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476 Kreuzgang, Denkmäler: Oftflügel Nr. 71
Die Inföhrift — in gotifchen Minuskeln — war fchon zu Bourdons Zeiten nicht mehr
ganz lesbar; feitdem ift fie weiter befchädigt worden. Wir geben fie daher nach
Bourdon und Gudenus ergänzt: Anno domini m » cccc - Ixxviij » die ij - Januarii obiit
honesta mater Margaretha filia - -- Anno domini m » d.xj - die iij » decembris obiit
perillustris - .- maritus ejus quorum animae requiescant in pace » Das Wappen (nur
Schild), möglicherweife ein bürgerliches, ift nicht mehr zu deuten.
Daß das Denkmal in fo jammervollem Zuftand auf uns gekommen ift, ift ganz
befonders zu beklagen: offenbar war es nach Auffaffung und Darftellung gleich be-
deutfam. Börger und Paul Kaugfch ftellten es in die Nähe des Breidenbach-Grab-
fteins (f. oben S. 256), und unleugbar beftehen da fowohl im Motiv (man beachte die
gekreuzten Unterarme, das an die hageren Gliedmaßen dicht angelegte Totenhemd)
wie im Stil (hohe, lange und fthmale Faltenftege, die mitunter fireng [ymmetrifch ge-
ordnet find) Beziehungen. Aber man darf fich dadurch nicht täufchen laffen. Auch
heute noch fieht man deutlich, daß der Stil doch ein ganz anderer war. Wir erkennen
überall wellig bewegte Säume, eingebeulte Faltenrücken, fogar kleinteilige Faltenan-
häufung, mit andern Worten den Stil der Backoffenzeit. Das ift auch gar nicht merk-
würdig: der Stein ift eben ficher nicht nach dem Tode der Frau (1478), fondern erft
nach dem Tode des Mannes (1511) hergeftellt worden. Möglicherweife ftellte er
eine Verbindung zwifchen den beiden größten Mainzer Werkftätten diefer Jahre her,
der Werkftatt des Breidenbach-Meifters und der Werkftatt Backoffens.
Jacob Kolligs Über Nr. 70: Grabdenkmal des Domvikars Jacob Kolligs + 1719. Sein
Grab erwähnt Bourdon bei der Nr. 71 im Weftflügel (iuxta portam ante bibliothecam);
dort in der Nähe hing auch urfprünglich unfer Denkmal an der Mauer, wo Bourdon
die Infchrift abfchrieb (fie fteht bei den unter Bourdons Nr. 73 aufgeführten Denk-
mälern). Das Denkmal ift aus rotem Sandftein angefertigt (die Infchrift fagt zwar: sub
hoc marmore quiescit), 1,15 m hoch und 0,86 m breit. Es hat die Form einer von
Voluten, Blütengehängen und Akanthuswerk eingefaßten Kartufche. In der Mitte des
oberen Rahmens ift der Schild des Verftorbenen angebracht: ein Sechsberg, jeder
Berg mit einem flämmchenähnlichen Gebilde (Kohlenmeiler); unten in der Mitte des
Rahmens ein geflügelter Totenfchädel. Das Ganze ift eine recht tüchtige Arbeit, die
gerade in der Ausgeftaltung der Barock-Umrahmung phantafiereichen Schwung verrät.
Petermann, Nr. 71. Grabftein des ... Petermann, genannt Boderam 7-1981:
gen. Bode- Gudenus III S. 965. Zeichnung der Wappen und der Infchrift des Steins voh Bod-
Re mann (Stadtbibl. Mappe III, 26). Lehne, Gef. Schriften. Mainz 1837. B. IV, 1. S. 173.
Die Platte ftammt aus St. Mauritius und kam 1804 in die Memorie des Domes,
wo fie Bodmann 1806 fah und zeichnete. Von da wurde fie (wann?) in den Kreuz-
gang übertragen. Sie ift 1,19 m breit und 2,45 m hoch, aus rotem Sandftein und
namentlich in der Mitte und unten ftark abgetreten, fonft aber unverfehrt. Einft trug
fie das Bild des Verftorbenen in eingeritten Linien: es ift fo gut wie ganz ver-
[&hwunden. Auch die Infchrift in gotifchen Unzialen, die in einem von zwei einge-
grabenen Linien begrenzten Randftreifen einft außen umlief, hat fehr gelitten. Sie
lautet aufgelöft und ergänzt folgendermaßen: + ANNO - DOMINI: M: CCC : | LXXXI: IN.
DIE:X: M- MARTIRVM - OBIIT. PETER/MANNVS . DICTVS .. / BODERAM - CVIVS : ANI-
MA. REQVESCAT. IN- PACE AMEN. Oben fteht in den Ecken innerhalb des Rahmens
je ein Wappenfchild in kräftigem Relief, links Boderam, rechts Gensfleifch.
Joh. Jod. Auf Nr. 71 Denkmal des Domvikars Johann Jodocus Sivers + 1757.
Sivers Nach Schunk II S. 80f. befand fich das Denkmal urfprünglich „im Umgange bei der
Türe des Kapitelhaufes“.
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