Südflügel
400 Kreuzgang, Baubefchreibung: Weft- und Südflugel
die Umgeftaltung aus den Tagen des Bifthofs Colmar. Sodann war zwifchen der
Nikolauskapelle und der alten Präfenzkammer ein Eingang. Aber auch das erfte und
dritte Joch der Wand gegen die Nikolauskapelle war nie ganz gefChloffen. Zwar be-
fand fich hier immer ein hoher gefchloffener Sockel (und den gibt Hundeshagens
Grundriß an). Darüber aber war die Wand wahrfcheinlich geöffnet. Allerdings find die
Innenprofile der heutigen Bogengewände (vgl. Abb. 105) von dem kantigen Stab an
ebenfo wie fämtliche Pfoften und alles Maßwerk neu. Die Außenprofile find aber im
erften und dritten Fenfter (im mittleren natürlich nicht) großenteils alt. Hier alfo waren
höchftwahrfcheinlich immer Fenfter, die nur eben genau fo wie die Arkaden der Oft-
feite unferes Kreuzgangflügels gründlich erneuert werden mußten. Allenfalls könnte
man daran denken, daß jene genannten alten Profile Blendbogen um gefihloffene
Wandfelder gebildet hätten. Da aber weiterhin in den drei Kreuzgangflügeln folche
Blendarkaden nicht auftreten, und da die Nikolauskapelle unter der Vorausfegung
einer gefchloffenen Oftwand unleidlich dunkel gewefen fein müßte, bin ich überzeugt,
daß die Annahme zweier großer Fenfter zu feiten der Apfis das Richtige trifft. Die
beiden nächften Fenfter freilich in der Wand gegen die alte Präfenzkammer find ganz
neu (f. oben). Wie diefe Wand urfprünglich ausgefehen hat, wiffen wir nicht. So er-
gibt fich alfo wenigftens für die erften Joche eine weitgehende Übereinftimmung
zwifchen Weft- und Oftwand. Die Profilierung der Brüftungen, Pfeiler und Bogen ift
genau diefelbe. Und da auch die Wandvorlagen, Gurten und Rippen (natürlich) die-
felben find, fo erhalten wir für den Anfang des Kreuzgangs ein fehr einheitliches
Bild. Weiterhin aber war die Weftwand gefChloffen. Ihr lettes Joch zeigt nur ein
Pförtchen. Es ift niedrig und hat einen gebrochenen Sturz, d.h. der Schluß fett fich
aus zwei Viertelbogen und einem nach unten offenen Rechteck zufammen. Das um-
rahmende Profil wird aus einem fühwachen Rundftab und einem Grat gebildet, die
durch eine Kehle getrennt und von Kehlen begleitet find. Das Profil des Gewändes
durchkreuzt oben das (gleiche) horizontale Profil des Sturzes; unten laufen fich die
Gewändeprofile im abgefchrägten Sockel tot. Rechts und links von diefem Pförtchen
ift nur noch je ein breites niedriges Spitbogenfenfter ohne Maßwerk mit doppelt ge-
kehltem Gewände. Die Faffung (auch die Form?) diefer Fenfter ift neu. Die Nord-
wand unferes Flügels nimmt vollftändig das bereits oben (S. 384 f.) befChriebene Portal
zur Memorie ein. Sein Weftpfeiler fteht mit der anftoßenden Kreuzgangarchitektur
(der Wand zwifchen Nikolauskapelle und Kreuzgangflügel) in regelrechtem Verband.
Dagegen ift fichtlich f&hon der Schildbogen des erften Gewölbejoches, der das Portal
umrahmt, nachträglich eingezogen. Es ift alfo offenbar: die Nikolauskapelle und das
Portal zwifchen Memorie und Kreuzgang ftand fChon, als man daran ging, den Kreuz-
garıg im Sinn der Architektur der Nikolauskapelle auszubauen (f. oben S. 385 und
S. 395). Die Schlußfteine des Gewölbes, große runde Scheiben, find mit Wappen
gefchmückt: diefe werde ich weiter unten zufammen mit den Schlußfteinen der beiden
anderen Flügel befprechen. Der Fußboden ift hier wie im Süd- und Oftflügel durch-
aus mit Grabfteinen gedeckt.
Im Südflügel iftdie Anordnung der Gewölbe etwas anders. Der Eckpfeiler der Ar-
kadenwand (bei a im Grundriß auf Tafel 76) hat keine Wandvorlagen, vielmehr ver-
[chneiden fich die Gurte und die Rippen nebeneinander mit der Wandfläche und zwar
ebenfo an der nach Weften, wie an der nach Süden gerichteten Seite. Auch gegen-
über (bei b) fehlt die Wandvorlage (wie von da an durchweg); hier aber laufen Schild-
bogen, Rippen und Gurte in einer einzigen Spige zufammen. Ebenfo ift es in der
Ecke c und weiterhin bei d und im ganzen Süd- und Oftflügel. Nur der Gewölbe-