Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
   
  
Kreuzgang, Baubefchreibung: Weftflügel 399 
durchgeführter Ober- und Unterteilung. Dem entfprechend wiederholt auch der mitt- 
lere Hauptpfoften das ganze Innenprofil des Gewändes (bis zu dem kantigen Stab 
einfchließlich und natürlich zweifeitig, alfo verdoppelt!), während die Nebenpfoften 
nur einen Steg zwifchen flachen Kehlen 
aufweifen (vgl. Abb. 105). Die Pfoften 
haben wie in der Regel nach außen (an 
der Gartenfeite) dasfelbe Profil wie nach 
innen, dagegen ift das Gewändeprofil ver- 
einfacht: es zeigt nur einen Birnftab. Die 
fämtlichen Pfoften und ebenfo die Innen- 
profile der Gewände in diefer Seite find 
erneuert. Da aber einige Sockel in vollem 
Umfang alt find und ebenfo im Oftflügel 
des Kreuzgangs einige ganze Fenfter (die 
genau ebenfo geftaltet find) wohl erhalten 
blieben, da endlich eine Aufnahme von 
Hundeshagen die Rekonftruktion durch- 
aus beftätigt, [okann man wohlannehmen, 
daß die Herftellung das Richtige getroffen 
hat. Ein Zweifel ift nur möglich den Maß- 
werken gegenüber: fie find in diefem Flü- 
gel fämtlich ganz und gar neu. Allein wenn 
auch vielleicht die Figur in dem einen oder 
anderen Fenfter urfprünglich anders war, 
wiederum beweift die Übereinftimmung 
älterer Aufnahmen (Hundeshagen: Tafel 
78,a und Opfermann: Abb. 7 auf S. 13) 
mit den wenigen alt-erhaltenen Maßwer- 
ken (im Oftflügel), daß der Charakter rich- 
tig getroffen ift: die FifChblafe, überhaupt 
die irrationalen Elemente fehlen. Es 
herrföhen die aus Kreisbogen gebildeten 
Figuren und durchfichtige Teilungen vor. 
Die Erfindung ift wenig flüffig und phan- 
  
  
  
  
  
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Abb. 106. Fenfter im Kreuzgang des Domes, 
nach einer Zeichnung vom Jahre 1851 (in diefer 
Geftalt ift das Fenfter nicht erhalten) 
tafievoll, eher akademifch — kühl, ftarr und zackig. Man möchte an eine bewußt alt- 
meifterliche Richtung innerhalb der Gotik diefer Zeit glauben. Die Anordnung der 
Bogenteilung zugunften eines Ausgangs in den Garten im dritten Joch (von der Me- 
morie her) ift neu. Ein Blick auf den Kreuzgang-Grundriß des Gudenus (oben S. 4) 
oder Hundeshagens (Tafel 76) zeigt, daß der Zugang zum Garten einft an anderer 
Stelle lag und anders geftaltet war; wie, vermögen wir freilich nicht genau zu fagen. 
Einen Anhaltspunkt zur Rekonftruktion gewährt vielleicht eine hübfche ältere Blei- 
ftiftfkizze im heffifchen Denkmalarchiv (Nr. 16. 324: Abb. 106). 
Die gegenüberliegende Weftwand diefes Weftflügels ift noch viel ftärker erneuert. 
Der Grundriß Hundeshagens (Tafel 76) gibt zwifchen der Nikolauskapelle und der 
alten Präfenzkammer einerfeits und dem Kreuzgang andererfeits eine gefchloffene 
Wand an. Das ift aber weder der urfprüngliche Zuftand, noch ift es überhaupt genau. 
Zunächft ragte im mittleren der drei erften Joche vordem das Chörlein der Nikolaus- 
kapelle in den Kreuzgang herein (f. Abb. 1 S. 4); Hundeshagen berückfichtigt [&hon 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
 
	        
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