Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Halenzafches 
Haus 
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490 Architekturteile ehemaliger Domhäufer 
fußen auf abgeftuften Sockeln: jeweils ift eine viereckige Platte mittelft beiderfeits abge- 
dachter Zwickel in eine runde Bafis übergeführt. Die runden Schäfte haben ebenfolche, 
wenig ausladende Kopfftücke, denen aber je nach zwei Seiten konfolartige Anfäte 
angearbeitet find, offenbar um der Länge der Unterzugbalken auf eine größere Strecke 
ein feftes Auflager zu fChaffen. Das Profil des Kopfftücks ift jeweils um die Konfolen 
herumgeführt. Eine der Säulen hat auch noch eine dritte folche Konfole, die, etwas 
tiefer, rechtwinklig zu den beiden anderen geftellt ift. An diefen Stügen kommen einige 
Steinmeßzeichen vor, die wir unten mit anderen Steinmetzeichen abbilden. Sodann 
findet fich hier ein roher Konfolftein mit einem Haken zur Aufnahme einer 
Rolle: das Stück hat einft einem Ziehbrunnen gedient: Und endlich ift noch da die 
Faffung eines großen hoch-rechteckigen Fenfters mit Kreuzftock, wiederum aus 
rotem Sandftein. Pfoften und Gewände find flach gekehlt; auch hier ein Steinmeg- 
zeichen (f. unten). 
Alle diefe Überrefte ftammen von einem und demfelben Mainzer Haus, nämlich 
von der oben S. 433 fchon erwähnten Brandenburgifchen Domftiftskurie zum Stecken. 
Fr. Schneider hat in feiner gleichfalls [f&hon angeführten Schilderung diefes 1898 ab- 
gebrochenen Haufes (Die Brandenburgifcthe Domftiftskurie zu Mainz, Hohenzollern- 
Jahrbuch III. 1899. S. 34 ff.) auch diefe Bauteile befprochen und einige Einzelheiten 
abgebildet (S. 41 und 44). 
Ferner liegen hier Baurefte von Häufern, die an Stelle des heutigen Neubaues Markt 
Nr. 2 ftanden. Zunächft find es die fechs Balkonkonfolen und zwei Bogen- 
refte der darunter gelegenen Ladenarchitektur des ehemaligen Halen- 
za[chen Haufes, abgeriffen 1896 (f. Tafel 77 bei Nr. 7 und Tafel 2, Dom vom 
Höfchen aus, der Bau links am Rande; Photographien des Haufes und des Balkons 
mit den Ladenbogen in der ftädtifchen Gemäldegalerie). Die Konfolen von den beiden 
Ecken des Haufes find als Zwillingskonfolen gebildet. Je die äußere diefer Konfolen 
ift [Chräg nach außen geftellt, da hier der Balkon noch ein Stück über die Hausecken 
hinaus auslud. Alle Konfolen tragen an der Stirnfläche eine Gefichtsmaske; die Seiten- 
flächen zeigen zum Teil ein langgezogenes Akanthusornament (f. Vogts, Mainzer 
WohnhausS. 34, Abb. 26, Nr. 11), teils haben fie glatten Spiegel mit ringsumlaufender 
vertiefter Randlinie. Die mittleren Konfolen ruhten auf Halbfäulen, die zwifchen den 
Ladenbogen ftanden. Ferner gehören dazu zwei kürzere Konfolen, die urfprünglich 
die Schlußfteine von zweien der Ladenbogen bildeten; die eine trägt an der Stirn- 
fläche eine Hausmarke und die Buchftaben IMG, auf der anderen fteht an entfprechen- 
der Stelle: renovatum 1782. Von den beiden Korbbogenreften der Ladenarchitektur 
zeigt der eine als Schlußftück eine Barockkartufche mit den Buchftaben CA B!) und 
feitlich in den Zwickeln ein derbes, knorpelwerkartiges Akanthusmufter. Der andere 
Bogen ift in den Zwickeln nur mit Ruftikalinien ornamentiert. Sein Schlußftein ift 
‘) Die Buchftaben CAB find aufzulöfen mit Carl Antonio Bartarello (Bertrello); fiehe 
Stadtaufnahme von 1747 (Mainzer Stadtbibliothek) vor Fol.175, Nr.675 (537 neu). C. A. Bortorella 
„Italiener“, wird am 9. Dezember 1692 als Mainzer Bürger aufgenommen (f. Schrohe, Mainz 
unter kurfürftlicher Verwaltung Beitr. z. Gefch. d. Stadt Mainz V, Lifte der neuaufge- 
nommenen Bürger). Im Jahre 1694 ift er bereits im Befige des Haufes („Eckhaus an der 
Hofpforten“ d. i. die Pforte zum heutigen Höfchen); f. Schagungsregifter von 1694, Krämer- 
zunft, Fol. 28v (Stadtbibliothek). Nicht lange vor- oder nachher wird Bartarella mit dem Neubau 
(oder, was wahrfcheinlicher ift, mit dem Umbau der Faffade) des Haufes begonnen haben. 
Die Buchftaben IMG find aufzulöfen mit Jofef Markus Goffi, der um 1780 Befiger des Haufes, 
damals Lit. B 16, war, f. Verzeichnis der Häufer im Stadtviertel B (Stadtbibliothek); frdl. 
Mitteilung von Prof. Dr. Heidenheimer. 
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
    
  
  
   
  
   
	        
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