Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
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Türen 
Bauftoffe und 
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
502 Gothardkapelle: Bauftoffe, Bearbeitung 
In der Weftwand findet fich auch hier eine Tür, die vermutlich einft direkt ins 
Obergefihoß der bifchöflichen Pfalz, oder etwa auch auf eine Galerie führte. Heute 
ift fie zugefegt. Auch hier find die Gewände glatt und einfach rechtwinklig eingeftuft. 
Und wieder verengt in erheblicher Tiefe ein einfpringender Rahmen die Öffnung. 
Diefer Rahmen ift den einzelnen Quadern angearbeitet, und ebenfo ift er oben aus 
einem Stück mit der Sturzplatte. Diefe ift alfo über dem vorderen Teil der Tür recht- 
winklig ausgefChnitten. Das Bogenfeld darüber, heute zugefett, lag urfprünglich tief. 
Die ganze Tür ift breiter und ftattlicher als die entfprechende unten: es ift die Tür, 
durch die der Erzbifchof feine Kapelle betrat. Endlich ift noch im weftlichen Feld der 
Nordwand nahe der Ecke die alte Tür zur Galerie erhalten, ein ganz [Chlichtes, recht- 
winklig in die Wand gefchnittenes Rundbogenpförtchen, deffen Bogenfeld erft in 
ziemlicher Tiefe gefchloffen ift. Die Tür, durch die man heute in die Kapelle kommt, 
ift ganz neu. 
Auch im Innern herrfcht der Kalkftein. Aus Quadern (derfelben Art und Bearbeitung 
Bearbeitung wie im Langhaus des Doms) find wiederum alle Gliederungen: Pfeiler, Wandvorlagen, 
Turm 
Bogen, Türgewände gebildet; aus Kalkbruchfteinen eines mittleren recht gleichmäßigen 
Formats in guter Lagerung die Wände und großenteils die Fenfterleibungen. Eine 
Ausnahme machen im Untergefchoß der Kapelle allein die Bafen (aber nicht die 
Fußplatten!) und Kämpfer der freiftehenden Pfeiler: die find nicht aus Kalkftein, 
fondern aus dem dunkelroten, harten (Haardt-)Sandftein gearbeitet, dem wir im Oft- 
bau begegnet find. Im Obergefthoß der Kapelle find (abgefehen von den deutlichen 
Erneuerungen [päterer Zeiten) nur die vier Säulen nicht aus Kalkftein, fondern nebft 
ihren Bafen und Kapitellen aus weiß-gelblichem Sandftein (wie die einzige erhaltene 
Säule von der Oftturmgalerie). Fenfterbänke und -ftürze (einfache Steinbalken) an 
der Südfeite find aus rotem Sandftein: die derbe Riefelung kennzeichnet das 18. Jahr- 
hundert. Erneuerungen der jüngften Zeit (z. B. die Bafen der Triumphbogenpfeiler) 
find aus hellrotem Mainfandftein. 
Konftruktion, Bauftoff und Art der Arbeit fichern unantaftbar die Zufammengehörig- 
keit der Kapelle mit dem Oftbau und dem Langhaus des Doms. Und zwar wird 
Friedr. Schneider Recht haben: die Kapelle wurde nach dem Langhaus errichtet. 
Es ift denkbar, daß man zur felben Zeit noch am großen Oftturm des Doms baute: 
feine Galerie erfcheint in den Formen noch etwas eleganter als die der Kapelle (vgl. 
Abb. 24 oben auf S. 51), und das Auftauchen desfelben graugelben Sandfteins, den 
wir dort finden, hier im Obergefchoß der Kapelle fpricht auch für eine gewiffe Gleich- 
zeitigkeit. Andererfeits verbindet die Kapelle der rote Haardt-Sandftein (im Unter- 
gefchoß) mit dem unteren Oftbau und der Kalkftein mit dem Langhaus. So fpiegelt 
fie gewiffermaßen den großen Bau im Ganzen noch einmal wieder. 
Außerordentlich fchön ift der Eindruck, den man heute in der Kapelle empfängt. 
Die mächtigen Bauglieder fprechen eine ganz reine Sprache, und die klare und doch 
[jo reiche Raumentwickelung wirkt in hohem Grade eindrucksvoll: die damals noch 
nicht eben feit langem gewonnene Monumentalität des Bauens hat uns in der Kapelle 
eines ihrer fChönften Denkmäler hinterlaffen. 
Auf der Zeichnung des Jan de Beyer (f. unfere Tafel 1) taucht zwifchen dem Nord- 
giebel des Weftquerhaufes am Dom und der großen Kuppel der Sebaftianskapelle ein 
niedriger, achtfeitiger Turm mit Giebeln und einem f[&hlanken, achtfeitigen Helm auf. 
Er ragt mit. feinem Hauptgefims gerade noch über die Dächer der Häufer empor. 
Nach den Größenverhältniffen, in denen er erfcheint, kann er nicht weit entfernt fein. 
Und da in diefer Richtung kein anderes kirchliches Gebäude zu fuchen ift, fo bleibt 
  
	        
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