Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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496 Gothardkapelle: Das Äußere 
verhandelt wird,!) ficherlich den alten Beftand der Kapelle nicht angetaftet. Dagegen 
hat fie nachweisbar im Dombrand des Jahres 1767 fchwerer gelitten: Bilder der 
Feuersbrunft (f. unten S. 503) zeigen ihren Turm und ihr Dach in Flammen. Allein die 
Gewölbe hielten ftand und fo ging die Kapelle auch aus diefer Kataftrophe in ihrem 
wefentlichen Kern unverfehrt hervor. Bei der Herftellung wurden vor allem einige 
Fenfter verändert. Außerdem erhielt der Bau ein neues Dachgefims und Dach. In 
der Folge hat man dann im Obergefchoß eine Wohnung für den Domfthweizer ein- 
gerichtet,?) was wiederum einige kleinere Umgeftaltungen zur Folge gehabt haben 
mag. Endlich hat Friedrich Schneider eine gründliche Herftellung der Kapelle einge- 
leitet (1901 ff.). Glücklicherweife beföhränkte man fich aber darauf, die Räume von nach- 
träglichen Einbauten und Zutaten freizumachen und der Kapelle ein neues Dach zu 
geben. Zu einem „ftilgerechten Ausbau“ des Innern kam es nicht. Und fo find wir 
heute in der glücklichen Lage, die kraftvollen Glieder des Aufbaus, die ein- 
drucksvollen Räume ohne ftörende Zutaten in ihrer wuchtigen Schönheit zu genießen. 
Und daneben erfchwert kein neuer Put, keine neue Bemalung die eingehendfte 
Unterfuchung. 
Das Ergebnis diefes gefchichtlichen Überblicks ift, daß der Bau im wefentlichen 
durchaus aus einem Guß fein muß. Alle die erwähnten Schickfale können ihm nur 
unwefentliche Veränderungen gebracht haben. Unfere Betrachtung wird diefen Schluß 
vollkommen beftätigen. Nur ein wichtiger Beftandteil der Anlage ftammt nicht aus der 
Bauperiode von 1135, das ift die Südwand der Kapelle. Wir erinnern uns, daß wir 
in ihr ja fchon oben (S. 34 ff.) einen Teil der älteren Martinskirche, und zwar die Nord- 
wand des einftigen weftlichen Querhaufes vom Willigis-Bardo-Dom erkannt haben. 
Diefe Südwand ifta. a. O. ausführlich befprochen worden. Wir können fie hier ganz 
außer Betracht laffen. 
BAUBESCHREIBUNG: DAS ÄUSSERE 
Der Grundriß (Tafel 85,a)?) zeigt ein größeres Rechteck, aus deffen öftlicher Schmal- 
feite der Chor in der Form eines kleineren Rechtecks nebft einer im flachen Bogen 
vorfpringenden Apfis heraustritt. Leider find die beiden Schmalfeiten ganz oder 
nahezu ganz eingebaut; die einzige freiftehende Seite der Kapelle — die füdliche 
kommt ja nicht in Frage — ift die Nordfeite (Tafel 85,d und Abb. 115). Hier ift 
die Wand folgendermaßen gegliedert: über einem Sockel, der das Profil der attifChen 
Bafis zeigt,*) erhebt fich das glatte Mauerwerk. Es ift etwas oberhalb der halben Höhe 
durch ein Gefims zunächft horizontal geteilt. Das Gefims hat die denkbar einfachfte 
Form, Platte und Schmiege. In der unteren Zone der Wand rahmen zwei fChmale 
mittlere Lifenen und fehr breite Eckvorlagen drei flache Wandfelder ein, ein mittleres 
[chmalhohes, ein weftliches annähernd ebenfo breites und ein öftliches etwas breiteres. 
Nach oben find die äußeren Felder durch einen Rundbogenfries begrenzt, der uriter 
!) Domkapitelprotokolle vom 18. Januar 1645 und vom 12. Auguft 1647 in Würzburg. 
2) F. G. Habel, Das Grab des Erzbifchofs Adalbert I in der Gothardkapelle am Dom zu 
Mainz. Aus Bärs diplomatifcher Gefchichte der Abtei Eberbach (I, 86 ff.) befonders abge- 
druckt. Wiesbaden 1850. Mit vier Kupfern. S. 6 Anm. 27. 
3) Wir geben die Aufnahme der Gothardkapelle auf Tafel 85 ‘nach Schneider, d. h. in dem 
Zuftand vor der letzten Herftellung. So ift der Treppeneinbau im füdweftlichen Joch (vgl. die 
Abbildungen a, ce und e) mittlerweile befeitigt, das Dach ift anders geftaltet, einige Fenfter 
und Türen find verändert: es wird davon im Einzelnen die Rede fein. 
*) Heute nur hier an der Nordfeite freigelegt: er liegt im übrigen unter dem heutigen 
Straßenniveau. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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