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Hl. Sebaftian
424 Kreuzgang, Denkmäler: Südflügel Nr. 6
Mainzer Stadtbibliothek befitt, findet fich unter dem 18. Dez. 1839 die Notiz, wonach
der Bildhauer Schwanthaler, der kürzlich in Mainz gewefen fei, in feiner Begeifterung
für alles Schöne und Gute, fich geäußert haben foll, er fei erbötig gegen Vergütung
feiner baren Ausgaben ein großes Basrelief als Denkmal für Frauenlob zu verfertigen.
Das Domkapitel habe gleichzeitig einen Geldbeitrag bewilligt, der etwa die Hälfte
der nötigen Ausgaben decken werde; mehrere Frauen und Mädchen hätten gleichfalls
[&hon beigefteuert, weitere Beiträge nehme der Kunftverein in Empfang (freundliche
Mitteilung von Profeffor Dr. Heidenheimer und Profeffor Börckel). Wie weit diefe
Angaben den Tatfachen entfprechen, wäre noch nachzuprüfen. Zum 21. September
1842 meldet diefelbe Chronik, „im laufenden Jahre ließen Mainzer Frauen und Jung-
frauen dem verblichenen Dichter durch Schwanthaler ein Marmordenkmal errichten, das
heute im Domkreuzgang aufgeftellt wurde.“ Auch. Klein, Mainz und Umgebung,
Mainz 1868 S. 51 gibt an, daß das Denkmal durch Mainzer Frauen und Jungfrauen
errichtet worden fei. Wie weit fich Schwanthalers künftlerifcher Anteil an dem Denk-
mal erftreckt, ob nur auf das Marmorrelief als Mittelftück oder auch auf die architek-
tonifche Umrahmung, ließ fich bis jest nicht feftftellen.
Das 2,45 m hohe und 2,10 m breite Denkmal bildet ein fChlichter in neugotifchen
Formen gehaltener dreiteiliger Aufbau um eine Nifche als Mittelftück. Die Nifche
umfChließt ein Relief, auf dem eine Jungfrau einen Kranz auf den Sarg des Dichters
legt. Auf dem Flügel links der Nifche das Mainzer Stadtwappen, darunter o Ao D*!
mcecxviii, rechts das domkapitelfche Wappen, darunter: in » vigilia. b. Andreae. ap. Für
die umgebende Architektur ift ein gelber Sandftein verwendet, das Relief ift aus
weißem Marmor angefertigt. Die Widmungsinfthrift in gotifierender Fraktur lautet:
Dem fromen Sänger der heiligen Jungfrau | weiblicher Zucht und Frömigkeit | Maijter
Heinrich Frauenlob | das dankbare Mainz. Am Sockel fteht die Bezeichnung L. Sehwan-
thaler fec. in » hon. templi, ant. 1842. Der über dem Denkmal angebrachte Kopf ift
ein Gipsabgufß von dem auf dem Denkmal von 1783 (f. unten Nr. 39) und [pätere Zutat.
Nr. 6. Heiliger Sebaftian. Tafel 80, b. Phot. Neeb. Diefe Figur foll zu-
gleich mit den unten bei Nr. 27 und Nr. 29 zu befthreibenden aus der Stephans-
kirche ftammen, aus der fie bei der großen „Säuberung“ der Kirche im ‚Jahre
1858 (f. Wagner-Schneider, Geiftliche Stifte II S. 412 ff.) entfernt wurden. Über ihren
urfprünglichen Standort in der Stephanskirche gibt uns eine jetzt im Befitge des Herrn
Sanitätsrat Dr. Eichhorn befindliche ältere Anficht vom Innern diefer Kirche Auffchluß.!)
Bis zum Jahre 1858 befanden fich hier rechts und links vom Oftchor an den
Pfeilern des Triumphbogens je ein Barockaltar und zwar auf der linken (Evangelien-)
Seite ein Johannisaltar, auf der rechten (Epiftel-) Seite ein Sebaftiansaltar. Auf
diefen Altären ftanden je als Mittelftücke der Hinterwand unfere Standbilder Johan-
nis des Täufers und des heiligen Sebaftian. Auf der oben erwähnten Anjicht laffen
fie fich noch deutlich wiedererkennen. Bei beiden Figuren ift an den Sockelplatten
die hier im Fakfimile wiedergegebene Bezeichnung angebracht: q: D T: N
fie ift offenbar aufzulöfen als SL (verfchlungen) und D. Ob wir ! :
es hier mit einer Künftler-Infchrift zu tun haben, ift fraglich (an der ebenfalls aus der
Stephanskirche ftammenden Bonifatiusftatue findet fich keine derartige Bezeichnung).
Zur Erklärung fei hier eine Vermutung ausgefprochen: die Bezeichnung könnte auch
‘) Diefe Anficht, eine getufchte Federzeichnung, ftammt aus dem Jahre 1818. Sie ift an-
gefertigt von einem Pater J. Conrad. Das Nähere darüber ift im folgenden Bande bei der
Befchreibung der Stephanskirche zu finden. Über den Exkapuziner J. Conrad f. Schneider,
Darftellungen der Stadt Mainz. S. 100f.