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Kreuzgang, Baubefchreibung: Obergefchoß 407
fraglich. Das Obergefchoß des Weftflügels, das heute zu modernen Zwecken wohnlich
eingerichtet ift, läßt nur noch vereinzelte Refte von Dienften und Gewölbeanfängen,
die hie und da aus dem neuen Puß hervorragen, erkennen. Hundeshagen gibt nun in
einem Schnitt durch das erfte Joch diefes Flügels folgende Anordnung an (Tafel 78, a).
Die Dienftgruppe, die ohne Sockel oder Bafis vom Fußboden auffteigt, enthält die
Profile dreier ganzer und zweier halber doppelt gekehlter Stäbe, die fich dann auch
als Gurten, Rippen und Schildbogen ohne befonderen Kämpfer oder Kapitell von-
einander löfen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Schlußfteine waren da, und zwar denen
des Untergefthoffes ähnliche. Die Fenfterumrahmung war von dem Schildbogen durch
ein verpußtes Mauerftück getrennt. Die Außenprofile der Fenfterrahmen liefen eben-
falls ohne Kämpfer oder Sockel bis zum Fußboden herab; die Innenprofile und eben-
[fo die alten und jungen Pfoften der Fenfter fetten ohne Sockel oder Bafen auf den
Brüftungsplatten auf. Diefe f&hlichte, aber auch reichlich trockene Architektur, wie fie
Hundeshagen zeichnete, herrfChte indeffen nicht durchaus: fie kehrte mindeftens im
Obergefchoß des Südflügels nicht wieder. Diefes ift zwar ebenfo wie das Ober-
gefchoß des Weftflügels 1793 ausgebrannt und furchtbar mitgenommen worden. Da
es aber heute nur als Magazin dient, ift der urfprüngliche Zuftand aus den unver-
ändert gebliebenen Reften noch wohl zu erkennen!) (f. Tafel 78,b und Abb. 110-112).
Wieder zweigen aus der bis zum Fußboden geführten Dienftgruppe die Rippen und
Schildbogen ohne befondere Kämpfer oder Kapitelle ab: ihr Profil, ein doppelt gekehl-
ter Stab, ift im Profil der Dienftgruppe (f. Abb. 112 links) fchon angelegt. Dagegen wird
der Gurtbogen von einem befonderen Säulchen getragen, das als kräftiger Dreiviertel-
ftab in der Mitte des Gefamtprofils eine befondere Tellerbafis auf polygonem Sockel
mit flach gekehlten Seiten und ein befonderes Laubkapitell hat. Diefes Säulchen fett
fich auch noch über dem Kapitell fenkrecht als Rundftab fort, um fich dann mit dem Gurt-
bogen zu verf&hneiden, der dasfelbe Profil zeigt wie die Schildbogen und Rippen. Auch
hier ift die Fenfterumrahmung von der Gewölbearchitektur getrennt. Die Anordnung
der Profile, auch das Profil der Schildwand, zeigt unfere Abb. 112 und Tafel 78,b. Von
den inneren Gewändeprofilen, von den Pfoften und vom Maßwerk der Fenfter hat
fich hier nichts erhalten. Ganz entfprechend war die Architektur in den Ecken die-
fes Südflügels geftaltet (f. Tafel 78,b und Abb. 112 rechts). An den Ecken der Ar-
kadenfeite treten jedesmal zwei Dienftgruppen zufammen, zwei Säulchen (für die
Gurtbogen), die den doppelt gekehlten Stab des Rippendienftes zwifchen fich nehmen
und von entfprechenden Stäben außen begleitet find. Gegenüber dagegen, in der
inneren Ecke, findet fich nur der eine doppelt gekehlte Rippendienft, begleitet von
den beiden Halbprofilen der Schildbogen, alle drei ohne Kapitelle oder Bafen glatt
herabgeführt (vgl. die Abb. 112 und 110; die Abb. 111 wird das. Verhältnis der
Dienfte zu den Gurten und Rippen vollends deutlich-machen). Und nun ergibt fich,
daß fich diefe Art der Anordnung vom Südflügel auch in den Weftflügel hinein noch
fortfegte: die dem Eckpfeiler der Arkadenwand gegenüberliegende erfte freie Wand-
vorlage der Weftwand des Weftflügels hatte ebenfalls noch die mittlere Säule (alfo nicht
die Profilierung, die Hundeshagen angibt, [. Tafel 78, a). Die Frage kann nur fein: hat
Hundeshagen ungenau gezeichnet, oder war der füdliche Teil des Weftflügels ein wenig
!) Die eigentliche Gewölbearchitektur freilich ift hier nur in ganz kümmerlichen Spuren
erhalten. Sie läßt fich aber aus dem Zuftand des viel beffer erhaltenen legten, öftlichen
Joches, das heute zum Oftflügel (der das fogenannte Dommufeum birgt) gezogen ift, und
ebenfo aus dem vortrefflich erhaltenen Eckjoch zwifchen Weft- und Südflügel mit Sicherheit
erfchließen.