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Baubefchreibung, Äußeres: Oftapfis 41
Das folgende Hauptgefchoß zeigt ein doppeltes Relief: die Wand ift gewiffermaßen
in drei Schalen zerlegt. In die innere Schale, ganz glatt, find die Fenfter eingefchnitten.
Ihre Gewände find einfach gefchrägt, nicht abgeftuft. Die zweite Schale befteht aus
einer Folge von fieben dicht aneinander gerückten flachen Blendnifchen, die unten
rechteckig, oben halbrund nur fhmale Bänder zwifchen fich laffen, auch unten und
oben faft den ganzen Raum einnehmen. Sie find abwechfelnd verfchieden hoch: die
drei Blenden, die die Fenfter umrahmen, find höher als die vier anderen. Die äußere
Schale endlich befteht oben aus einer Bogenreihe: die Bogen umrahmen konzentrifch
die der oben genannten Blenden. Sie fußen auf fehlanken Halbfäulen, die mit ihren
[chlichten Würfelkapitellen und einfachen attifchen Bafen den Wandftreifen der zweiten
Schale vorgefegt find. Die Bafen erheben fich über kleinen Sockeln, die unmittelbar
aus der Wand des Untergefchoffes herauswachfen. Neben ihnen ift diefe Wand hori-
zontal mehrfach zurückgeftuft: der Rückfprung ift mit dem Profil der attifchen Bafıs
abgedeckt, das, von den Bafen der Halbfäulen aus jeweils zurückgekröpft, ringsum
läuft. Abgefehen von diefer Abdeckung find alle Rückfprünge der ganzen Gliederung
kantig. Nur die äußeren Bogen über den drei Fenftern zeigen ein reicheres Profil,
einen flachen Karnies. Ja der Bogen über dem erften Fenfter von Norden her weift fogar
anftelle des Karniefes ein Zopfband auf. Überhaupt fcheint es, als ob eine reichere
Dekoration beabfichtigt gewefen wäre: an demfelben Fenfter ift auch der innere um-
rahmende Blendenftreifen mit einer fortlaufenden Ranke — es ift ein dreifträhniges
Band mit lilien- oder palmettenförmigen Blättern (Tafel 71) — gefchmückt, und die
beiden benachbarten Kapitelle gehören zu den intereffanteften am ganzen Dom. Das
eine zeigt nach vorn zwei [ymmetrifch angeordnete, nach außen gekehrte Vögel, die an
Ranken emporklettern, fich umwenden und nach den Blättern eines in der Mitte auf-
wachfenden Baumes picken. Die Ranken — dreifträhnige Bänder — laufen in dreiteilige
gekerbte Blätter aus, deren äußere Spitzen gern [piral eingerollt find. Es kommen aber
auch Blätter mit flach gerundeten Füllungen vor und weiter palmettenähnliche Bildungen.
Bemerkenswert ift fchließlich, daß die Vögel an Bruft und Hals mit gelochten Bändern
gejhmückt find (Tafel 7a). An der (vom Befchauer aus) rechten Seite des Kapitells ift
eine ähnliche Darftellung, nur daß hier die Vögel nach innen gekehrt an einer Traube
picken, die den fparrenförmig gegliederten Stamm des Baumes krönt. Die dritte Seite
zeigt einen Adler, mit ausgebreiteten Flügeln auf einer Ranke ftehend, ein nahezu
heraldifches Bild. Über feine Bruft laufen kreuzweis gelochte Bänder.
An dem zweiten Kapitell erblickt man wiederum in [fymmetrifch verflochtenen
Ranken zwei auf den Hinterbeinen ftehende, nach außen gekehrte efelähnliche Un-
getüme, die mit ausgereckter Zunge an den Rankenblättern lecken. Zu beachten find —
neben dem gelochten Band — die Zackenftreifen, die doch wohl die ftilifierte Begren-
zung einer mähnenartigen Behaarung darftellen follen (Tafel 7 b). Die rechte Seite diefes
Kapitells zeigt nur eine Ranke, die linke noch einmal ein efelartiges Ungetüm, ähnlich
denen der Vorderfeite. Über die Herkunftdiefer Dekoration ift weiter unten einiges gefagt.
Die Apfisfenfter haben nicht mehr die urfprüngliche Form. Wenn man fcharf zu-
fieht, bemerkt man, daß in den Gewänden und Bogen mehrfach hellere und etwas
anders bearbeitete Steine auftreten als in den benachbarten Wandflächen und Gliede-
rungen. Vor allem: es finden fich plößlich zahlreiche Steinmegzeichen, aber immer
nur an den eigentlichen Fenftergewänden und -bogen, Steinmetzeichen genau von
derfelben Form und Größe wie am Weftbau des Domes, während fich fonft am Oftbau
nur kleine Kreuze und Winkel, kleiner und anders gezeichnet, beobachten laffen
(vgl. unten die Zufammenftellung der Steinmetzeichen). Ich habe acht bis zehn ver-