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Kreuzgang, Denkmäler: Südflügel Nr. 36 449
Figur, kleine Teile an den Fingern, am Kelch, größere und kleinere auch am Gewand
und namentlich am Baldachin.
Vom Rahmen ift feitlich und oben nur eine fihmale ebene Leifte fichtbar. Sie ift
nach innen abgefchrägt. Dann fpringt der Rahmen innen in einer tiefen breiten Kehle
zurück, um mittels einer kleineren den Anfchluß an die Grundfläche zu gewinnen.
Zwifchen den beiden Kehlen erhebt fich auf zierlichem Sockel beiderfeits ein dünner
Stab, der mit einem hohen, mehrfach gegliederten Kapitell den Baldachin aufnimmt.
Den Baldachin bilden drei mit einfachen Nafen befegte Spitbogen zwifchen zweiteiligen
fialenähnlichen Stäben, die der gefchloffenen Fläche über den Spigbogen vorgeblendet
find. Zwifchen diefe Stäbe find drei weitere Spisbogen umgekehrt von oben nach
unten eingefett. Ihre Spigen treffen mit den Spigen der unteren Bogen zufammen,
[fo daß nun — anders ausgedrückt — ein Syftem von zwei ganzen und zwei halben
durch fenkrechte Stäbe geteilten Kielbogen entfteht, die als folche auch durch Krabben-
befag kenntlich gemacht find. Der ganze Baldachin fehwingt fanft vor, fo daß die
inneren Stäbe in die äußere Rahmenleifte, die äußeren in die Kehle dahinter laufen.
Unter dem Baldachin fteht der Domherr im Chormantel; den Kopf bedeckt das Birett.
Seine beiden Hände halten den Kelch.
Wappen find nicht mehr vorhanden; Bourdon nennt an erfter und zweiter Stelle
zutreffend Ehrenberg und Gemmingen. Das dritte Wappen konnte er nicht mehr be-
fiimmen: es müßte Dottenheim gewefen fein; als viertes nennt er richtig Sickingen.
Die verfchwundene Infchrift lautete nach Bourdon: Anno domini m ccece xeviü
die x mensis januarii obiit venerabilis dominus Gerhardus de Erenberg scholasticus
et canonicus huius inclytae ecclesiae Moguntinensis, cuius anima in pace quiescat
perpetua amen.
Der Stil des Denkmals ift [c&hon wiederholt richtig in Beziehung zu den Arbeiten des
Adalbertmeifters und zu dem Heiligen Grab im Dom gebracht worden. Aber gerade
hier wird deutlich, daß die Gruppe diefer Werke kaum einer und derfelben Werk-
jtatt, ficherlich nicht einem und demfelben Meifter zugefchrieben werden kann. Während
wir nämlich ihren Stil noch nach 1500 feingliedrig und vielbrüchig, in den Köpfen
[&harf gefChnitten, hager und asketifch z. B. in dem Martinus der Sakriftei (f. oben
S. 347) lebendig finden, herrfcht in unferem Denkmal fchon eine vollere, [chwerere
Weife. Diefes fleifchige, großformige Geficht, diefes Gewand, das nicht mehr dünne,
röhrenartige Stege auf flachem Grund zeigt, fondern vollere, rundere, mannigfaltiger
brechende Falten, fie weifen deutlicher auf das neue Jahrhundert hin. Eine ftärkere
Vitalität [pricht fich aus, ein gefteigertes Lebensgefühl, ein Sinn für Größe und Wucht,
wie er dem Meifter des Breydenbach und des Martinus der Sakriftei z. B. nicht eigen
war. Kurzum, es gilt innerhalb der Gruppe allmählich die Unterfchiede zu erkennen.
Es wird fich zeigen, daß wir nicht nur nach Entwickelungsftufen zu trennen haben,
[ondern auch nach Meifter-Perfönlichkeiten. Eine folche befondere, wie mir f[cheint
wohl faßbare Künftler-Individualität haben wir hier vor uns, einen Meifter des Über-
gangs, der zwifchen dem Schulhaupt jener älteren Gruppe und Backoffen zeitlich mitten
inne fteht. Im übrigen ift die Arbeit keineswegs von allererfter Feinheit.
Nr. 36. In der Ecke des Süd- und des Oftflügels ein gotifcher Taufftein,
achtfeitig, I m im Durchmeffer, aus grauem Sandftein. Der Fuß ift neu. An den acht
Seiten oben ein gotifcher Bogenfries in rechteckiger Umrahmung. Die nafenbefetten
Bogen und die Rahmenleiften zwifchen ihnen enden nach unten in Lilien. Das
eigentliche Becken ift kreisrund. Der Stein foll aus der Stephanskirche ftammen. Er
gehört wohl noch dem 14. Jahrhundert an.
Taufftein
EEE VRR