Notiz zum Gudenus?) folgendes: „diefe fämtliche Scuta nebft allen im Dom befind-
lichen Kirchen- und Sacriftey-mobilien wurden im J. 1801 den 13. febr. und folgg.
von der franzöf. „Inspectorie des domaines Nationnaux“ Öffentl. verfteigert und um
einige Livres u. sols verkauft; ich habe folche gerettet u. gekauft sub conditione, daß fie
dort in loco verbleiben könnten. Sed eheu, fatum! Der Herr Bifchof v. Mainz wußte
nicht, daß fie mein Eigenthum waren, ließ fie A. 1805 abnehmen, fchenkte fie feinem
Schwager, der die Dom-Surveillance hat, welcher fie in diefem Winter 1805 — 1806
zum Ofenheizen verbraucht hat. Hoc fatum demum comperi A.1809 9. Septembr. Bn“.
NIKOLAUSKAPELLE UND EHEMALIGE PRÄSENZKAMMER
DieNikolauskapelle fchließt fich füdlich an die Memorie an; fie grenzt gegen Often
an den Kreuzgang und gegen Süden an den Zug der Stiftsgebäude. Sie fteht fomit
nur gegen Weften frei. Hier ift ihre Wand an die Oftflucht des oben (S. 374) be-
[Chriebenen Strebepfeilers der Memorie angelehnt. Diefe Wand ift [ehr ftark erneuert.
Immerhin weift fie noch alte Beftandteile auf: der Mauerkörper, die Fenftergewände
eingefchloffen, ift alt, auch die urfprüngliche Form der drei Strebepfeiler ift in der
Hauptfache gut erhalten. Sie fpringen fehr kräftig vor; ihr Sockel fett fich aus Platte
und Schräge zufammen; der Körper verjüngt fich dann einmal mittels eines ganz flach
abgefchrägten Rückfprungs, wird weiter oben von einem an der Unterfeite doppelt
gekehlten Gefims umzogen, deffen obere Abfchrägung abermals einen Rück[prung
des Pfeilerkörpers (auch feitlich!) vermittelt, fteigt dann noch ein kurzes Stück fenk-
recht auf und endet in einer fehr fteilen hohen Schräge. Wie der Grundriß Hundes-
hagens (f. Tafel 76) zeigt, und wie man fich noch heute leicht überzeugen kann, hatten
zwei diefer Strebepfeiler ff'hmale Durchgänge: fie find nur zugefett. Das Hauptgefims
der Wand, ebenfo wie die Giebelbekrönung, ift neu. Ausgeführt ift der alte Bau in
Bruchfteinen mit Haufteinfaffungen.
Das Innere der Kapelle wurde in den Jahren des 19. Jahrhunderts gründlich er-
neuert. Neu find die drei Fenfter der Oftwand, wenigftens zum allergrößten Teil (alt
find nur die Außenprofile im Gewände des erften und des dritten Fenfters teilweife;
und damit -—— wenigftens in der Erfindung — auch das hübfche Motiv des Maßwerks
oben im Scheitel zwifChen dem f[pigeren Schildbogen und dem ftumpferen eigentlichen
Fenfterrahmen. Dagegen find wieder neu die Brüftungen!). Ebenfo find die Fenfter
gegen Weften neu (auch in der Erfindung!). Alt fCheint dagegen das Gewölbe nebft
den zugehörigen Dienftgruppen. Auch an ihnen ift ficher manches oder vieles neu:
der vollkommen deckenden neuen Bemalung halber ift das nicht mit Beftimmtheit zu
'!) 11S.860. Vgl. zum Folgenden auch Gefchichtsblätter für die mittelrheinifchen Bistümer
IS. 115 und Schaab II S. 54. 2) Im Exemplar der Stadtbibliothek II S. 861.
Außeres
Inneres